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Bitteres 1:2 im EM-Finale für U21 - »Haben alles gegeben«

Nach dem schmerzhaften WM-Sommer 2018 beschenkt die U21 den deutschen Fußball trotz einer furiosen EM nicht mit dem EM-Titel. Im Finale gegen Spanien können Kuntz & Co. nach verkorkstem Beginn nicht zurückschlagen. Lob gibt es aber jede Menge.

Vallejo
Jesús Vallejo (r) mit einer rustikalen Aktion. Foto: Cezaro De Luca
Jesús Vallejo (r) mit einer rustikalen Aktion. Foto: Cezaro De Luca

UDINE. Mit traurigen Mienen schauten Stefan Kuntz und seine U21 dem tanzenden Europameister Spanien zu. Ein paar Meter abseits vom Konfettiregen schlichen Deutschlands Nachwuchsfußballer nach dem 1:2 (0:1) in einem dramatischen EM-Finale schnell in die Kabine.

Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff musste sich der Titelverteidiger am Sonntagabend in Udine trotz großen Kampfes geschlagen geben.

»Man muss Spanien gratulieren. Das ist ein guter Europameister. Aber wir können mit breiter Brust aus dem Turnier gehen«, sagte Trainer Kuntz und mühte sich, bei aller Enttäuschung positive Aspekte hervorzuheben. Die Mannschaft habe nie aufgegeben. »Hut ab, da kann man als Trainer echt stolz sein«, sagte Kuntz in der ARD.

Arm in Arm ging er mit Kapitän Jonathan Tah voran zur Siegerehrung. »Klar ist es jetzt enttäuschend, aber es geht weiter. Wir konnten viel mitnehmen aus dem Turnier«, sagte der Abwehrchef. »Jeder kann sagen, dass er alles reingehauen hat. Wir haben bis zum Ende alles gegeben, haben es aber leider nicht mehr geschafft.«

In einem hochklassigen und intensiven Endspiel sorgte Fabián Ruiz (7. Minute) für die frühe Führung. Mitten in einer deutschen Drangphase und nach einem Missgeschick von Torhüter Alexander Nübel steuerte Dani Olmo (69.) den nächsten Treffer für den fünften spanischen Titel bei. Nadiem Amiri vergrößerte mit dem 1:2 den Nervenkitzel in der Schlussphase (88.).

Nach spektakulärem Offensivfußball um Torschützenkönig Luca Waldschmidt in den vorangegangenen Turnierspielen lief die deutsche Mannschaft dem verkorksten Start trotz imponierender Leistungssteigerung vergeblich hinterher. Vor 23 232 Zuschauern im ausverkauften Stadion Friuli gelang trotz aller Mühen in der Neuauflage des Endspiels von 2017, als Deutschland 1:0 siegte, kein Comeback. Im vierten Finale einer U21-EM war es die zweite Niederlage. Außer 2017 hatte die DFB-Elf 2009 den Titel geholt.

Ein Jahr nach dem WM-Debakel der A-Nationalmannschaft in Russland machte die U21 aber Hoffnung. »Enorm wichtig« seien die guten Auftritte in Italien und San Marino gewesen, sagte Bierhoff. Dazu wurde das Ticket für Olympia 2020 in Tokio gelöst. »Es gibt viele Spieler, die in dem Turnier viele Schritte in ihrer Entwicklung gegangen sind. Wir haben gesagt, dass wir stolz auf sie sind«, sagte Kuntz, der sein Team noch auf dem Rasen versammelte.

Lob gab es auch schon vor dem Endspiel von Löw. »Ich glaube, dass sie eine sehr gute Visitenkarte abgegeben haben«, lobte der Bundestrainer, dem die Kuntz-Auswahl »große Freude« bereitet hatte. Doch bei schweißtreibenden 30 Grad gab es am Sonntag schnellen Frust.

Spanien startete gleich dominant, Deutschland hatte dem versierten Kombinationsspiel von La Rojita anfänglich nichts entgegenzusetzen. Schön freigespielt von den Kollegen nutzte Fabian die schlecht postierte und zögerliche DFB-Defensive früh zu verdienten Führung. Der platzierte 18-Meter-Schuss des Mittelfeldspielers vom Carlo-Ancelotti-Club SSC Neapel schlug unhaltbar für Schalkes Torhüter Nübel ein.

Ein halbwegs gefährlicher Schuss in der 24. Minute von Levin Öztunali, einer von vier 2017-Siegern im Aufgebot, gab Deutschland Sicherheit. Die DFB-Auswahl gestaltete die Begegnung offener, verbuchte sogar eine Drangphase. Gleich vier Eckbälle der Deutschen nacheinander ließen die Verwundbarkeit des Gegners erkennen.

Neben hoher individueller Klasse hatten die Südeuropäer aber auch überhartes Spiel im Repertoire. Der ehemalige Frankfurter Jesús Vallejo durfte nach seinem rüden Einsteigen gegen Waldschmidt froh sein, dass er mit Gelb davongekommen war (33.).

»Wir haben glücklicherweise die Kurve bekommen«, sagte Bierhoff in der Pause. Die Kuntz-Kicker demonstrierten das weiter auf dem Rasen und drehten mächtig auf. Wie schon im Halbfinale gegen Rumänien dominierten sie in Hälfte zwei. Waldschmidt nach einem Schuss von Nadiem Amiri (47.), aus halblinker Position (53.) und aus der Distanz (59.) schnupperte am 1:1 und seinem achten Treffer. Das wäre der alleinige Rekord vor dem Schweden Marcus Berg gewesen (7).

Deutschland drängte und drängte, doch wie aus dem Nichts traf La Rojita. Nübel ließ einen Schuss von Fabian nach vorne abklatschen, Olmo staubte ab. Vorwürfe machte keiner dem Spanier trotz des Missgeschicks. Spanien verpasste das 3:0, der Hoffenheimer Amiri sorgte mit einem abgefälschten Schuss für dramatische Schlussminuten. (dpa)