STUTTGART. Die Metzinger Bundesliga-Handballerinnen haben bei der Pokal-Endrunde das Finale erreicht. Nach einer anfangs sehr disziplinierten und abgeklärten Leistung wurde das Halbfinale am Ende zum Krimi, in dem Kamilla Kantor zur Matchwinnerin avancierte. Die eingewechselte Torhüterin parierte beim 31:30 (26:26/16:14) gegen den VfL Oldenburg insgesamt sechs Strafwürfe, davon vier im entscheidenden Siebenmeterwerfen. Trainer Werner Bösch sagte über die Matchwinnerin: »Kamilla hat überragend gehalten, dafür gebührt ihr ein Sonderlob.«
Gegner im Finale am Sonntag (16.30 Uhr) ist Titelverteidiger SG BBM Bietigheim. Der Meister setzte sich gegen den Thüringer HC mit 25:21 (13:12) durch. Im Spiel um Platz drei stehen sich damit am Sonntag (14 Uhr) der VfL Oldenburg und der Thüringer HC gegenüber. Dadurch, dass Bietigheim das Finale erreichte, würde die TuS Metzingen auch bei einer Endspiel-Niederlage für den Europapokal qualifiziert sein, sofern Bietigheim erneut Meister wird - wonach es derzeit aussieht.
Die TuS erzielte durch Naina Klein den ersten Treffer der Partie, geriet dann in Unterzahl mit 1:3 in Rückstand. Bis zum 6:8 hatte Ex-Champion Oldenburg in der Neuauflage des Vorjahres-Duells die Nase vorn, auch weil die Norddeutschen ein sehr effektives Überzahlspiel hatten. Doch die TuS kämpfte und blieb auch geduldig, wenn die Schiedsrichter bei langen Angriffen anzeigten, dass bald abgeschlossen werden musste. Immer wieder ballten Julia Behnke & Co. die Fäuste, wenn sie einen Siebenmeter herausholten.
Zur Halbzeit mit zwei Toren vorn
Denn sie hatten ein Faustpfand: Rebecca Rott verwandelte zunächst alle Strafwürfe, so dass die »TusSies« nun ihrerseits mit 14:11 (26.) in Führung gingen. Auch weil Marie Weiss im TuS-Tor gegen die erfahrene Oldenburgerin Madita Kohorst anfangs Vorteile hatte, lagen die Bösch-Schützlinge zur Pause mit zwei Toren vorn (16:14).
Die Metzinger Torhüterinnen begeisterten weiterhin die zahlreichen Anhänger in der Porsche-Arena. Weiss vereitelte eine »Freie« von Merle Carstensen mit Unterstützung der Latte und Kamilla Kantor, die ihr erstes Spiel nach wochenlanger Schulterverletzung machte, parierte einen Siebenmeter von VfL-Torjägerin Toni Reinemann (37.). Kohorst vereitelte nun zwar auf der Gegenseite mehrere Chancen der Pink Ladies, aber Weiss hielt dagegen, so dass die Ermstälerinnen nach 43 Minuten immer noch mit 21:18 vorn lagen.
Kantor glänzt bei Siebenmetern
In der Schlussviertelstunde tat sich die TuS immer schwerer, Oldenburg zu stoppen. Als Reinemann zu viel Raum hatte, schmolz der Vorsprung auf einen Treffer (22:21/47.). Metzingen konnte sich am Kreis im Angriff nun kaum noch durchsetzen und die Abwehr hatte Probleme bei schnellen Oldenburger Offensiv-Aktionen. Kantor sorgte mit einem weiteren gehaltenen Siebenmeter dafür, dass die Pink Ladies vorn blieben. Das packende Spiel wogte hin und her. Für Metzingen erzielte die eingewechselte Verena Oßwald aus dem Rückraum das 24:22. Reinemann traf die Latte des TuS-Gehäuses, Nocun im Gegenzug den Pfosten. In der 53. Minute sah Naina Klein nach einem groben Foulspiel gegen Carstensen die Rote Karte. Wie würde die TuS diesen Rückschlag wegstecken? Rechtsaußen Anna Frankova in Unterzahl hielt den Abstand zunächst bei zwei Toren (25:23).
Nun kamen die Nerven ins Spiel. Beide Teams kämpften um jeden Ball, machten Fehler. Marte Juuhl Svensson hatte beim Stand von 25:24 die Riesenchance zum 26:24, scheiterte aber frei an Kohorst. Einen technischen Fehler nutzte Carstensen kurz darauf im Gegenstoß zum Ausgleich (25:25). Als Rott zwei Minuten vor Schluss einen Siebenmeter über die Latte jagte und Luisa Knippert zum 25:26 traf, schien die Partie gekippt. Aber Dagmara Nocun traf mit der letzten Metzinger Chance vier Sekunden vor Schluss zum 26:26 ins kurze Eck. Damit kam es zum Siebenmeterschießen um den Final-Einzug. Nocun scheiterte an Kohorst. Aber Kantor stand ihr in nichts nach und parierte gegen Carstensen. Jana Scheib traf für die »TusSies«, Kantor lenkte Reinemanns Wurf an den Pfosten, Frankova traf die Latte. Knippert glich aus. Viktoria Woth erzielte wieder die TuS-Führung, Marie Steffen sorgte für den 28:28-Gleichstand. Kohorst hielt Rotts Siebenmeter, Kantor parierte gegen Emilia Ronge und verhinderte so die TuS-Niederlage.
Oßwald erzielt den Siegtreffer
Die zweite Runde von der Strafwurflinie begann. Scheib und Knippert nutzten ihre Chance. Auch Woth und Reinemann verwandelten ihre Versuche. Verena Oßwald, die in der ersten Runde nicht geworfen hatte, zeigte keine Nerven und markierte das 31:30. Wenige Sekunden später stürmten die Metzingerinnen mit einem Aufschrei auf Kamilla Kantor zu und feierten die ungarische Torhüterin, die sich gegen Lisa Borutta kurz vor der Torlinie postierte und so den flach geworfenen Versuch mit einen langen Bein abwehrte. Damit standen die TusSSies im Finale, zum ersten Mal seit 2017, und sangen mit ihren Fans: »Finale - oh-oh, Finale - oh-oh«.
»Als Schützen für die zweite Runde gesucht wurden, habe ich gesagt, ich möchte werfen«, berichtete Verena Oßwald, die den Siegtreffer erzielte. Bereits am Vortag hatten die Metzingerinnen für den Fall des Falles die Siebenmeter-Schützinnen festgelegt. »Metzingen kann vielleicht morgen im Finale noch eine größere Überraschung schaffen als heute«, sagte Oldenburgs Coach Nils Bötel. (GEA)