TÜBINGEN. Minus-Rekord auf den Zuschauerrängen in der Tübinger Paul-Horn-Arena. Die winterlichen Wetterverhältnisse – aber sicher auch die wenig inspirierende 55:73-Niederlage zuletzt in Nürnberg – sorgten dafür, dass gestern Abend gerade mal 1 550 Zuschauer dem Spiel der Tübinger Zweitliga-Basketballer gegen die Rostock Seawolves beiwohnten. Das waren so wenig wie nie zuvor in der rosafarbenen Spielstätte der Tigers.
Dieser spärliche Haufen musste im ersten Heimspiel des Jahres dann auch noch die nächste Pleite miterleben. Der Bundesliga-Absteiger verlor 83:84 (46:36) und steht damit auf dem drittletzten Tabellenplatz. »Wir hatten zu Beginn der zweiten Halbzeit ein Problem in der Offensive und haben Eins-gegen-Eins nicht gut verteidigt. Es war aber auch ein Problem mit dem Selbstvertrauen«, meinte Tigers-Chefcoach Aleksandar Nadjfeji.
Die Luft wird dünner für den Trainer-Novizen. Dieses mangelnde Selbstvertrauen des Teams könnte ihm zum Verhängnis werden. Der 42-Jährige ist bemüht, sein Bestes zu geben. Das ist aber offenbar nicht gut genug. Es war ein Drama in vier Akten, das sich da abspielte.
1. Akt
Beim 7:4 (4.) des als Tabellenfünfter angereisten bärenstarken Aufsteigers gab’s die ersten Pfiffe aus dem Tübinger Fanblock. Den folgenden Ausgleich besorgte Distanzschütze Reed Timmer mit seinen Punkten fünf, sechs und sieben. Er sollte am Ende auf 17 kommen. Die nächsten sieben Tigers-Punkte erzielte Bozo Djurasovic zur 14:10-Führung (6.). Die Hausherren zogen in der zweiten Hälfte des ersten Viertels, als Topscorer Tyler Laser (20) bereits mit zwei Fouls auf der Bank saß, mit einem 20:4-Lauf davon und gingen mit 27:13 in die erste Pause.
2. Akt
Der 14-Punkte-Vorsprung schmolz binnen etwas mehr als zwei Minuten wie warme Butter auf sieben Zähler dahin. Nadjfeji bat zur Auszeit und hielt eine Ansprache, die gewaschen hatte. Der zuletzt wankelmütige Djurasovic stand bei seinem Korb zum 31:22 (14.) bereits bei neun Punkten – mehr sollte aber nicht hinzukommen. Die Gastgeber, die bei der 70:78-Niederlage im Hinspiel vor nicht einmal vier Wochen einen rabenschwarzen Tag erwischt hatten, schienen sich zumindest ein wenig gefangen zu haben.
3. Akt
Zugang Brian Harper ließ sich bei seinem Heimdebüt bis zur 24. Spielminute Zeit, ehe er die ersten Punkte zum zwischenzeitlichen 50:43 beisteuerte. Kurz darauf nahm Nadjfeji eine erneute Auszeit. Was er zu sehen bekam, war erschreckend. Als die Gäste – aufgrund nur einer Niederlage bei sieben Siegen zusammen mit dem souveränen Spitzenreiter Chemnitz das beste Auswärtsteam der Liga – erstmals seit der fünften Spielminute wieder in Führung lagen (51:50/26.), war die Partie wieder völlig offen. Die in dieser Phase völlig konsternierten Raubkatzen gingen mit sieben Punkten Rückstand in die letzte Viertelpause. Das Drama hatte seinen Höhepunkt erreicht. Fast.
4. Akt
Verunsichert, mit haarsträubenden Fehlern und einer erneut sträflich vernachlässigten Defensive boten die Tigers. Und trotzdem schafften sie durch Laser das 83:83. Doch zwei Sekunden vor der Schlusssirene leistete sich der Kapitän ein unnötiges Foul. Rostock nutzte einen der beiden Freiwürfe zum Sieg. Und der Glatzkopf mit dem markanten Bart avancierte zum tragischen Helden. (GEA)