METZINGEN. Echte Trauer ist stumm. Wenn das Entsetzen so langsam ins Bewusstsein hochkriecht, dann fehlen den Betroffenen zunächst erst einmal die Worte. So geschehen am Samstagabend, als die Zweitliga-Handballerinnen der TuS Metzingen zum Saisonauftakt das württembergische Derby gegen den TV Nellingen mit 20:23 (8:8) verloren hatten. Niemand hatte danach im Lager der Gastgeberinnen Lust, sich zu erklären. Verständlich, wenn zuvor Hoffnungen begraben werden mussten.
»Schade, wir hätten eigentlich gewinnen müssen. Zumindest ein Unentschieden wäre gerecht gewesen.« Wäre es nach Sabrina Duschner gegangen, hätten die TuS-Frauen den Hornissen (Hornets) des TV Nellingen wirklich den Stachel gezogen und sich mit einem Sieg über sie behauptet. Doch derart Selbstbewusstsein zu tanken sollte zu der Finanz-Krise, von der die TuS wegen der im Etat fehlenden rund 100 000 Euro noch gebeutelt wird, nicht sein. Zwar wirbelte die wieselflinke Rechtsaußen Sabrina Duschner nimmermüde wie ein Derwisch und markierte als beste TuS-Spielerin auch sechs Feldtore gegen die Frauen von den Ostfildern, doch insgesamt rumpelte es im Spielaufbau der Metzingerinnen.
»Bei uns war zu viel Nervosität im Spiel. Wir haben zu viel verschossen und sind mit der Nellinger 6:0-Abwehr überhaupt nicht klargekommen«, sagte TuS-Spielertrainerin Edina Rott enttäuscht. »Ich bin mit meiner eigenen Leistung überhaupt nicht zufrieden, denn meine Tore haben gefehlt.« Die 39-Jährige war sich nicht zu schade, eigene Schwächen einzugestehen, obgleich allein die Erkenntnis, wie hammerhart die Ausgangs-Situation für die Metzingerinnen ist, sie schon verzweifeln lassen könnte.
Immerhin war sie ja mit völlig anderen Voraussetzungen mitsamt ihrer Familie im Frühling ins Ermstal gezogen. Doch der Fall Baumgärtner zwang sie und ihren Mann Ferenc Rott dazu, sich erst einmal mit nicht sportlichen Dingen zu beschäftigen. Die Jetzt-Erst-Recht-Haltung der Spielerinnen ist allerdings nicht von beflügelnder Euphorie gespeist, weil ihre Köpfe keineswegs frei sind von dem vorausgegangenen Erdbeben, das TuS-Vorsitzende Siegfried Grabowski als »die größte Krise in der Klubgeschichte« bezeichnet. So dürfte es fast symptomatisch sein, dass in der nicht sonderlich attraktiven, »Abwehrschlacht« gegen Nellingen, die den Offensivspielerinnen beider Mannschaften wenig Raum zur Entfaltung ließ, auf beiden Seiten statt der spielerischen Kreativität die Defensive und die Torhüterinnen am meisten überzeugten.
So wehrte vor »nur« 380 zahlenden Zuschauern die Ex-Metzingerin Andrea May für Nellingen zwei Siebenmeter und vierzehn schwere Bälle ab, während für die TuS Piroska Bartek drei Siebenmeter und elf schwere Schüsse parierte. Aber im Angriff schlichen sich vor allem bei den Metzingerinnen viel zu viele technische Fehler ein. Auch fehlte es der TuS an Durchschlagkraft aus dem Rückraum, um ihre leichten Vorteile von der 13:11- bis zur 16:14-Führung (36. bis 43. Minute) gewinnbringend auszubauen.