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TSV Betzingen trauert um Tischtennis-Tausendsassa Wolfgang Lohse

Der TSV Betzingen und die große Tischtennis-Familie in Baden-Württemberg trauern um Wolfgang Lohse, der im Alter von 88 Jahren verstorben ist.

45 Jahre kümmerte sich Wolfgang Lohse um den Tischtennis-Nachwuchs.
45 Jahre kümmerte sich Wolfgang Lohse um den Tischtennis-Nachwuchs. Foto: Frank Pieth
45 Jahre kümmerte sich Wolfgang Lohse um den Tischtennis-Nachwuchs.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN-BETZINGEN. »Das war der Wahnsinn, was wir alles gemacht haben«, sagte Wolfgang Lohse mit einem für ihn typischen Lächeln im Gesicht, als der Schreiber dieser Zeilen im März 2019 mit dem Tausendsassa in die Vergangenheit zurückblickte. Jugendleiter, Organisator, Fahrer, Betreuer, Coach, Sportwart, Jugendwart - Lohse hat in 45 Jahren in der Tischtennis-Abteilung des TSV Betzingen, im Bezirk Alb und im Verband Spuren hinterlassen. Nun ist Lohse gestorben. Im Alter von 88 Jahren im Pflegeheim Betzingen.

»Wolfgang war die Beständigkeit in Person«, urteilt Gerald Horner über seinen jahrzehntelangen Mitstreiter beim TSV Betzingen. Stetigkeit, Zuverlässigkeit und eine fast provozierende Gelassenheit hätten ihn ausgezeichnet. Lohse hatte weder ein Handy noch einen Anrufbeantworter. »Das war sein geniales Rezept gegen Hektik«, sagte Horner einmal. »Tischtennis war sein Familienersatz«, formuliert Christoph Rabe von der Abteilungsführung des Turn- und Sportvereins.

Alle, die irgendwann zwischen 1974 und 2019 beim TSV Betzingen Tischtennis gespielt haben, würden »mit Sicherheit auf zahlreiche tolle, gemeinsame Erlebnisse und Situationen mit Wolfgang zurückblicken«, sagt Rabe. Und erinnert an die mehr als zehnmalige Ausrichtung seiner Lieblingsveranstaltung, des Internationalen Jugendturniers in Betzingen an Ostern, die legendären Fahrten zu internationalen Turnieren in Mühlhausen, Flensburg, Linz, Hasselt und Düsseldorf, an die vielen Jugendausfahrten mit dem »Tischtennis-Bussle«, unter anderem an den Plattensee in Ungarn, nach Spanien, Tschechien, Griechenland, Marokko, Israel oder Schweden, an den Schlüssel, der immer unter dem Fahrersitz lag, an die stets reichlich gefüllte Brusttasche seiner Latzhose oder an den völlig ruhigen, mit verschmitztem Lächeln gegebenen entscheidenden Tipp in der Verlängerung eines Entscheidungssatzes.

Viele Jahrzehnte lebte Lohse für den Tischtennissport. Später tanzte er auf drei Hochzeiten: Neben Tischtennis waren Golf und Bridge angesagt. Bis zum Jahr 2019, als er von der Württembergischen Sportjugend als »Vorbild des Jahres« geehrt wurde, stand Lohse drei Mal in der Woche in der Halle und brachte Jugendlichen das Tischtennis-Einmaleins bei. Seine Erfolge als Trainer sind bemerkenswert: Zehn Jahre coachte er das Betzinger Frauen-Bundesliga-Team, Mädchen- und Jungen-Mannschaften des TSV führte er zu deutschen und süddeutschen Meisterschaften. »Wolfgang hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Begriff Tischtennis-Familie nicht nur entstand, sondern auch gelebt wurde«, stellt Rabe voller Anerkennung fest. Wolfgang Lohse war einzigartig. Eine Legende. (GEA)