Dortmund (dpa) - Die Rückkehr der Spielfreude vertrieb die wochenlangen Zweifel. Berauscht vom 5:0 (1:0)-Kantersieg über Fortuna Düsseldorf schöpften alle Dortmunder neuen Mut im Titelkampf. Schließlich ebnete der zweite Sieg in Folge den Weg zurück in die Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga.
Mit leuchtenden Augen ließ der starke Regisseur Julian Brandt die BVB-Gala Revue passieren: »Heute hat man gesehen, was in uns steckt. Wir haben alle vor Spielfreude gestrotzt. Das mussten wir uns noch in den letzten Wochen hart erarbeiten.«
Das 5:0 gegen die nur in den ersten 40 Minuten konkurrenzfähige Fortuna glich einem Erweckungserlebnis. Schließlich ging die lange, zumeist krampfhafte und erfolglose Suche der Dortmunder nach mehr Spielkultur am Samstag zu Ende. In beeindruckender Manier rief die Mannschaft endlich wieder ihr großes Potenzial ab. »Das war wieder ein Schritt nach vorn. Daran müssen wir anknüpfen und versuchen, bis zur Winterpause so weiter zu machen«, kommentierte BVB-Kapitän Marco Reus.
Mit den Gegentoren von Reus (42./70. Minute), Jadon Sancho (63./74.) und Thorgan Hazard (58.) vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion waren die Düsseldorfer am Ende noch gut bedient. »Wir sind komplett unter die Räder gekommen, das war viel zu wenig«, bekannte Fortuna-Abwehrspieler Andre Hoffmann im TV-Interview bei Sky.
Ähnlich groß wie bei seinen Profis war die Erleichterung bei Lucien Favre. Dank der jüngsten Siege gegen Berlin (2:1) und Düsseldorf sind die Kritiker des Fußball-Lehrers verstummt. Schlagzeilen von einem drohenden Aus des 62-Jährigen beim Revierclub dürften vorerst der Vergangenheit angehören. »Heute waren alle sehr, sehr gut - defensiv und offensiv«, lobte der Fußball-Lehrer.
Es passte ins Bild der erstarkten Borussia, dass auch Nationalspieler Reus überzeugte. Nach zuletzt schwachen Auftritten und viel öffentlicher Kritik gab der Nationalspieler die Antwort auf dem Platz. »Ich weiß selbst, dass ich in den letzten Wochen nicht die besten Leistungen gebracht habe. Deshalb war die Kritik berechtigt. Aber man muss positiv bleiben und weiter an sich glauben. Es tut gut, wenn man der Mannschaft mit Toren und Assists helfen kann«, sagte Reus.
Anders als viele Beobachter hatte Trainer Favre nie an den Qualitäten des Ausnahmekönners gezweifelt - und fühlte sich dafür bestätigt: »Er hat es heute sehr gut gemacht und war sehr präsent. Alle wissen, dass Marco Reus sehr wichtig für die Mannschaft ist. Es gilt für alle Spieler in der Welt, dass man nicht immer in Topform sein kann.«
Die Trendwende der Borussia kommt vor den noch vier ausstehenden Pflichtspielen bis zur Winterpause zur rechten Zeit und gibt Rückenwind für das Gruppenfinale der Champions League am Dienstag daheim gegen Slavia Prag.
Dagegen hatte die Partie für die Fortuna eher die gegenteilige Wirkung. Vor allem der Einbruch in der zweiten Halbzeit schürte Zweifel an einem erfolgreichen Kampf um den Klassenverbleib. »Wir haben leider nur in der 1. Halbzeit das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. In den zweiten 45 Minuten waren wir einfach schlecht«, klagte Trainer Friedhelm Funkel.