NECKARSULM. Es kommt nicht oft vor, dass der stets kritische Werner Bösch nichts am Auftritt seines Teams zu monieren hat. Am Samstagabend war solch ein seltener Fall. Nicht nur Co-Mannschaftsführerin Julia Behnke zeigte sich überrascht, als der Coach der Metzinger Bundesliga-Handballerinnen nach dem 34:20 (18:12)-Auftaktsieg in Neckarsulm feststellte, dass er »sehr zufrieden« mit dem Spiel seiner Mannschaft sei: »Wenn man nur 20 Gegentore bekommt, kann man sich nicht beklagen. Und vorne im Positionsangriff haben wir phasenweise sehr gute Sachen gemacht.« Besonders gut gefiel ihm, »dass wir Tor für Tor nachgelegt haben«.
Dass die »TusSies« durch diesen klaren Derby-Erfolg zumindest bis Sonntagnachmittag als Tabellenzweiter in die neue Saison gestartet sind, ist eine Zugabe, die man aus vorherigen Spielzeiten nicht kannte. Und dass man gegen schwächer eingeschätzte Gegner die zwei erwarteten Punkte dann auch tatsächlich holt, war in der Vergangenheit auch nicht immer der Fall.
»Wir waren von Anfang an die bestimmende Mannschaft und auch diese Klasse besser«
Vor 1.012 Zuschauern in der Ballei-Halle begannen beide Mannschaften nervös. Neckarsulm und Metzingen leisteten sich jeweils eine frühe Zwei-Minuten-Strafe. Anschließend kamen die Pink Ladies aber schneller in die Gänge. Gerade mal zehn Minuten konnten die Gastgeberinnen die Partie halbwegs offen gestalten, dann war die TuS ab der 7:5-Führung nicht mehr zu stoppen. Behnke & Co. agierten druckvoll, spielten ihr Tempo aus und kamen oft über den Kreis zum Torerfolg. Die 30-Jährige hatte hier bei fünf Wurfversuchen eine 100-prozentige Trefferquote. Dasselbe gelang Neuzugang Jana Scheib aus dem Rückraum. Die frühere Bad Wildungerin nahm vier Mal Maß - und vier Mal schlug der Ball in den Maschen des SUN-Tornetzes ein.
Da konnte Neckarsulms neuer Trainer Thomas Zeitz wechseln oder Auszeiten nehmen - der TuS-Express war nicht mehr zu stoppen. Die Gäste zogen davon, auch weil sich Gegenstoß-Chancen ergaben und die Torhüterinnen Lea Schüpbach und Marie Weiss ihre Gegenüber ausstachen. Beim 11:7 (16.) betrug der Vorsprung erstmals vier Tore, zur Pause waren es bereits sechs. »Wir hatten die breitere Mannschaft, konnten mehr wechseln und waren letztlich diese Klasse besser«, lautete Böschs Fazit.
»Sandra sollte und muss eine viel größere Rolle nehmen - das macht sie aber auch«
Einzig Nackarsulms Rückraumspielerin Nina Engel, die acht Mal erfolgreich war, wurde von den Metzingerinnen zu viel Raum gelassen. Das spielte aber keine Rolle. Die vor dieser Saison völlig neuformierten Gastgeberinnen fanden nicht zu ihrem Spiel und leisteten sich nach der Pause drei Ballverluste, die die TuS eiskalt ausnutzte. Sandra Erlingsdottir markierte die Zehn-Tore-Führung, als sie zum 25:15 traf (42.). Die Isländerin hatte vergangene Saison in Sachen Torgefahr und Spielsteuerung Luft nach oben. »Sie sollte und muss eine viel größere Rolle nehmen - das macht sie aber auch«, hatte Bösch vor der Begegnung gesagt. Erlingsdottir bestätigte diese Einschätzung mit neun Toren, davon vier verwandelten Siebenmetern und präzise eingeleiteten Metzinger Chancen. Bösch: »Sie hat ein super Spiel gemacht.« Gegen Meister und Pokalseiger Bietigheim sind die Skandinavierin und ihre Mitspielerinnen am Mittwoch (19.30 Uhr, Öschhalle) bereits wieder gefordert. (GEA)