TÜBINGEN. Als die Tigers Tübingen zum letzten Mal auf die Hamburg Towers trafen, wurde in der Paul-Horn Arena noch Zweitliga-Basketball gespielt, hieß der Tigers-Geschäftsführer noch Robert Wintermantel und wurde die Tübinger Trainerlegende Georg »Schorsch« Kämpf, der zwischenzeitlich interimsweise eingesprungen war, ein letztes Mal offiziell verabschiedet. Das war am 31. März 2019. Damals gewannen die Unistädter eine spektakuläre Partie mit 104:100. Danach trennten sich die Wege beider Clubs vorerst.
Die finanzstarken Hamburger schafften zwei Monate später den erstmaligen Sprung in die deutsche Beletage, wo sie seitdem zweimal das Play-off-Viertelfinale erreichten und seit 2021 zudem international im Eurocup vertreten sind. Die Tigers hingegen mussten auf die Bundesliga-Rückkehr noch vier weitere, lange Spielzeiten warten. Nun kommt es also viereinhalb Jahre später erstmals wieder zum direkten Aufeinandertreffen.
Seit Donnerstagabend in Hamburg
Das Team von Tübingens Headcoach Danny Jansson gastiert am Freitagabend in der Basketball-Bundesliga bei den Towers (20 Uhr, Dyn). Am Donnerstagmorgen ging es für den Tigers-Tross um 9.30 Uhr mit dem Bus in Richtung Hamburg. Um 20 Uhr steht dann die abschließende Trainingseinheit auf dem Programm, ehe es nach der Partie direkt wieder in die Heimat geht, wo die Tübinger am Samstagmorgen gegen 7.30 Uhr zurück erwartet werden. Doch zuvor wollen die Mannen um Kapitän Gianni Otto nach dem Debakel vor zwei Wochen gegen die Merlins Crailsheim - eine 26 (!)-Punkte-Führung Mitte des dritten Viertels wurde aus der Hand gegeben - eine Reaktion zeigen. Der GEA beantwortet die drei wichtigsten Fragen vor dem Gastspiel im hohen Norden.
- Wie hat man das Crailsheim-Spiel aufgearbeitet?
In Danny-Jansson-typischer-Manier. »Wir haben weitergemacht wie immer: Trainingseinheit für Trainingseinheit und uns darauf konzentriert, jeden Tag besser zu werden«, betont der finnische Headcoach im Gespräch mit dem GEA. Da die Saison jedoch lang sei und ein extrem eng getakteter sowie intensiver restlicher Dezember (vier Partien in 16 Tagen) vor der Tür stehe, habe man beschlossen den Spielern am vergangenen Wochenende von Freitag bis Sonntag eine Pause zu geben. Am Sonntag stand dann ein gemeinsamer Ausflug zum Fußball-Bundesliga-Topspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen auf dem Programm. Wem, wenn nicht dem 44 Jahre alten Erfolgscoach, ist es zuzutrauen, die Tigers wieder in die Spur zu bringen?
- Kommt der neue, verheißungsvolle Grieche direkt zum Einsatz?
»Ja, er wird am Freitag gegen Hamburg spielen«, bestätigt Jansson. Die Rede ist von Georgios Kalaitzakis. Der 24 Jahre alte griechische Small Forward stieß in der vergangenen Woche neu zur Mannschaft. Kalaitzakis war zuletzt vereinslos, stand davor allerdings bei der Euroleague-Spitzenmannschaft Panathinaikos Athen unter Vertrag und absolvierte in der Saison 2021/22 zudem 13 Spiele in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. »Man sieht schon jetzt, dass er für seine Größe ein außergewöhnliches Skillset und auch ein großes Spielverständnis hat«, schwärmt Jansson von der zweiten Tübinger Nachverpflichtung der laufenden Saison. Bekanntlich ist das System des Finnen allerdings eher komplexerer Natur. Deshalb werde Kalaitzakis »noch eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen, um sich in unserem System wohl zu fühlen«.
- Was für ein Gegner sind die Hamburg Towers?
Erst am Mittwochabend waren die Hamburger noch im Eurocup in London im Einsatz. Gegen die ortsansässigen Lions gewannen die Towers in letzter Sekunde mit 83:81. »Zu Saisonbeginn waren die Hamburger noch eine Wundertüte mit krassen Ausschlägen nach unten. Mittlerweile hat sich die Mannschaft aber voll gefunden, hilfreich bei der Entwicklung in die positive Richtung waren dabei meiner Meinung nach auch die Spiele im Eurocup, um sich als Team zu finden«, sagt Towers-Experte Rupert Fabig, Sportredakteur beim Hamburger Abendblatt und Teil des erfolgreichen »Big-Postgame-Podcasts« vom Basketball-Magazin BIG, dem GEA. »Das interne Ziel ist das Erreichen der Play-in-Spiele für die Play-offs. Das traue ich den Towers definitiv zu.«
Überragender Akteur im Team von Towers-Headcoach Benka Barloschky ist Spielmacher Aljami Durham, der im Sommer aus der britischen ersten Liga aus Glasgow kam. Mit durchschnittlich 17 Punkten, fünf Rebounds sowie fünf Assists gehört der 25-Jährige, so findet Fabig, in die Top Fünf bei der Diskussion bezüglich des wertvollsten Spielers (MVP) in der Basketball-Bundesliga. Spannend: Laut clubeigenem Athletik-Test ist Durham der schnellste Spieler, der jemals für den Verein gespielt hat.
Tigers-Center »Kao« fehlt für längere Zeit
Fehlen wird den Tübingern Center »Kao« Akobundu-Ehiogu, der sich eine Handverletzung zuzog und für längere Zeit ausfällt. Somit stehen Coach Jansson mit Kris Helmanis und Daniel Keppeler nur zwei etatmäßige Big Men zur Verfügung. Wie löst der Finne diesen personellen Engpass? Neben der Frage, wie die Towers kräftetechnisch das nicht einmal 48 Stunden zurückliegende Spiel in London wegstecken werden, ist es das wohl spannendste Tübinger Thema zum Auftakt des elften Bundesliga-Spieltags. (GEA)