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Aktuell Beachtennis

Charlize Hummel aus Betzingen ist bei der WM in Rio dabei

Die 18 Jahre alte Betzingerin holt sich als beste deutsche Juniorin EM-Silber und fliegt jetzt zur WM im Beachtennis nach Rio.

Die Betzingerin Charlize Hummel (vorne) will mit ihrer Doppelpartnerin Christina Schaale bei der WM in Rio um eine Medaille kämp
Die Betzingerin Charlize Hummel (vorne) will mit ihrer Doppelpartnerin Christina Schaale bei der WM in Rio um eine Medaille kämpfen. FOTO: TENNIS EUROPE
Die Betzingerin Charlize Hummel (vorne) will mit ihrer Doppelpartnerin Christina Schaale bei der WM in Rio um eine Medaille kämpfen. FOTO: TENNIS EUROPE

BETZINGEN. Charlize Hummel ist eine fröhliche junge Frau, die gerne lacht und nur zu gerne mit einem Schläger in der Hand geschmeidig durch den Sand rennt, schnell und hoch springt, spektakulär hechtet, um dann mal elegant und gefühlvoll, aber auch mal schnörkellos hart einen Ball übers Netz zu spielen.

Charlize Hummel vom TSV Betzingen ist seit dem 2. Mai 18 Jahre alt. Aber schon seit geraumer Zeit wird sie als das größte deutsche Beachtennis-Talent gehandelt. Immerhin rangiert sie aktuell als jüngste deutsche Spielerin dieser trendigen Sportart international in den Top Ten der ITF-Rangliste. In Deutschland ist sie in ihrer Altersklasse die Nummer eins und bei den Aktiven steht die Juniorin inzwischen schon auf Platz sechs.

Beachtennis ist keine Einzelsportart, sondern wird im Mixed und im Damen- oder Herren-Doppel und mit einem Paddle gespielt. Das ist ein kürzeres Racket ohne Saiten, aber mit einer durchgehenden Schlagfläche meist aus Fiberglas, Karbon oder Grafit, mit dem man einen druckreduzierten Tennisball in einem 16 Meter langen und acht Meter breiten Sandplatzfeld über ein mindestens 1,70 Meter hoch aufgespanntes Netz schlägt.

Nun hat die Abiturientin, die im kommenden Jahr ein duales Studium mit einem Reutlinger Unternehmen und der Universität Heidenheim in Betriebswirtschaft, Marketing und Versicherung aufnehmen will, ihre erste internationale Medaille gewonnen.

»Am liebsten will ich am Strand von Rio gleich eine Medaille gewinnen«

Bei den U 18-Jugend-Europameisterschaften auf der griechischen Insel Kreta hat sie sich mit ihrer Doppelpartnerin Christina Schaale aus Berlin die Vizemeisterschaft erkämpft. Diese Silbermedaille wiederum ist nun ihr Ticket für die Welttitelkämpfe der Jugend vom 6. bis 13. November in Brasilien. »Am liebsten will ich am Strand von Rio diesmal unter den Top vier landen oder gleich eine Medaille gewinnen«, sagt die Betzingerin, die seit 2017 zum Förderkader und zum Nationalteam des Deutschen Tennis Bundes zählt. Dabei lacht sie schelmisch.

2017 landete sie bei der Jugend-Team-WM auf Platz neun und ließ 2018 mit dem Team Platz acht und 2019 und 2021 dann jeweils Platz sieben folgen. In diesem Jahr soll nun ein noch größerer Sprung im globalen Kräftemessen für sie möglich sein, zumal sie seit ihrem Abitur so viel Zeit zum Training hatte wie noch nie in ihrer jungen Karriere. Dank ihrer C-Trainer-Lizenz und ihrer Vergangenheit auch als Tennisspielerin, die in ihrer Jugend zahlreiche Titel auf württembergischer Bezirksebene gesammelt hat, verdient sie sich zurzeit Geld als Tennistrainerin bei ihrem Heimatverein. Ohnehin spielt die 1,74 Meter große Blondine auch noch immer regelmäßig für Betzinger Tennis-Mannschaften in der Punkterunde. Immerhin gleichen die Beachtennis-Spielregeln weitgehend denen des Tennis. Außerdem ist seit 1998 Beachtennis auch fest im Regelwerk des DTB verankert und seit 2008 bei der ITF und damit weltweit anerkannter Leistungssport. Gleichwohl zählt Beachtennis hierzulande immer noch zu den Trendsportarten und versucht außerdem, olympisch zu werden.

Im Gegensatz zu Deutschland betreiben die Italiener diesen Sport längst hochprofessionell. So können die weltweit dominierenden italienischen Spieler mit Beachtennis auch ihren Lebensunterhalt verdienen. Deutsche Spieler wiederum müssen sehr viel selbst finanzieren. So ist im Budget in diesem Jahr nicht drin, dass der DTB den für die WM qualifizierten Teams den Hin- und Rückflug nach Rio bezahlt. Zu dem 1 500-Euro-Flugticket gibt es nur einen Zuschuss von 750 Euro. Aber Kost und Logis vor Ort bei der WM werden vom DTB für die qualifizierten Athleten gezahlt.

Weil ihnen dieser Spaß für die eigene Tasche aber trotzdem zu teuer ist, treten die EM-Dritten DTB-Junioren Ralf Puslat und Oliver Schleich (Celle /Saarlouis) bei der WM erst gar nicht an. »Es ist so schade, dass wir im DTB nicht mehr Anerkennung genießen, zumal wir ja als Team bei der EM schon so erfolgreich waren«, bedauert Charlize Hummel die Absage »der Bronze-Jungs«. Sie selbst setzt für ihre WM-Reise ihr übers Tennis-Training verdientes Geld ein.

Riesig stolz auf ihre Silbermedaille bei der EM: Charlize Hummel (links) und Christina Schaale. FOTO:TENNIS EUROPE
Riesig stolz auf ihre Silbermedaille bei der EM: Charlize Hummel (links) und Christina Schaale. FOTO:TENNIS EUROPE
Riesig stolz auf ihre Silbermedaille bei der EM: Charlize Hummel (links) und Christina Schaale. FOTO:TENNIS EUROPE

»Beachtennis ist einerseits eine extrem lockere Sportart, mit viel Spaß und Musik und in guter Atmosphäre, ganz anders als im Tennis, wo sich die Leute meist schnell durch alles Mögliche gestört fühlen und oft verbissen sind«, sagt die deutsche U 18-Meisterin lachend. Andererseits sei Beachtennis auch deshalb ihre Lieblingssportart, weil es »schon ein cooles Gefühl ist und echt Spaß macht, wenn man die Gegner mit Stopps und Lobs durch den Sand jagt, oder vielleicht mit einem Schmetterball den Punkt macht«.

Der leidenschaftliche Kampf, sich selbst heiße Sohlen im Sand zu holen – auch wenn es laut Charlize Hummel für Hitze wie für Kälte eigens Beachsocken gebe – sei genau das, was ihr gefalle. Außerdem, ergänzt sie, reize es sie, innerhalb von Sekundenbruchteilen blitzschnell zu reagieren, zu laufen, zu springen und zu schlagen. »Der Smash, also der Schmetterschlag und zwar sowohl diagonal als auch longline ist ein traumhafter Schlag und mein Lieblingsschlag.«

Für Charlize Hummel ist Beachtennis keine Hopserei in Badehose oder Bikini am Strand, sondern trotz der lockeren äußeren Bedingungen eine harte sportliche Herausforderung. Inzwischen hat sich die vor allem in Südeuropa seit mindestens zwei Jahrzehnten beliebte Sportart rasant auch in Brasilien verbreitet. Auf Spielfeldern, die sich wie Perlen an einer Kette kilometerlang am Strand von Rio aneinanderreihen, tummeln sich die Sportler. Charlize Hummel schwärmt: »Die Beachtennis-WM wird in Rio an der Küste in riesigen, längst ausverkauften Stadien gespielt und ganz groß im Fernsehen übertragen und gefeiert.«

Von solchen Dimensionen kann man in Deutschland nur träumen. Dabei nimmt die Begeisterung und öffentliche Aufmerksamkeit in der Region an Beachtennis langsam, aber sicher zu, zumal der TC Markwasen Reutlingen zwei Sandplätze besitzt und der TSV Betzingen einen. »Wir haben allein nur wegen Beachtennis in diesem Jahr 14 neue Mitglieder beim TSV Betzingen hinzugewonnen. Das ist schön und im neuen Jahr sollen bei uns zwei weitere Sandplätze hinzukommen«, erklärt Charlize Hummel.

Immerhin ist der Betzinger Sportwart Oliver Munz ja selbst auch im deutschen Beachtennis ein Mann der ersten Stunde und zeichnete sich selbst aktuell als Senior noch mit unzählig vielen nationalen und internationalen Titel aus. Aber auch Charlize Hummels Großvater Gerd Hummel machte sich als deutscher Teamchef der Beachtennis-Nationalmannschaft früh verdient. Nun aber ist die Reihe an Charlize Hummel – vielleicht schon jetzt bei der WM in Rio de Janeiro – für neue Meriten zu sorgen. (GEA)