ROTTENBURG. Die Rottenburger Zweitliga-Volleyballer haben morgens aufmunternde Worte und abends Siegesgrüße an ihren im Krankenhaus liegenden Cheftrainer Jan Scheuermann gesendet. Scheuermann hatte am Samstag einen Autounfall und wurde in eine Heidelberger Klinik gebracht. Über die Art und Schwere der Verletzung machte der TVR am Sonntag keine Angaben. »Wir haben am Vormittag telefoniert und uns abgestimmt«, sagte Co-Trainer Felix Weber, der ansonsten auch als Mittelblocker agiert, nach dem 3:1 (25:15, 24:26, 25:15, 25:16)-Erfolg gegen den SV Schwaig.
Die folgende Partie am Samstagabend beim Tabellenführer VC Eltmann (44 Punkte) hat bereits Endspielcharakter. Mit einem weiteren Sieg würde der Vorsprung der Unterfranken auf den TVR (35 Punkte/ein Spiel weniger) schmelzen und die Chance der Domstädter auf den Titel wieder erhöhen. Denn, Fakt ist: Nur mit Platz eins würden die Rottenburger den Sprung in die Bundesliga, in der sie bereits zwölf Jahre bis zum Rückzug während der Corona-Epidemie spielten, in Betracht ziehen.
»Wir haben beschlossen, nur als Meister aufzusteigen. Da sind wir uns einig«
»Die Devise kann nur heißen, hinfahren und drei Punkte holen«, sagt TVR-Libero Johannes Elsäßer, der als selbständiger Finanzberater arbeitet und im Verein das Sponsoring begleitet. Ob Scheuermann dabei sein wird, bleibt offen. Elsäßer wurde am Sonntag nach der Partie vor 950 Zuschauern zum besten Rottenburger Spieler gekürt. Philipp Vollmer aus dem TVR-Management stellt klar: »Wir haben beschlossen, nur als Meister aufzusteigen. Da sind wir uns einig.« Dabei könnte es sich der TVR einfacher machen, denn er hat als einziger Süd-Vertreter die Unterlagen für das Vorlizenzierungsverfahren bei der Deutschen Volleyball Liga (VBL) eingereicht – Grundbedingung für die mögliche Spielerlaubnis. In der 2. Liga Nord tat dies der SV Warnemünde.
Der Dachverband VBL macht ambitionierten Clubs aus der zweigeteilten 2. Liga mit sportlichen Zusagen und finanzieller Unterstützung den Sprung in die Beletage schmackhaft. In der vergangenen Saison hatten die Süd-Teams aus Dachau, Freiburg und Karlsruhe sowie aus dem Norden Bitterfeld-Wolfen den Aufstieg mit der Zusicherung wahrgenommen, zwei Spielzeiten vom sportlichen Abstieg verschont zu bleiben. In der kommenden Runde gilt diese Regelung nur noch für eine Saison. Als wesentliche Erleichterung für die Kandidaten bleibt jedoch bestehen, dass Neu-Erstligisten weiterhin in ihrer angestammten Halle spielen dürfen und dort unter anderem keine LED-Werbebanden oder VIP-Bereiche vorgeschrieben sind. Die VBL hatte sich zuvor von Aspekten seines Masterplans mit teils überbordenden Anforderungen verabschiedet. Für den TVR heißt das: Die Volksbank-Arena mit einem Fassungsvermögen von gut 1.200 Zuschauern bliebe Heimstätte; eine Rückkehr in die Tübinger Paul-Horn-Arena wäre ausgeschlossen.
Die Konzeption des TV Rottenburg basiert auf drei Säulen: 1. sportliche Qualifikation, 2. Struktur/Organisation, 3. Finanzen. »Alles muss stimmen«, unterstreicht Philipp Vollmer – und fügt an: »Wir wollen und müssen uns diesem Prozess stellen.« Schließlich träumen viele Fans beim Zuschauerkrösus ebenso wie eine Reihe Sponsoren vom Aufstieg.
Sollte dem Verein Ende April der Aufstieg als Meister gelingen, müssten auch die Strukturen und Finanzen auf Kurs gebracht werden. »Wir haben gute Gründe, es so zu machen«, betont der im Sponsoring hauptamtlich tätige Vollmer.
Weil die Anforderungen beträchtlich stiegen – dazu zählen Auswärtsspiele mit Übernachtungen unter der Woche oder auch Transfers – wären eine Etaterweiterung für die Mannschaft und eine Aufstockung im Management unerlässlich. Um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein mit Gegnern aus der unteren Tabellenhälfte, bräuchte es in der Bundesliga mindestens eine Verdoppelung des bisherigen Budgets auf 400.000 Euro. »Davon sind wir noch weit weg«, sagt Vollmer – und ergänzt: »Auf Gedeih und Verderb werden wir nicht hochgehen.« (GEA)