Courchevel (dpa) - Viktoria Rebensburg lehnte am Zaun, nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, blies die Backen auf und schaute traurig zu den drei jubelnden Konkurrentinnen.
Die beste deutsche Skirennfahrerin hat beim Riesenslalom von Courchevel zwar nach einem verpatzten Saisonstart endlich wieder überzeugt, einen Podestplatz als Vierte aber um die Winzigkeit von 0,04 Sekunden verpasst. »Ein bissl enttäuscht bin ich schon«, sagte die Oberbayerin am Dienstag, probierte aber tapfer das Positive aus dem Rennen zu ziehen. Und mit Blick auf eine starke Teamkollegin konnte sie sogar wieder lächeln.
»Die Vicky ist wieder auf ihrem Niveau«, sagte Bundestrainer Jürgen Graller und resümierte zufrieden: »Jetzt hat sie registriert, dass sie im Riesenslalom wieder zur absoluten Topklasse gehört.«
Dabei hatte die Olympiasiegerin von 2010 zum wiederholten Mal in ihrer Karriere Hundertstelpech und ging beim Sieg der Italienerin Federica Brignone leer aus. Sie kennt das schon von wichtigeren Rennen: Vierte wurde sie bereits beim WM-Super-G 2017 in St. Moritz (Rückstand auf Podium: 0,07 Sekunden), beim olympischen Riesenslalom von Pyeongchang (+0,12) und beim WM-Super-G 2019 in Are (+0,02).
Nach der ersten Enttäuschung wird die 30-Jährige registrieren, dass sie auf dem richtigen Weg. Nachdem es zum Saisonstart mit den Plätzen 13 in Sölden und 7 in Killington nicht klappte, hat sie inzwischen bei der Materialauswahl die richtige Abstimmung gefunden. »Jetzt macht es wieder Spaß, und ich kann Riesenslalom fahren, wie ich mir das vorstelle. Das ist cool«, sagte die Sportlerin vom Tegernsee. »Sie hat wieder Vertrauen«, sagte Coach Graller der Deutschen Presse-Agentur. »Vicky ist auf dem Weg, richtig schnell zu sein.«
Das soll sie schon am kommenden Wochenende wieder zeigen, wenn am Samstag (10.30 Uhr) in Val d'Isère eine Abfahrt ansteht. Nach ihren Plätzen vier und neun bei den Abfahrten in Lake Louise sowie dem Sieg im Super-G in Kanada freut sie sich auf den Speed-Wettkampf.
Die Stimmung im deutschen Team war am Dienstag auch wegen Marlene Schmotz prächtig. Die 25-Jährige wurde nach einem famosen zweiten Durchgang samt Laufbestzeit Neunte und landete so weit vorn wie noch nie in ihrer Weltcup-Karriere. Seit der Ära von Maria Höfl-Riesch und dem März 2014 ist Schmotz die erste deutsche Rennfahrerin, die es neben Rebensburg in einem Riesenslalom in die Top Ten schaffte.
»Ich habe das gezeigt, was ich kann. Und das ist gut gelungen«, sagte die Sportlerin aus dem oberbayerischen Fischbachau, die von Februar 2017 bis Herbst 2018 wegen eines Kreuzbandrisses gefehlt hatte und in Courchevel Topfahrerinnen wie die Weltcup-Gesamtsiegerin Mikaela Shiffrin (USA/17.) oder Ex-Weltmeisterin Tessa Worley aus Frankreich (11.) hinter sich ließ. »Sie fährt im Moment extrem gut Ski«, lobte Coach Graller. »Ihre Laufbestzeit war schon extrem cool.«
Hinter Siegerin Brignone kamen Mina Fürst Holtmann aus Norwegen (+0,04) und die Schweizerin Wendy Holdener (+0,44) auf das Podest.