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Laura Siegemund nach »Nervenschlacht« im Viertelfinale in Paris

Im Doppel hat die Metzingerin Laura Siegemund zuletzt bei den US Open für Furore gesorgt. Im Einzel hat sie nun bei den French Open erstmals das Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht. Im Alter von 32 Jahren. Ihre nächste Gegnerin ist eine zweimalige Wimbledonsiegerin.

Laura Siegemund
Laura Siegemund hat in Paris das Viertelfinale erreicht. Foto: Christophe Ena/AP/dpa
Laura Siegemund hat in Paris das Viertelfinale erreicht. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

PARIS. Nach der »Nervenschlacht« im nasskalten Paris und ihrem erstmaligen Viertelfinal-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier zog sich die Metzingerin Laura Siegemund erst einmal eine dicke Jacke über.

»Es macht keinen Spaß momentan, es ist auch für den Körper hart. Die Bälle sind so schwer, die Kälte ist nicht gesund«, sagte die 32-Jährige aus Metzingen nach ihrem Achtelfinal-Erfolg bei den French Open. Doch sofort fügte die deutsche Nummer drei hinter den bereits gescheiterten Angelique Kerber und Julia Görges hinzu: »Man hat sich entschieden, hier Tennis zu spielen. Dann kann man halt auch nicht jammern.«

Siegemund saß eher erschöpft als euphorisiert in der digitalen Pressekonferenz und analysierte mehr nüchtern als emotional ihren Erfolg. Mit einem weiteren beeindruckenden Auftritt beim 7:5, 6:2 gegen die ebenfalls ungesetzte Spanierin Paula Badosa trotzte die Schwäbin den Wetterkapriolen und belohnte sich für ihren Kampfgeist und ihre Moral mit einem Viertelfinale am Mittwoch gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova aus Tschechien.

»Es war immer mein Traum, bei einem Grand Slam im Einzel in der zweiten Woche dabei zu sein. Es war eines meiner großen Ziele und ich bin froh, dass ich mir das erfüllen konnte«, sagte die Nummer 66 der Weltrangliste. Bei den US Open in New York hatte Siegemund zuletzt den Doppel-Titel mit der Russin Vera Swonarewa gewonnen, im Einzel jedoch ist das Viertelfinale auf Sand in Paris ihr größter Erfolg.

Einen Tag nach dem heftig diskutierten Turnier-K.o. von Alexander Zverev sorgte sie für positive Schlagzeilen aus deutscher Sicht. Der Hamburger war am Sonntag im Achtelfinale gegen den 19 Jahre alten Italiener Jannik Sinner ausgeschieden. Seine Aussagen, dass er am Abend vorher Fieber hatte und sich krank fühlte, sorgten anschließend vor allem in den sozialen Medien für heftige Diskussionen darüber, ob Zverev in diesem Zustand überhaupt habe spielen dürfen und ob er eine Gefahr für seinen Gegner und die anderen Personen auf dem Platz gewesen sei. Nach Angaben der Veranstalter wurde Zverev das letzte Mal am 29. September getestet, das Ergebnis sei negativ gewesen.

Vor dem Spiel habe die deutsche Nummer eins nicht den Turnierarzt über seine Probleme informiert, hieß es in einem Statement des französischen Verbandes, über das die »New York Times« berichtete.

So richtig gut ging und geht es Laura Siegemund auch nicht. In den vergangenen Tagen klagte sie über Rückenprobleme, vor dem Match gegen Badosa kämpfte sie mit Magengrummeln. »Heute war es anstrengend, es war irgendwie eine Nervenschlacht«, sagte Siegemund und führte aus: »Die Anspannung war höher, dazu der Wind, es war nass und kalt.«

3:5 lag sie im ersten Durchgang zurück, ihre regelmäßige Trainingspartnerin servierte zum Satzgewinn. Doch Siegemund, die mit Leggins und langärmligem Oberteil spielte, blieb cool, konterte mit vier Spielgewinnen nacheinander und sicherte sich nach 52 Minuten den ersten Satz. Im zweiten Durchgang musste Badosa am Rücken behandelt werden, Siegemund ließ sich etwas zu essen bringen und hielt sich dann mit Aufschlagbewegungen und Tripleschritten auf der Stelle warm.

Nach 96 Minuten nutzte sie ihren ersten Matchball - und blickte wenig später hoffnungsfroh in die nähere Zukunft. »Ich habe schon viele Turniere erlebt, die ganz übel angefangen haben, unter ganz schwierigen Bedingungen, ganz ekelhaft«, sagte Siegemund. »Und am Finaltag schien dann die Sonne und es war ein wunderschöner Tag.« (dpa)