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0:1 - Deutschland von Mexiko entzaubert

Was für ein Fehlstart. Gegen Mexiko finden die deutschen Weltmeister kein taktisches Mittel und werden hart bestraft. Das 0:1 in Moskau ist die erste WM-Auftaktniederlage für Deutschland seit 1982. Jetzt sind Müller und Co. gegen Schweden und Südkorea unter Druck.

Foto: dpa
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MOSKAU. Das Projekt Titelverteidigung ist nach einem krachenden Fehlstart der deutschen Fußball-Weltmeister gegen aggressive Mexikaner schon in Gefahr.

Die Nationalmannschaft ließ beim 0:1 (0:1) im Moskauer Finalstadion alle Titel-Qualitäten vermissen und kassierte die erste Turnier-Auftaktniederlage in der Ära von Joachim Löw. Offensiv fehlte ein Konzept, defensiv herrschte Notstand. Tempofußball spielte nur der Gegner, der durch den starken Linksaußen Hirving Lozano (35. Minute) vor 78.011 Zuschauern im Luschniki-Stadion den Weltmeister mit seinem Siegtor vor den weiteren Partien gegen Schweden und Südkorea in Not brachte.

Bundestrainer Löw ergriff mit der Einwechslung von Marco Reus für Sami Khedira nach einer Stunde notgedrungen ein taktisches Gegenmittel. Offensives Risiko war notwendig, nachdem zuvor Stabilität und Ordnung gefehlt hatten. Doch die Wende blieb aus.

Ein Freistoß von Toni Kroos (39.), den Mexikos Torwart Guillermo Ochoa mit den Fingern an die Latte lenken konnte, schon in der ersten Halbzeit und mehr Druck in der Schlussphase waren einfach viel zu wenig. Mexiko siegte verdient und deckte die Mängel im deutschen Spiel schonungslos auf. Letztmals verlor Deutschland vor 36 Jahren zum WM-Auftakt, damals 1:2 gegen Algerien.

Niederlage
Angreifer Timo Werner und das DFB-Team haben den WM-Auftakt verpatzt. Foto: Federico Gambarini
Angreifer Timo Werner und das DFB-Team haben den WM-Auftakt verpatzt. Foto: Federico Gambarini

Ein Abtasten gab es nicht in der Betonschüssel Luschniki. Schon in der ersten Minute wurde das deutsche Abwehr-Harakiri von den Mexikanern schonungslos offen gelegt. Über die linke Seite konnte Lozano in den Strafraum eindringen. Jérôme Boateng rettete per Grätsche - eine Riesentat. Wenige Sekunden später musste Manuel Neuer das erste Mal zupacken, als Marvin Plattenhardt den Ball vom Knie Richtung DFB-Tor bugsierte. Der Berliner sprang kurzfristig als rechter Verteidiger für den grippe-kranken Jonas Hector ein.

Kopfball
Marvin Plattenhardt (l) steigt gegen den Mexikaner Miguel Layun zum Kopfballduell hoch. Foto: Federico Gambarini
Marvin Plattenhardt (l) steigt gegen den Mexikaner Miguel Layun zum Kopfballduell hoch. Foto: Federico Gambarini

Die Problemzone war aber die andere Flanke. Joshua Kimmich spielte praktisch Rechtsaußen. Seine Defensivaufgaben blieben unerledigt. Immer wieder stießen die schnellen Mexikaner per Konter in diese Lücke. Löw reagierte auf dieses taktische Problem nicht.

Gedränge
Gedränge vor dem Tor von DFB-Keeper Manuel Neuer. Foto: Christian Charisius
Gedränge vor dem Tor von DFB-Keeper Manuel Neuer. Foto: Christian Charisius

Das Gegentor durch Lozano zeichnete sich förmlich ab. Die Fehlerkette, die zum ersten Gegentor in einem WM-Auftaktspiel unter Löw führte, war symptomatisch für das deutsche Spiel. Der schwerfällige Khedira verlor in der gegnerischen Hälfte einen Zweikampf, Mats Hummels rutschte in der Rückwärtsbewegung aus und die Kimmich-Seite war verwaist. Bezeichnend, dass der eigentlich fürs Kreative weit vorne vorgesehene Mesut Özil den finalen Zweikampf im führen musste - und diesen verlor. Lazano ließ sich die Chance diesmal nicht nehmen.

Laufduell
Toni Kroos (l) eilt im Laufduell Mexikos Carlos hinterher. Foto: Federico Gambarini
Toni Kroos (l) eilt im Laufduell Mexikos Carlos hinterher. Foto: Federico Gambarini

Löws Taktik ging hinten und vorne nicht auf. Zu große Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, keine Ordnung, keine Stabilität. Von der versprochenen Besserung nach den mauen Tests gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) war nicht zu sehen. Vor allem Khedira und Toni Kroos konnten die Lücken nicht schließen.

Einzig Boateng nahm die Zweikämpfe kompromisslos und körperbetont an, wurde mit seinem Defensivpartner Hummels und dem aufmerksamen und sicheren Neuer aber sehr allein gelassen. Gegen Hector Herrera (10.) und bei einem Kopfball von Hector Moreno (14.) packte der rechtzeitig genesene Schlussmann sicher zu.

Unzufrieden
Bundestrainer Joachim Löw (r) schaut alles andere als zufrieden drein. Foto: Federico Gambarini
Bundestrainer Joachim Löw (r) schaut alles andere als zufrieden drein. Foto: Federico Gambarini

Kroos' Freistoß war in der ersten Halbzeit die mit Abstand beste deutsche Möglichkeit, nachdem Timo Werner (3.) recht früh aus spitzem Winkel vorbei geschossen hatte. Der Leipziger wurde bei seinem WM-Debüt viel zu selten in Szene gesetzt.

Führungstreffer
Hirving Lozano (r) feiert seinen Führungstreffer. Foto: Federico Gambarini/dpa
Hirving Lozano (r) feiert seinen Führungstreffer. Foto: Federico Gambarini/dpa

In der zweiten Halbzeit verzichtete Löw zunächst auf neue Impulse. Die Mexikaner waren nicht mehr so laufstark, doch die DFB-Elf blieb in der Rückwärtsbewegung anfällig. Den Mexikanern fehlte zum Glück für Löw schlicht der Punch - wie Stürmerstar Chicharito (57.) bei einem Konter.

Ex-Leverkusener
Jerome Boateng (r) beim Duell mit dem Mexikaner und Ex-Leverkusen-Profi Chicharito. Foto: Ina Fassbender
Jerome Boateng (r) beim Duell mit dem Mexikaner und Ex-Leverkusen-Profi Chicharito. Foto: Ina Fassbender

Dann kam Reus - ein Signal für die Jagd nach dem Ausgleich. Der Dortmunder rutschte bei seiner WM-Premiere am Ball vorbei (68.) und schoss aus spitzem Winkel drüber (71.). Bei den nun häufigeren Offensivaktionen war es vor allem Julian Draxler, der immer wieder Richtung Ochoa-Tor strebte, doch auch der PSG-Profi hatte kein Fortune. Mexiko warf sich in jeden deutschen Schuss. Kroos (76.) zirkelte den Ball knapp vorbei. Mario Gomez kam noch als finaler Joker - konnte die Premieren-Pleite aber nicht mehr abwenden. Gomez vergab eine Kopfballchance (87.), Brandt hatte Pech mit einem Kracher an den Außenpfosten (89.). (dpa)

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Zweikampf
DFB-Akteur Sami Khedira (l) beim Zweikampf mit Mexikos Hector Herrera. Foto: Federico Gambarini
DFB-Akteur Sami Khedira (l) beim Zweikampf mit Mexikos Hector Herrera. Foto: Federico Gambarini