TÜBINGEN. Am Ende war der amtierende Meister doch eine Nummer zu groß.
In einem packenden Bundesliga-Derby boten die Tübinger Basketballer ratiopharm Ulm lange Zeit einen beherzten Kampf. 3.132 Zuschauer – darunter 400 Fans der Gäste – in der restlos ausverkaufen Paul-Horn-Arena sahen bei der 84:99 (48:52)-Niederlage, wie dem Aufsteiger am Ende die Luft ausging. Als Anerkennung ihrer Leistung blieb den Tigers die Schmach erspart, vor heimischer Kulisse 100 oder vielleicht sogar noch mehr Punkte des Gegners hinnehmen zu müssen.
Tigers fehlt Größe und Masse
»Wir haben beim Rebound den Kampf vermissen lassen«, monierte Christoph Philipps. Er weiß, wovon er spricht, hat der Zugang aus Hamburg doch mit 99 Bundesliga-Einsätzen die meiste Erfahrung. Das Duell unter den Körben ging mit 30:40 doch recht deutlich an die Gäste. Ohne Center Daniel Keppeler fehlt es den Tigers im Kampf um die Rebounds an Größe und Masse. Die beiden Tigers-Big Men Kao Akobundu (23) und Kriss Helmanis (21) haben auch noch nicht die nötige Abgeklärtheit. So passiert es, dass die Kolosse Trevion Williams (18 Punkte) und L.J. Figueroa (22) mit der Unterstützung von Karim Jallow (20) durch einen Ulmer 20:4-Zwischenspurt in nicht einmal fünf Minuten zu Beginn des Schlussviertels für die Vorentscheidung sorgen.
Dürftige Freiwurfquote
Auch wenn Philipps »deutlich größere Baustellen« sieht, ist die mit 56 Prozent (15 von 27) eher dürftige Freiwurfquote durchaus mit ein Grund, warum die Hausherren in den entscheidenden Augenblicken das Momentum dann doch nicht auf ihre Seite bekommen haben. »Freiwürfe sind Kopfsache«, sagt Philipps. Eine Erklärung für die schwache Ausbeute könnte sein, dass etliche der unerfahrenen Tigers-Akteure inclusive des neuen Shootingstars Jhivvan Jackson (50 %) noch nie vor so einer atemberaubenden Kulisse zum ungestörten Wurf von der 4,60 Meter entfernten Linie antreten mussten. Da kann man schon mal einen wackligen Ellenbogen bekommen.
Jackson lässt sein Können aufblitzen
Dass Jackson 40 Punkte und mehr in einem Spiel erzielen kann, hat der neue schillernde Tigers-Star in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen. Und es sieht ganz danach aus, dass der gebürtige Puerto Ricaner mit panamaischem und US-amerikanischen Pass dies an einem perfekten Tag auch in der Beletage des deutschen Basketballs schaffen kann. Nach 24 Zählern war Ende. Die schwache Freiwurfquote und das unglückliche Händchen beim einen oder anderen Dreier verhinderten den Coup. Durch einem Distanzwurf mit der Schlusssirene hätte er seine Farben im dritten Viertel beim Stand von 70:71 nochmals in Führung bringen können. Wer weiß, was in den letzten 10 Minuten passiert wäre.
Jansson ärgert sich über Endphase
So aber blieb Tigers-Coach Danny Jansson nur der Ärger über »beschissene« letzte fünf Minuten der Begegnung. Doch es gab auch Positves hervorzuheben. Zwei Mal im Spiel hatten sich seine Mannen nach zehn Punkten Rückstand (38:48/18.) und sogar mehr (56:68/26.) zurückgekämpft. »Das zeigt, dass wir die nötige Qualität haben und doch etliche Sachen richtig machen.« Dabei hätten sich seine Korbjäger durch zahlreiche völlig unnötige Ballverluste das Leben selbst schwer gemacht. Köpfe hängen lassen gibt’s nicht. Jansson: »Das Gute ist, dass wir bereits in 72 Stunden die Gelegenheit haben, es besser zu machen.« Denn am Mittwoch (20 Uhr) gilt’s in Bonn. (GEA)