KASSEL. Johannes Vetter. Konstanze Klosterhalfen. Und selbst Malaika Mihambo schwächelt noch. Vor den Finals steckt die deutsche Leichtathletik-Elite in der Krise, sechs Wochen vor der WM steht jetzt in Kassel der nächste Härtetest auf dem Programm. Vor vollen Rängen wollen Mihambo und Co. im Auestadion nun aber Schwung aufnehmen.
»Vollgas geben«, sagte Mihambo über ihr Motto für die deutschen Meisterschaften. Wegen einer starken Erkältung in der Vorbereitung sucht die Olympiasiegerin und Weltmeisterin noch nach ihrer Form. Kurios: Mit ihren 6,66 m ist Mihambo derzeit nur die Nummer drei in Deutschland. Um ihre WM-Teilnahme muss die 29-Jährige als Titelverteidigerin allerdings nicht bangen. »Die Tatsache, dass ich mich bereits für die Weltmeisterschaften qualifiziert habe, hat keinen Einfluss auf meine Vorbereitung«, sagte Mihambo: »Ich muss weiterhin fokussiert bleiben. Es gibt viele Mädchen, die sehr gut springen und die Konkurrenz ist sehr groß, also muss ich mich gut vorbereiten.«
Bei der WM in Budapest strebt Mihambo ihr Gold-Triple an, doch ein Selbstgänger wird das nicht. Und ein Jahr nach dem Debakel von Eugene steht damit die große Frage im Raum: Wer soll die Medaillen holen? Die Kandidaten sind rar gesät, Sorgenkinder gibt es hingegen viele. Ex-Weltmeister und Speerwurf-Rekordler Vetter muss für Kassel verletzt passen und droht für die WM wie im Vorjahr erneut auszufallen. Lauf-Ass Klosterhalfen, mittlerweile mit neuem Trainer unterwegs, rätselt über ihren schwachen Auftritt zuletzt in Stockholm über 5.000 m, in Kassel ist die Europameisterin »nur« über 800 m am Start. Rio-Olympiasieger Thomas Röhler ist ebenso nicht in Form wie Ex-Europameisterin Christin Hussong (beide Speer).
Die LAV Stadtwerke Tübingen reisen mit einem großen Aufgebot in Richtung Kassel. Und auch der LV Pliezhausen hat eine Athletin am Start. Als Vorjahressiegerin fährt Hanna Klein von der LAV auch in diesem Jahr als Favoritin zur DM. Die 30-Jährige geht über 1.500 m an den Start. Auf dieser Strecke hält die gebürtige Pfälzerin auch die Jahresbestzeit mit 4:05,41 Minuten, jedoch nur wenige Zehntelsekunden vor Katharina Trost (LG Stadtwerke München). Einen Podestplatz erhofft sich auch Kleins Teamkollegin Eva Dieterich, die über die 5.000 m startet. Mit 15:36,66 Minuten hat die 24-Jährige die drittschnellste Meldezeit vorzuweisen. Ebenfalls über 5.000 m dabei ist Antonia Schiel. Sie hat sich in diesem Jahr auf 16:07,00 verbessert und liegt damit auf Platz fünf der Meldeliste.
Nach der deutschen Meisterschaft der U 23 steht für Laura Wilhelm nun die zweite DM innerhalb von einer Woche an. Die 800-Meter-Läuferin geht auf ihrer Paradestrecke an den Start, auf der sie in der Halle im Winter die Bronzemedaille geholt hat. Für Wilhelm geht es zunächst um den Einzug ins Finale. Mit 2:04,02 Minuten hat sie in diesem Jahr bereits persönliche Bestleistung aufgestellt und liegt damit auf Platz fünf der Meldeliste.
Auch bei den Männern starten einige verheißungsvolle Athleten für die LAV Stadtwerke Tübingen. Lorenz Baum geht wie bereits im Vorjahr über 5.000 m an den Start. Er hat sich beim LAV & Friends-Meeting mit einer Zeit von 14:23,60 Minuten für die »Deutschen« qualifiziert. Am vergangenen Samstag gewann Baum souverän den Reutlinger Stadtlauf. Ebenfalls beim LAV & Friends-Meeting für die DM qualifiziert hat sich Jan Phillipp Kisker, der über 1.500 m startet. Über 3.000 m Hindernis startet Silvan Rauscher. In diesem Jahr kam er noch nicht an seine persönliche Bestzeit (8:57,36) aus dem vergangenen Jahr heran. Doch diese stellte Rauscher bei der letztjährigen DM-Ausgabe in Berlin auf – möglicherweise ein gutes Omen für dieses Jahr.
Holzapfel mit Trainingsrückstand
In Kassel wird mit Tsambika Jäger eine Läuferin des LV Pliezhausen über 1.500 m antreten. Laut Trainer Thomas Jeggle ist Jäger in guter Form. Er traut ihr eine Verbesserung ihrer Bestzeit (4:28,49 Minuten) zu. Ob der Athletin wie bei ihrer DM-Premiere in der Halle auch bei ihrer ersten Freiluft-DM der Finaleinzug gelingt, wird von der Tagesform abhängen. Ebenfalls nach Kassel reist Tim Holzapfel (Unterländer LG), ein weiterer Schützlinge von Jeggle. Der Titelverteidiger über 800 m hatte allerdings nach einem mehrwöchigen Trainingsausfall aufgrund einer Rückenproblematik keine optimale Vorbereitung. »Die letzten Trainingseindrücke zeigen wieder in die richtige Richtung«, sagt Jeggle. (SID/GEA)