REUTLINGEN. Das war Maßarbeit: Zum Abschluss der Reutlinger Dressur-Tage zeigten Natalie Gauss-Ernst und Fine Emotion ihre beste Leistung. Nach zuvor einem vierten und einem sechsten Rang in den ersten beiden Drei-Sterne-Prüfungen »kratzte« die Lautertalerin im Grand Prix an der 70-Prozent-Marke. 1.047 Punkte (das entspricht 69,8 Prozent) wurden ihr von den drei Richtern gutgeschrieben. Bei ihrer Vorstellung mit nur kleineren Ungenauigkeiten ragten die Galopp-Pirouetten des 15-jährigen Hengstes heraus.
»Wir bildeten eine Einheit. Vom Temperament her war er perfekt«, lobte Gauss-Ernst ihren Rappen. Für die Amazone und Fine Emotion war es in dieser Saison nach dem Turnier auf dem Birkhof (Donzdorf) ihr zweiter Sieg auf Drei-Sterne-Niveau. Sie hätte sich auch eine höhere Bewertung des Ritts vorstellen können. Das deckte sich mit Ina-Katrin Schmids Eindruck. Von den drei Richtern hatte die langjährige Reutlingerin die Gewinnerin sogar bei 72 Prozent gesehen.
»Das Starterfeld im Grand Prix hätte ein wenig üppiger ausfallen können«
Lisa Astfalck sicherte sich Rang zwei. Die für den RFV Schomburg antretende Schweizerin zeigte sich mit Bruno Banani gegenüber dem Vortag verbessert und kam auf 1.031,5 Zähler. Dahinter folgte der Böblinger Frederik Leon Steisslinger auf Favory A.S. (1.022). Dass nur vier der acht gemeldeten Reiter die Top-Prüfung in Angriff nahmen, sorgte beim Veranstalter für leichte Enttäuschung, nachdem in der Intermedaire II noch 16 Teilnehmer zu verzeichnen gewesen waren. »Das Starterfeld hätte ein wenig üppiger ausfallen können. Vor dem Grand Prix haben offenbar viele noch ein bisschen Angst gehabt«, vermutete Gotthilf Riexinger.
Der langjährige Turnierleiter und Organisationschef nimmt inzwischen eine andere Rolle ein. Er sieht seine neue Aufgabe als Berater der Führungsriege des Reitvereins Reutlingen. Für das äußere Erscheinungsbild der Veranstaltung, Abreitezelt und Stallbereich gab es viel Lob. Riexinger, der Chefrichter von Olympia 2008 in Peking, attestierte seinen Kollegen sehr gute Richter-Leistungen (»Das muss man auch mal sagen«) und hob hervor, dass alles sehr harmonisch verlaufen sei.
»Die Pferde haben das spitze gemacht«
Die zwei an den Vortagen dominierenden Teilnehmer hatten sich schon vor dem Schlusstag auf ihre Heimreise begeben. Dorothee Schneider trat die Fahrt nach Framersheim mit drei Ein-Stern-S-Siegen an, die sie mit Nachwuchspferden errungen hatte. Hinzu kamen für die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin ein zweiter und ein vierter Rang. »Das haben die Pferde spitze gemacht«, lautete ihr Fazit. Zu den 76,2 Prozent mit Maxi Kraft's Barcelo am Samstag sagte sie: »Manchmal fehlen mir einfach die Worte.« Schneider, seit Jahren Stammgast der Reutlinger Turnier-Tage, ritt in ihrer eigenen Liga. Der Vorsprung auf die zweitplazierte Nicola Haug (Donzdorf) betrug in dieser S-Prüfung 5,7 Prozent. Oder in Punkten ausgedrückt: Fast unglaubliche 72 Zähler.
Franz Trischberger war auf Drei-Sterne-Niveau klar überlegen. Im Kurz-Grand-Prix feierte der Stuttgarter Dressur-Cup-Sieger mit seinen beiden Pferden Sanrico (72,4 Prozent) und Tamburin (71.4) einen Doppel-Sieg. In der Intermediare II war der Bayer vom Tegernsee, der im vergangenen Jahr auf der Anlage im Schachen bereits zwei Siege geholt hatte, mit den Wallachen auf den Rängen eins und drei zu finden. Ein Highlight stand am Samstagabend mit der Intermedaire-I-Kür auf dem Programm. Diese Prüfung hätte weit mehr als nur vier Teilnehmer verdient gehabt, doch kostete die zeitgleiche Qualifikationsprüfung für den Dressur-Cup in Ingolstadt einige Starter. Die Besonderheit des Wettbewerbs in Reutlingen lag darin, dass Riexinger im Anschluss an jeden Ritt die Vorstellung über das Hallen-Mikrofon kommentierte.
»Das macht Laune, weil er bei seinem Kommentar immer das Positive sieht«
Gewinnerin Leonie Moll (Jettweiler) triumphierte hier mit Equidiamonds Bright Bellini zur Musik der Drei Musketiere und starken 76,5 Prozent. Imponierend waren vor allem ihre Wechsel auf gebogener Linie. Über Riexingers Urteil meinte sie: »Das ist echt super und macht Laune, weil er immer das Positive sieht.« Im Nachwuchsbereich verpasste Allegra Elisabeth Hüttig vom Lerchenhof den Titel im baden-württembergischen Pony-Master knapp. Auf Notre Petit fehlten der zweitplatzierten Münsingerin zehn Punkte zum Titel. (GEA)