München (dpa) - Chinas Fußballerinnen sitzen in Australien in Quarantäne, die Hallen-WM der Leichtathleten in Nanjing wurde genauso wie der Ski-Weltcup nahe Peking abgesagt und Tokios Gouverneurin schlägt sechs Monate vor Olympia Alarm.
Das in China grassierende Coronavirus mit weit über 100 Toten hat immer größere Auswirkungen auf internationale Sportevents. »Wir müssen den neuen Coronavirus energisch angehen, um ihn einzudämmen oder wir werden es bereuen«, mahnte Gouverneurin Yuriko Koike, die bei den Sommerspielen in Japans Hauptstadt die Sportwelt zu Gast hat.
Knapp sechs Monate vor der Eröffnungsfeier stehe das Internationale Olympische Komitee »mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und seinen eigenen Experten in Verbindung«, teilte das IOC auf Anfrage mit. »Maßnahmen gegen ansteckende Krankheiten sind ein wichtiger Bestandteil der Pläne für Tokio 2020, um sichere Spiele zu bieten.« In Japan sind bisher acht Fälle des neuen Erregers bestätigt worden.
Aus Angst vor weiteren Ansteckungen mit der Lungenkrankheit werden bereits drastische Maßnahmen ergriffen. Die chinesische Fußball-Nationalmannschaft der Frauen wurde bei ihrer Ankunft in Australien am Dienstag sofort in Quarantäne genommen. Bis zum 5. Februar soll das Team laut übereinstimmenden Medienberichten in einem Stadt-Hotel in Brisbane bleiben. Die Reisegruppe mit 32 Personen soll sich noch am 22. Januar in Wuhan aufgehalten haben. Die chinesische Elf-Millionen-Metropole gilt als Ausgangspunkt des neuen Coronavirus. Krankheitssymptome sollen laut den Behörden von Queensland bei keiner Person in dem Fußball-Team festgestellt worden sein.
Dabei war das Nationalteam just wegen der Folgen des Virus nach Australien geflogen. Weil nämlich ein Qualifikationsturnier für Olympia vom 3. bis 9. Februar nicht wie geplant in Wuhan oder dem Ausweichort Nanjing stattfinden kann, wurde es nach Sydney verlegt. Neben China treten Australien, Taiwan und Thailand an.
In Nanjing wird es vom 13. bis 15. März auch nicht zur Austragung der Leichtathletik-Hallen-WM kommen. Das Event soll nun im März 2021 nachgeholt werden, teilte der Weltverband mit.
Indes wurde auch ein erstes Test-Event für die Winterspiele 2022 in China gestrichen. Die in knapp zweieinhalb Wochen geplanten alpinen Skirennen in Yanqing nahe Peking wurden am Mittwoch abgesagt. Nachdem Teams, Ärzte und Betreuer intern bereits seit Tagen deutlich ihre Bedenken und Sorgen vorgebracht hatten, entschlossen sich nun auch der Weltverband FIS und die Organisatoren in China zu dem Schritt.
FIS-Präsident Gian Franco Kasper sagte, es »müssen die Gesundheit und das Wohlergehen von Athleten und anderen Teilnehmern Priorität haben«. Am 15. und 16. Februar hätten auf den Olympia-Strecken eine Abfahrt und ein Super-G der Herren stattfinden sollen. Dagegen hatten Teams und Skifirmen in den vergangenen Tagen intensiv protestiert.
Der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier zeigte sich erleichtert, »dass es nicht zur Konfrontation kommen wird«. Er meinte eine Situation, in der der Weltverband die Mannschaften dazu auffordert, trotz der Gesundheitsbedenken zu dem Rennen nach China zu reisen. Obwohl sich zuletzt bereits abzeichnete, dass Maier niemanden nach Asien schicken werde, treibt das Thema Athleten und Betreuern um. »Die hatten schon Sorge. Da will keiner hin«, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur.
In China steigt die Zahl der Patienten mit der neuen Lungenkrankheit sprunghaft an. Bis Mittwoch wurden mehr als 6000 Fälle erfasst. Weitere 26 Patienten starben, die Gesamtzahl der Todesfälle kletterte auf 132. Die Stadt Peking »führt proaktiv Maßnahmen durch, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Wir nehmen die Gesundheit der Athleten, Trainer, Journalisten, Fans und Betreuer ernst«, teilte das lokale Organisationskomitee laut Nachrichtenagentur Xinhua mit.
Neben den Skirennen wurden etliche weitere Events im Reich der Mitte gestrichen. Dazu zählen ein Olympia-Qualifikationsturnier der Basketballerinnen, das nach Serbien verlegt wurde, ein Quali-Event für Boxer und die Radrundfahrt Tour of Hainan. Auch etliche Fußballspiele, etwa der asiatischen Champions League, wurden verlegt.
Verbände anderer Sportarten beobachten die Situation genau. Die Formel 1, die am 19. April den Großen Preis von Shanghai im Kalender stehen hat, stehe in engem Kontakt mit den örtlichen Veranstaltern, teilte ein Sprecher der Motorsportserie der dpa mit.
Mitte März steht in Nanjing die Hallen-WM der Leichtathleten an. Der deutsche Verband will nach Prüfung und Abwägung der Informationen über eine Teilnahme entscheiden. »Wir nehmen die Situation sehr ernst, haben aber noch alle Optionen, rechtzeitig entscheiden zu können«, sagte DLV-Mediendirektor Peter Schmitt.