METZINGEN. Drei Jahre hatten die Metzinger Bundesliga-Handballerinnen auf einen Sieg gegen den Thüringer HC warten müssen. Am Mittwochabend war es soweit. Und es war nicht das von vielen erwartete knappe Ergebnis, das am Ende auf der Anzeigetafel stand. Vielmehr wurde die TuS nach der Schluss-Sirene mit Standing Ovations minutenlang von den Fans gefeiert. Mit einer 29:22 (19:12)-Gala hatte das Team von Trainerin Edina Rott den Pokalsieger entzaubert und im Kampf um einen Europapokal-Platz nicht eingeplante Punkte geholt.
»Es war wunderbar, wie die Mannschaft das gemacht hat. Wir waren diszipliniert, haben mit Herz gespielt und gekämpft wie die Löwen«, sagte Edina Rott, deren Team mit diesem Sieg auf den dritten Tabellenplatz gestürmt ist. »Jede hat ihr Maximum abgerufen«, betonte Weltmeisterin Delaila Amega. Und Patricia Kovacs beschrieb das Gefühl im Moment des Triumphes kurz und knapp mit »richtig geil«.
Zwei Spielerinnen erlebten schon vor dem Spiel emotionale Momente. Gefeiert wurden Thüringens Emily Bölk, die deutsche Handballerin des Jahres, sowie TuS-Rückraumspielerin Anika Niederwieser, die in Italien zur Handballerin des Jahres gekürt worden war. Beide erhielten von der TuS Geschenke.
Kohorst hält überragend
Danach brachten die Metzingerinnen, bei denen Amega in der ersten Halbzeit vorrangig Abwehr-Aufgaben hatte, die ausverkaufte Öschhalle gleich in den ersten Spielminuten zum Kochen. TuS-Torhüterin Madita Kohorst leitete den Traumstart mit vier Paraden in den ersten sieben Minuten ein. »Die Abwehr war überragend und Madita hat noch einige Unhaltbare weggefischt«, lobte Mannschaftsführerin Marlene Zapf. Dazu kam eine erstklassige Chancen-Verwertung. Tamara Haggerty, Niederwieser, Marlene Zapf, Patricia Kovacs und ein Siebenmeter von Simone Petersen sorgten für eine 4:0-Führung (8.) Immer wieder blockte die aggressive TuS-Abwehr den wurfstarken THC-Rückraum, während sich im Angriff die Metzingerinnen sehr gut frei liefen und wiederholt sehenswert Chancen kreierten. Kohorst: »Es war echt krass, mit welchem Mut wir vorne gespielt haben.«
Die niederländische Weltmeisterin Bo van Wetering baute die Führung mit zwei Treffern auf sechs Tore aus (13:7/21.). Die »Öschhölle« stand Kopf, als Wirbelwind van Wetering erneut in die Lücke am Gäste-Kreis stieß und das Leder zum 17:8 in die Maschen jagte (26.). Der THC wurde vom Rott-Team in dieser Phase förmlich an die Wand gespielt. Die Körpersprache einiger Thüringerinnen sprach Bände. Der Pokalsieger wirkte konsterniert.
Auch der erste Treffer der zweiten Halbzeit ging auf das Metzinger Konto. Dann ließ die Präzision im Angriff nach, es kam bei den Pink Ladies etwas Sand ins Getriebe. Weil Kohorst weitere THC-Würfe entschärfte, blieb die TuS aber klar überlegen. Amega, die in der zweiten Halbzeit auch in der Offensive eingesetzt wurde, markierte das 22:15, Petersen stellte wieder die Acht-Tore-Führung her (23:15/43.). Bei den Gästen traf zwar immer wieder Nationalspielerin Emily Bölk, die kaum zu stoppen war. Aber das änderte am Spielverlauf ebenso wenig wie die siebenminütige Metzinger Durststrecke zwischen der 48. und 55. Minute.
In der Schlussphase riss Kohorst mit ihren Paraden Nummer 14 und 15 die TuS-Fans zu Begeisterungsstürmen hin. »Wir sind nie ins Spiel gekommen und können froh sein, dass wir nur mit sieben Toren Differenz verloren haben«, urteilte die Thüringerin Ina Großmann, die vor Spielbeginn an ihrer früheren Spielstätte mit viel Beifall begrüßt worden war. (GEA)