TÜBINGEN. Bei den Tigers Tübingen geht es Schlag auf Schlag. Nach der enttäuschenden Niederlage im Abstiegskracher am vergangenen Freitag gegen Crailsheim hat der Bundesliga-Aufsteiger direkt das nächste wegweisende Spiel vor der Brust. Das Team von Tigers-Headcoach Danny Jansson gastiert am Sonntag (15.30 Uhr, Dyn) bei der BG Göttingen und damit bei einem weiteren direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Erst vor drei Wochen trafen beide Mannschaften in der Paul-Horn-Arena aufeinander. Mit 116:95 setzten sich die Niedersachsen deutlich gegen die Tigers durch. Vor der Auswärtspartie gegen die Niedersachsen beantwortet der GEA vier spannende Fragen, die aktuell über den Tigers kreisen.
- Warum durchleben die Tigers aktuell ein solches Auf und Ab? Die Rechnung ist simpel: Legen die Tübinger in der Verteidigung die Intensität und Aggressivität an den Tag, die sie in den vergangenen drei Jahren ausgezeichnet und stark gemacht hat, kann das Jansson-Team gegen jede Mannschaft in der Bundesliga bestehen. Wenn nicht, dann hat der Aufsteiger gegen keinen Gegner eine Chance. Genau das haben die vergangenen Spiele eindrucksvoll, zugleich allerdings auch immer wieder schmerzhaft gezeigt. Gegen Meister Ulm gewannen die Tigers nicht mit Glück, gegen Göttingen, den Syntainics MBC und Crailsheim verlor man nicht mit Pech. In all diesen Partien entschied die Intensität und der Wille darüber, in welche Richtung die Begegnung kippt. Eigentlich müsste es doch so einfach sein, diese Grundtugenden in allen Spielen an den Tag zu legen. Aber wie Coach Jansson nun schon mehrfach betont hat, scheint es so, dass die Tübinger sehr schnell das Selbstvertrauen verlieren, wenn etwas nicht in ihre Richtung läuft. Das ist eindeutig Kopfsache.
- Welcher Tigers-Spieler hat in den vergangenen Partien überrascht? An vorderster Stelle wäre da Center Daniel Keppeler zu nennen, der von seinem Körper in der bisherigen Saison immer wieder im Stich gelassen wurde, nun aber endlich komplett fit zu sein scheint. »Offensiv ist sein Einfluss begrenzt«, titelte der GEA im großen Tigers-Halbjahreszeugnis noch vor wenigen Wochen. Die Antwort des 27-Jährigen: 15 Punkte und das vermutlich beste Spiel in seiner Karriere gegen Erzrivale Ulm und ordentliche sieben Punkte am vergangenen Freitag im Abstiegskracher gegen Crailsheim. Mit drei von vier verwandelten Dreiern schickte er zugleich eine Ansage an seine Gegenspieler, dass man ihn besser nicht von jenseits der 6,75-Meter-Linie frei zum Wurf kommen lassen sollte. Er kann damit das Feld breit machen - eine sehr wichtige Fähigkeit, die nur wenige Center-Kollegen beherrschen - und dafür sorgen, dass der gegnerische Big Man - sofern der jeweilige Kontrahent nicht zum Switching in der Verteidigung greift - immer wieder aus der Zone unter dem Korb ferngehalten wird. Auch in der Kernkompetenz eines jeden Centers, dem Rebounding, zeigte Keppeler in den vergangenen beiden Spielen mit jeweils fünf eingesammelten Abprallern eine klare Aufwärtstendenz. War dieser Punkt, neben seiner mit 99 Kilogramm eher schmächtigen Bauweise für einen Big Man, doch häufig der größte Kritikpunkt, den man dem Franken vorwerfen musste. Weiter so!
- Was ist mit Timo Lanmüller los? Der Shooting Guard kann sein Tief in der Offensive einfach nicht hinter sich lassen. Der österreichische Nationalspieler präsentiert sich im Angriffsspiel total verunsichert. Dass ein Spieler mit seinen Qualitäten nur jeden vierten Dreier und insgesamt lediglich 30 Prozent seiner Würfe trifft, konnte man sich vor der Saison nicht wirklich vorstellen. Doch auch das ist reine Kopfsache. Lanmüller wird über die Sommerpause wohl kaum das Werfen verlernt haben. Ein Erfolgserlebnis direkt mit dem ersten Wurf in einer Partie könnte große Abhilfe leisten, dieser Negativspirale zu entkommen. Gleichzeitig muss man dem hinter Kriss Helmanis zweitjüngsten Tübinger Spieler aber zugute halten, dass er in der Verteidigung seinen Mann steht, sehr hart spielt und in diesem Bereich zu den besseren Spielern zählt.
- Was macht Hoffnung? Dass die Tübinger trotz vieler Negativerlebnisse scheinbar dennoch dazu in der Lage sind, den Schalter aus dem Nichts umzulegen. Siehe den nicht für möglich gehaltenen Überraschungscoup gegen Ulm vor zwei Wochen. Vorausgegangen war die wohl schlechteste Phase in der laufenden Saison mit zwei heftigen Abreibungen gegen direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt. Gleichzeitig sorgte das Comeback des finnischen Aufbauspielers Aatu Kivimäki in der Vorwoche gegen Crailsheim für positive Schlagzeilen. Trotz einer viermonatigen Verletzungspause präsentierte sich der 26-Jährige vor allem in der Offensive, als sei er nie weggewesen. Er hielt seine Mannschaft mit vier, teils sehr schwierigen Drei-Punkte-Würfen lange Zeit im Spiel. Kivimäki ist ein echter Anführer und hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, wie man Spiele gewinnt. Gleichzeitig entlastet er Topscorer Jhivvan Jackson auf der Point-Guard-Position, sodass dieser sich nicht auch noch permanent um den Spielaufbau kümmern muss, sondern seinen Fokus deutlich häufiger auf das Scoring legen kann. (GEA)