TROCHTELFINGEN. Ursprünglich wollte Nele Mader zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Turnierstarts hinter sich haben. Erst der Saison-Auftakt in den Niederlanden, dann das Highlight mit dem Heim-Turnier in Marbach: So war die Vorstellung der jungen Vielseitigkeitsreiterin, deren Entwicklung in den vergangenen Jahren nur in eine Richtung verlief - nach oben. Doch eine leichte Trainingsverletzung von Joliemara, die gestolpert war, durchkreuzte ihre Pläne. Also fielen die Teilnahmen im Nachbarland und bei der internationalen Top-Veranstaltung im Haupt- und Landgestüt ins Wasser: »Ich war frustriert. Aber die Gesundheit des Pferdes steht an erster Stelle.«
Im Vorjahr hatte Mader ihr Potenzial eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Am besten lässt sich das an ihren Ergebnissen in Marbach ablesen. Vor fünf Jahren trat die Trochtelfingerin in einer Ein-Stern-Lang-Prüfung an und wurde auf Winnimay als 34. notiert. 2022 nahm sie, inzwischen mit Joliemara, einen Zwei-Sterne-Kurz-Wettbewerb in Angriff - Platz 24. Da ritt sie die Stute erst ein Jahr. Vor zwölf Monaten schaffte das Duo den Durchbruch auf diesem Niveau. Als Dritte der Prüfung ließ Mader sogar die Olympia-Zweite Sara Algotsson-Ostholt (Schweden) und Olympiasieger Michael Jung hinter sich.
Über Marbach gerät sie ins Schwärmen
»Das letzte Jahr lief wie erwünscht. Ich habe sehr hohe Ansprüche«, sagt die 24-Jährige. Nach dem Marbacher Turnier gewann sie zunächst mit dem Team Baden-Württembergs den Bundeswettkampf in Schwaiganger und feierte anschließend ihr Debüt im Drei-Sterne-Bereich. Wieder mit durchschlagendem Erfolg. In Bad Harzburg wurde sie Neunte, in Hambach (Franken) verpasste sie die Top Ten nur knapp. Nun sollte die nächste Stufe erklommen werden - in Marbach, dem Turnier, bei dem sie ins Schwärmen gerät: »Das Gelände im Gestüt ist richtig super und die Arena toll.« Die Psychologie-Studentin wollte erstmals eine Vier-Sterne-Kurz-Prüfung in Angriff nehmen. Mader hätte sich mit Größen wie Jung und dem dreimaligen australischen Olympiasieger Andrew Hoy gemessen.
Ihrer zehnjährigen Stute traut sie die erfolgreiche Bewältigung der Anforderungen in der Top-Klasse absolut zu. »Ich sehe noch sehr viel Luft bei ihr nach oben. Sie hat Talent, ist super-mutig und hat ein totales Kämpferherz«, beschreibt Mader Joliemara. Zunächst aber muss sich die Landeskader-Reiterin weiter in Geduld üben. Um dem Vielseitigkeits-Pferd im Saisonverlauf genügend Pausen zu geben, waren von vornherein lediglich fünf Turnier-Starts vorgesehen. Nachdem sie bereits bei zwei Veranstaltungen passen musste, bleiben in den nächsten Monaten nicht mehr viele Teilnahme-Möglichkeiten. Aber das Risiko, zu früh wieder anzutreten, und damit vielleicht noch länger aussetzen zu müssen, wird die Amazone nicht eingehen. Der Plan sieht nun vor, im Juli/August in die Saison einzusteigen.
Pferdesport, Studium und Beruf
Langweilig wird es der baden-württembergischen Vizemeisterin des Vorjahres in der Zwischenzeit aber mit Sicherheit nicht. Mader pendelt zwischen Pferdesport, Studium und ihrem beruflichen Engagement in der Kinder- und Jugend-Psychatrie. Ihr Zeitplan sei »sehr, sehr voll, aber es ist ein positiver Stress. In der Beschäftigung mit Pferden und beim Turnierreiten bekomm' ich meinen Kopf frei«.
Und es gibt ja nicht nur die Vielseitigkeit in ihrem Leben. Statt in Marbach trat Nele Mader beim zeitgleichen Turnier in Wannweil an - mit einem Nachwuchspferd im Springsport. Sie war »schon sehr gespannt«, wie sich Vicalenta in einer L-Springpferde-Prüfung präsentieren würde. Am Ende war die Reiterin mit der sechsjährigen Stute als Dritte platziert. Ein Trostpflaster und Mutmacher allemal. Nele Mader weiß: Trotz der Zwangspause kann es noch eine gute Saison werden. (GEA)