Michael Maze, der Spitzenspieler des Europameisters von 2005, der bei den beiden zurückliegenden kontinentalen Titelkämpfen lediglich die Plätze sieben und acht belegt hatte, betätigte sich beinahe als Spielverderber. Der 28-Jährige knöpfte den Deutschen zwei Punkte ab. Maze bezwang sowohl Christian Süß als auch Timo Boll. Süß und Boll punkteten jedoch in ihrem anderem Einzel. Zähler Nummer drei ging auf das Konto von Dimitri Ovtcharov.
»Jeder hat einen Punkt geholt, was will man mehr«
»Michael Maze hat phantastisches Tischtennis gespielt und seine zwei Punkte absolut verdient geholt«, zog Prause verbal den Hut vor der Leistung des Dänen mit dem feinen Händchen. Der Däne überzeugte bereits im Halbfiale gegen Österreich mit einer bärenstarken Leistung. Beim deutschen 3:0-Vorrunden-Erfolg gegen die Skandinavier war Maze nicht im Einsatz. Über seine Truppe sagte Prause: »Alle drei haben konzentriertes Tischtennis gezeigt, jeder hat einen Punkt geholt, was will man mehr.«
Dass sich Maze in einer glänzenden Verfassung befindet und in der Einzel-Konkurrenz ein ernsthafter Titel-Kandidat ist, bekam in der Auftakt-Partie Christian Süß zu spüren. Der Düsseldorfer zeigte gegen den WM-Dritten von 2005 eine gute Leistung, bekam aber dennoch in drei Sätzen seine Grenzen aufgezeigt. Maze beendete das Duell mit einer sehenswerten Rückhand-Peitsche - 1:0 für Dänemark.
Anschließend zündete Boll gegen Finn Tugwell den Turbo. 11:5, 11:1, 11:8. Die deutsche Galionsfigur machte mit dem einst für Frickenhausen in der Bundesliga tätigen Tugwell, der bei Olympia 2004 mit Maze Bronze im Doppel gewann, kurzen Prozess - 1:1.
Eine beeindruckende Vorstellung lieferte Dimitrij Ovtcharov ab, der dem Ex-Düsseldorfer Martin Monrad nicht die Spur einer Siegchance ließ. Der 21-Jährige, der sich Ende der zurückliegenden Spielzeit von Borussia Düsseldorf verabschiedete und beim belgischen Top-Klub Royal Villette Charleroi seine Zelte aufschlug, agierte enorm konzentriert und druckvoll. Der Lohn: Monrad erzielte in den drei Durchgängen nur 13 Punkte - 2:1 für Deutschland.
Nun kam es zum mit Spannung erwarteten Duell der beiden Top-Spieler. Auf der einen Seite der Weltranglisten-Dritte Boll, auf der anderen der im Welt-Ranking an Position zwölf geführte Maze. Die beiden ersten Sätze gingen klar an den Dänen, der auch im dritten Satz mit 5:2 und 6:4 vorne lag. Boll raffte sich noch einmal auf und entschied diesen Durchgang mit 11:7 zu seinen Gunsten. Danach gab wieder Maze den Ton an und entschied diesen Linkshänder-Vergleich zu seinen Gunsten - 2:2.
Süß gegen Tugwell. In diesem letzten und entscheidenden Spiel sollte nichts anbrennen. Oder bekommt der immer wieder als »Boris Becker des Tischtennis-Sports« titulierte Süß doch das Nervenflattern? Der 27. der Weltrangliste bestimmte von Beginn an das Tempo. Tugwell war in seinen Möglichkeiten zu beschränkt, um einen Süß in guter Form in Gefahr bringen zu können. Der Deutsche siegte in drei Sätzen - und tanzte anschließend mit seinen Team-Kollegen Boll, Ovtcharov, Bastian Steger, Patrick Baum und Trainer Prause Ringelreihen. 3:2 für Deutschland - der Titel-Hattrick war perfekt. (GEA)