STUTTGART. Eine einzige Zahl macht die SG BBM Bietigheim zum Top-Favoriten auf den Pokalsieg. Wettbewerbsübergreifend ist der deutsche Meister hierzulande seit 92 Spielen ungeschlagen. Eine unglaubliche Serie, die allerdings zuletzt beinahe beendet worden wäre. Im Bundesliga-Top-Spiel gegen den Thüringer HC führte der Champion in der ersten Halbzeit bereits mit zehn Toren, ehe das Team in einer verrückten Partie am Ende beinahe noch verloren hätte. Nun kommt es im Pokal-Halbfinale am Samstag (17.30 Uhr) zur Neuauflage dieses Duells. Alle fragen sich: War der verschenkte Sieg beim 27:27 nur ein Ausrutscher der Bietigheimerinnen oder ist der Champion doch nicht so souverän, wie es den Anschein hat?
»In der zweiten Halbzeit war uns nur wichtig, dass wir unser Gesicht wahren. Wir geben nie auf«, beschrieb Nicole Roth, die Ex-Metzingerin im Tor des Thüringer HC, die Wende in dieser außergewöhnlichen Partie. Er habe in seiner langen Karriere noch kein Spiel mit zwei so unterschiedlichen Halbzeiten gesehen, blickte THC-Coach Herbert Müller zurück. Trotz dieses Patzers ist das Bietigheimer Selbstvertrauen keineswegs angekratzt. »Wir sind der Favorit, weil wir eine super Mannschaft haben, aber auch der THC hat zuletzt gegen uns eine super Leistung gezeigt«, sagt SG-Coach Jakob Vestergaard, der an den Erfolgen seines Vorgängers Markus Gaugisch gemessen wird. Der Nehrener, inzwischen nur noch Bundestrainer, hatte in drei Jahren acht Titel geholt. Für den früheren Bundestrainer Vestergaard ist es die erste Pokal-Endrunde.
Nur ein Trio in Länderspiel-Pause
In diesem Wettbewerb feierten bei den letzten drei Ausgaben immer die Bietigheimerinnen. »Wir sind die gejagte Mannschaft. Damit gehen wir gut um«, spricht Gelassenheit aus den Worten von Leistungsträgerin Xenia Smits. Durch die Länderspiel-Pause haben alle in Stuttgart antretenden Clubs zuletzt vor 14 Tagen Wettkampf-Praxis gehabt. Erschwerend kam für die Top-Mannschaften hinzu, dass in dieser Zeit mehrere Spielerinnen für ihr Nationalteam im Einsatz waren und damit der Kader im Training stark ausgedünnt war. Vestergaard hatte eine Woche lang nur noch drei Spielerinnen zur Verfügung, beim THC waren es nur zwei Akteurinnen mehr. Für Vestergaard keine Situation zum Klagen. »Wir möchten gerne Nationalspielerinnen haben. Das bringt sie in ihrer Entwicklung weiter«, sagt der Däne.
In jedem Fall wird es - neben der im Mai zu Ende gehenden Bundesliga-Saison - die vorletzte Gelegenheit Bietigheims sein, unter diesem Namen einen Titel zu holen. Ab dem 1. Juli tritt die Frauen-Mannschaft als HB Ludwigsburg an. Die Unterstützung und Wertschätzung der Stadt Bietigheim habe gefehlt, begründet der Club diesen Schritt. Die SG schließt sich daher dem Club aus der Barockstadt an. (GEA)