REUTLINGEN. Aufatmen ist noch lange nicht angesagt, aber ein Durchatmen ist erlaubt. Die Reutlinger Oberliga-Fußballer bezwangen im Kellerduell den FC Denzlingen mit 2:1 (1:0), verbesserten sich in der Tabelle auf Platz 13 und freuen sich nun auf den Verbandspokal-Schlager am Dienstag (19 Uhr) gegen den Regionalligisten VfR Aalen. »Wir hätten frühzeitig nicht nur das zweite Tor machen müssen«, stellte SSV-Trainer Philipp Reitter nach der Nervenschlacht fest.
Zum Held und Pechvogel des Tages avancierte Furkan Özüdogru. Das 20 Jahre alte SSV-Eigengewächs, das wegen einer Kreuzbandverletzung eine lange Zwangspause hinter sich hat, erzielte in der fünften Minute der Nachspielzeit nach starker Vorarbeit von Riccardo Gorgoglione das 2:1-Siegtor. Nach diesem Treffer gab es Tumulte auf und neben dem Platz. Minutenlang ging es heiß her, ehe Schiedsrichter Stefan Fimpel die Partie für beendet erklärte. Vor dem Schlusspfiff verteilte er aber noch zwei Rote Karten - eine für Özüdogru und eine für Yannick Lawson. Özüdogru hat nach seinem Treffer zwar Denzlingens Keeper David Bergmann weggeschubst, allerdings keine Tätlichkeit begangen. »Für mich war diese Rote Karte unberechtigt«, sagte Reitter. Denzlingens Rechts-Verteidiger Lawson wiederum war wohl der Auslöser der Tumulte.
»Für mich war diese Rote Karte unberechtigt«
Beim SSV gab es in der Aufstellung zwei Überraschungen. Das Tor hütete erneut Louis Potye. Der 21-Jährige, der vor Wochenfrist bei der 0:1-Niederlage in Essingen in der Nachspielzeit gepatzt hatte, strahlte gegen Denzlingen Ruhe aus und erledigte seine Aufgabe mit Bravour. Am Gegentor war er schuldlos. Zudem durfte im zentralen Mittelfeld David Zenner ran. Der talentierte A-Jugendliche stand erstmals in der Startformation. »Zu Beginn war ich schon nervös«, erzählte Zenner, »mit jeder Aktion habe ich dann mehr Mut bekommen«. Fakt ist: Mit seiner Dynamik, seiner Zweikampfstärke und seinem Vorwärtsdrang tut er dem Reutlinger Spiel gut, wenn er auch erkennen musste, dass bei den Männern in der Oberliga ein rauer Wind weht.
Weil in der Hintermannschaft Marvin Jäger und Stefan Ilic verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen, musste Reitter seine Abwehr-Dreier-Reihe neu aufstellen. Rechts agierte Denis Lübke, in der Mitte Florian Krajinovic und links Nils Staiger. Der etatmäßige Sechser Krajinovic erfüllte seine Aufgabe vorzüglich. Der 21-Jährige war der beste Spieler auf dem Platz. Sehenswert, wie er seine Zweikämpfe gewann und zahlreiche Angriffszüge mit klugen Pässen einleitete. »Ich habe schon öfter in der Abwehrkette gespielt, die Sechser-Position mag ich aber ein bisschen mehr«, erklärte Krajinovic.
»Die Sechser-Position mag ich aber ein bisschen mehr«
Zum entscheidenden Spieler in den Schlussminuten wurde neben Özüdogru Routinier Riccardo Gorgoglione. Der in den vergangenen Wochen auf der Verletztenliste stehende Edeltechniker wurde in der Nachspielzeit für Zenner eingewechselt und war nach dem Gegentreffer gefühlt an allen Reutlinger Aktionen beteiligt. Gorgoglione wirbelte die Denzlinger Hintermannschaft mehrmals durcheinander und bediente schließlich in der fünften Nachspielminute Özüdogru mustergültig zum 2:1-Siegtor.
Der SSV hatte in Durchgang eins das Zepter in der Hand, kombinierte phasenweise richtig gut, doch die Durchschlagskraft fehlte. Sehenswert war das Führungstor von Onesi Kuengienda in der 41. Minute. Nach einer Flanke von Ole Deininger befand sich der Torjäger in guter Abschluss-Situation. Als die 670 Zuschauer im Kreuzeiche-Stadion bereits den Eindruck hatten, dass auch diese Chance verpufft, drehte sich Kuengienda in unnachahmlicher Manier um Denzlingens Abwehrchef Nicolas Garcia Stein und jagte den Ball mit links in die Maschen. Wohl dem, der einen gut aufgelegten Kuengienda hat.
In der zweiten Hälfte war Denzlingen spielbestimmend, hatte aber nur eine klare Einschussmöglichkeit: In der 70. Minute traf Santiago Fischer den Innenpfosten. Danach versemmelten die Reutlinger mehrere glasklare Chancen. Mirhan Inan vergab gleich mehrere Großchancen, aber auch Luca Meixner und Tobias Dierberger hätten treffen können. Für die SSV-Fans war's zum Haareraufen. Am Ende gab's dann doch noch ein Happy End. Dank Gorgoglione und Özüdogru. (GEA)

