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Bundestrainer Löw hört nach der EM im Sommer auf

Nach langen Debatten hört Fußball-Bundestrainer Joachim Löw nach der EM im Sommer auf. Der DFB entspricht dem Wunsch nach einer vorzeitigen Auflösung des Vertrags.

Schluss
Joachim Löw hört nach der EM als Bundestrainer auf. Foto: Federico Gambarini/dpa
Joachim Löw hört nach der EM als Bundestrainer auf. Foto: Federico Gambarini/dpa

FRANKFURT. Zuweilen wirkte dieser Mann entrückt, zwischenzeitig schien es sogar so, dass dieser Mann sich nicht mehr mit anderen wirklich auseinandersetzt. Weil er sich nach dem Weltmeistertitel 2014 in Rio de Janeiro für unangreifbar gehalten hat, war er doch aufgerückt zu Sepp Herberger, Helmut Schön und Frank Beckenbauer. Dass dieser Mann trotz aller Höhenflüge aber doch den Blick für die Realitäten behalten hat, zeigt seine Entscheidung, nach der Europameisterschaft endgültig Platz zu machen für einen Nachfolger und seinen Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar nicht zu erfüllen. Joachim Löw beendet seine wahrhaft große Karriere als Bundestrainer definitiv nach dem Euro-Turnier im Sommer. Am Ende siegt die Vernunft, Joachim Löw hat die Kurve gekriegt.

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Löw werde seinen ursprünglich bis 2022 laufenden Vertrag unmittelbar mit Abschluss des Turniers auf eigenen Wunsch beenden, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag mit. »Ich gehe diesen Schritt bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende Turnier angeht«, wurde Löw in der Mitteilung des Verbandes zitiert. Der DFB, fast überflüssig zu sagen, stimmte der Absicht Löws zu. Der Mann aus Schönau hatte das Amt nach der Weltmeisterschaft 2006 übernommen. Zuvor war er zwei Jahre lang Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewesen. »Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Joachim Löw. Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball«, sagt DFB-Präsident Fritz Keller: »Dass er uns frühzeitig über seine Entscheidung informiert hat, ist anständig. Er lässt uns als DFB die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen.«Seit Russland 2018 in der KritikZu Löws Erfolgsgeschichte zählt aber auch, dass der Bundestrainer seit dem Debakel von Russland 2018 fast durchgängig in der Kritik steht. Das blamable Scheitern in der Vorrunde allein war Grund für einen Rücktritt. Er vollzog ihn nicht, zog sich in den Schmollwinkel zurück. Zuletzt wurde nach dem 0:6 in Spanien im Herbst erneut eine vorzeitige Ablösung gefordert. Nach klärenden Gesprächen durfte Löw weitermachen, auch, weil es keine vernünftig denkbare Alternative gab. Den idealen Zeitpunkt des Abdankens verpasste er nach dem Titel von Rio de Janeiro, dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere.

»Dankbar bin und bleibe ich gegenüber dem DFB, der mir und der Mannschaft immer ein optimales Arbeitsumfeld bereitet hat«, sagt Löw nun. Und für das Turnier verspüre er »weiterhin den unbedingten Willen sowie große Energie und Ehrgeiz«. In der Gruppenphase im Juni in München trifft Löws Mannschaft zunächst auf Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Außenseiter Ungarn.

Die Mitteilung aus Frankfurt kam am Dienstag völlig überraschend. »Das ist eine traurige Nachricht, aber noch ist er im Amt«, sagte RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. Löw habe einen großen Einfluss auf den deutschen Fußball und »eine Epoche geprägt mit Titeln und einer Entwicklung«, sagte Nagelsmann. »Es wird hoffentlich ein glorreicher Abschluss.« Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke überschlug sich fast: »Löw hat in seiner Zeit als Bundestrainer Großartiges für den deutschen Fußball geleistet, seine Entscheidung verdient viel Respekt, weil es sich um eine Entscheidung der eigenen Stärke handelt.« Watzke rief »alle im deutschen Fußball« auf, »ihren Teil beizutragen, um Joachim Löw im Sommer jenen großen Abschluss zu ermöglichen, den er verdient«.

Als möglicher Nachfolger wird Liverpools Teammanager Jürgen Klopp gehandelt, der mit den Reds in der Premier League tief in der sportlichen Krise steckt. Auch der Name des früheren Leipziger Trainers Ralf Rangnick wird genannt. Junioren-Nationaltrainer Stefan Kuntz wäre die einzig denkbare interne Lösung, wird aber nicht wirklich erwogen.

Die Idealbesetzung wäre Jupp Heynckes. Aber der wird sich nicht mehr überreden lassen. (GEA)