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Tigers Tübingen wollen in ungleichem Aufsteigerduell Lebenszeichen senden

Am Freitagabend empfangen die akut abstiegsgefährdeten Bundesliga-Basketballer der Tigers Tübingen das Überraschungsteam Rasta Vechta. Eine Einordnung der sportlichen Lage bei den Neckarstädtern vor dem ungleichen Aufsteiger-Duell.

Tigers Tübingens Co-Trainer Carlo Finetti wünscht sich, dass die Mannschaft die Fans wieder zurück ins Boot holt.
Tigers Tübingens Co-Trainer Carlo Finetti wünscht sich, dass die Mannschaft die Fans wieder zurück ins Boot holt. Foto: Eibner-Pressefoto - Roland Sippel
Tigers Tübingens Co-Trainer Carlo Finetti wünscht sich, dass die Mannschaft die Fans wieder zurück ins Boot holt.
Foto: Eibner-Pressefoto - Roland Sippel

TÜBINGEN. Irgendwie erweckt es manchmal den Anschein, als ob viele Fans in Basketball-Deutschland die Tigers Tübingen bereits abgeschrieben und nun auch endgültig als Absteiger Nummer eins abgestempelt hätten. Natürlich spielen jene fünf Niederlagen am Stück und überhaupt nur ein Sieg aus den vergangenen zehn Partien eine gewichtige Rolle bei diesen Gedanken. Und natürlich kassierte das Team von Tigers-Headcoach Danny Jansson teils deutliche und herbe Klatschen in diesen Partien. Doch: Der Aufsteiger aus der Neckarstadt hat vor den letzten sechs Partien in dieser Saison nach wie vor alle Chancen auf den Ligaverbleib.

Zwar sind die Tübinger aktuell das Tabellenschlusslicht in der Bundesliga, der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt allerdings gerade einmal zwei Siege, wenn man davon ausgeht, dass die Tigers am letzten Spieltag nicht mit mindestens elf Punkten Vorsprung gegen die MLP Academics Heidelberg gewinnen und somit auch dieser direkte Vergleich mit einem direkten Konkurrenten verloren ist.

Zwei Aufsteiger und doch so verschieden

Zwei Siege aufholen? Klingt in der Theorie machbar. In der Praxis müssen dafür aber jetzt dringend Siege her. Am Besten bereits am Freitagabend im Aufsteiger-Duell gegen Rasta Vechta (20 Uhr, Dyn). Auf dem Papier ist diese Beschreibung aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden Mannschaften. Denn die Niedersachsen sind alles andere als ein normaler Aufsteiger. Neben den Niners Chemnitz und den Würzburg Baskets ist das Team von Rasta-Coach Ty Harrelson die große Überraschungsmannschaft in dieser Saison.

Vechta liegt mit 17 Siegen auf dem achten Rang und damit auf einem Platz, der zur Teilnahme an den Play-in-Spielen für die Play-offs berechtigt. Die Verantwortlichen der Niedersachsen haben trotz ihres Images als Fahrstuhlmannschaft in den vergangenen Jahren den Club auf eine neue Ebene gehievt. Das Fundament stimmt: Die Jugendarbeit ist ausgezeichnet, die zweite Mannschaft hat als Aufsteiger erst kürzlich den Klassenerhalt in der zweitklassigen (!) Pro A eingetütet. Da können die Tigers längst noch nicht mithalten.

Einsatz von Vechtas Top-Scorer Tommy Kuhse noch offen

Das weiß auch Tübingens Assistant Coach Carlo Finetti: »Es sind zwei unterschiedliche Vereine mit zwei unterschiedlichen Missionen und Arten, Basketball zu spielen und ein Team aufzubauen.« Rasta sei im Sommer mit einem klaren Ziel zurück in die Bundesliga gekommen. »Sie haben Spieler verpflichtet, bei denen klar wurde, dass sie mindestens um die Play-in-Plätze mitspielen werden«, sagte der am Sonntag 29 Jahre alt gewordene Finetti. Rasta schlug im Sommer auf dem Transfermarkt kräftig zu und holte sich neben Spielmacher Tommy Kuhse - dem viertbesten Scorer der Liga, der am vergangenen Wochenende im Derby gegen Oldenburg verletzt aufgefallen war und dessen Einsatz noch offen ist - mit Flügelspieler Wes Iwundu einen Spieler mit der Erfahrung von 236 NBA-Spielen ins Team.

Mit anderen Worten: Die Rasta-Macher hantieren als Aufsteiger in finanziellen Regalen, von denen die Tübinger um ihren General Manager Jascha Maus nur träumen können. Doch die haben gerade sowieso ganz andere Sorgen. Vor allem auch abseits des Parketts. Bei der deutlichen Heimniederlage vor zwei Wochen gegen Rostock kippte die Stimmung auf den Rängen. Die Jansson-Schützlinge wurden von den eigenen Fans ausgebuht. Zudem verließen die »Ultras« im Fanblock drei Minuten vor Schluss geschlossen ihren Platz.

Die Fans zurück ins Boot holen

Der finnische Coach entschuldigte sich nach der Partie für den blutleeren Auftritt seiner Mannschaft. Sein »Co« Finetti nahm zu diesem Thema nun klar Stellung: »Als Mannschaft haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Fans. Wir spielen Basketball aus einem bestimmten Grund: Wir müssen das Glück mit den Menschen teilen. Jetzt müssen wir versuchen, die Fans zurück ins Spiel zu bringen. Nicht umgekehrt.«

Längst geht es nicht mehr nur um Sieg oder Niederlage. Die Fans wollen vor allem die Einstellung und große Energie, die die Tigers in den vergangenen Jahren so ausgezeichnet und die Zuschauer begeistert hat, wieder sehen. »Ich denke, wir haben als Team die Chance, uns zu beweisen, dass wir noch am Leben sind«, betont Finetti vor dem Duell am Freitag. Denn nach wie vor gilt für die Tübinger in diesem brutal engen Abstiegskampf: Ein Sieg und alles kann plötzlich ganz anders aussehen. (GEA)