KASSEL. Sie war einfach nur glücklich an diesen Sonnentagen im Auestadion. Die aus Oferdingen stammende Denise Uphoff hatte nach dem 100-Meter-Finale bei den deutschen Meisterschaften in Kassel Grund zum Strahlen. Die 22-Jährige, die vom LV Pliezhausen über das Sprintteam Wetzlar jetzt bei der LG Stadtwerke München gelandet ist, war völlig überraschend ins Finale gestürmt. Mit starken 11,40 Sekunden hatte sie im Vorlauf ihre persönliche Bestzeit um 15 Hundertstel gesteigert und war mit 11,47 Sekunden in den Endlauf gelangt. »Ich bin so happy über mein Comeback nach vier Verletzungsjahren«, wirkte die ehemalige Junioren-Weltmeisterin in der Staffel wie befreit. Doch es kam noch besser.
Der Blondschopf absolvierte über 200 Meter ein Mammutprogramm und holte sich in neuer persönlicher Bestzeit von 23,40 Sekunden mit einem Zielsturz sensationell die Bronzemedaille. Mit einem Sieg im dritten Zeitlauf in 23,77 hatte sie bereits aufhorchen lassen. »Ich kann das alles nicht glauben, was hier passiert«, sagte Uphoff. Bereits zuvor lief sie in der 4 x 100-Meter-Staffel um die Medaillen. Hinter der für den SCC Berlin (43,91) laufenden Gina Lückenkemper und dem VfL Sindelfingen (44,37) holte Uphoff in 44,44 Sekunden als Dritte mit der Münchner Staffel ihre erste Medaille bei deutschen Aktiven-Meisterschaften.
Umarmung von Lückenkemper
Uphoff ist inzwischen nach München gezogen und hat dort ein BWL-Studium begonnen. »Ich habe dort jetzt eine tolle Trainingsgruppe bei Michael Ehrenreich, was mir früher immer gefehlt hatte«, begründete sie ihre neuerliche Leistungsentwicklung. Ein Highlight war ihr Einzel-Finale über 100 Meter. Auch dort stand sie neben Super-Star Lückenkemper, die mit 11,03 Sekunden ihren vierten Titel holte. »Das musst du erst mal realisieren, neben einer Sprinterin wie Gina zu laufen«, war sie auch darüber beeindruckt. Uphoff wurde mit 11,55 Achte.
Auch das Laufteam der LAV Stadtwerke Tübingen kämpfte sich bei heißen Temperaturen zu Top-Platzierungen. Eva Dieterich überzeugte am Samstagabend über 5.000 Meter. Mit einem starken Rennen lief sie mit der Zeit von 15:48,69 Minuten auf den Silberrang. Erst zu dieser Saison wechselte sie zur LAV, vorher war sie für ihren Heimatverein, dem Laufteam Kassel, am Start. »Es lief so, wie wir uns das vorgenommen hatten. Ich wusste, dass Lea Mayer und Alina Reh irgendwann wegziehen und ich dann mehr oder weniger mein eigenes Rennen machen muss«, sagte Eva Dieterich.
Nachdem Favoritin Reh, die aus Laichingen kommt, aus dem Rennen aussteigen musste, wurden ihre Erwartungen mit Platz zwei sogar übertroffen. Mannschaftskollegin Antonia Schiel musste im selben Rennen in der Verfolgerinnengruppe lange Führungsarbeit machen. 16:19,53 Minuten standen am Ende auf der Uhr. Mit der zweitschnellsten Zeit ihrer Karriere lief sie auf Platz fünf.
Bestzeit deutlich verbessert
Als Favoritin ging Vorjahressiegerin und die Jahresschnellste Hanna Klein von der LAV Tübingen über 1.500 Meter an den Start. Im Finale am Sonntag hielt sie sich 1.100 Meter knapp hinter der Spitze des Feldes auf, ergriff eine Runde vor Schluss die Initiative und startete ihren Spurt. Katharina Trost (LG Stadtwerke München) konnte aber folgen und zog auf der Zielgeraden vorbei. Damit wurde es für die Tübingerin in 4:09,88 Minuten die Silbermedaille. Ebenfalls am Start war Tsambika Jäger vom LV Pliezhausen. Alleine die Qualifikation für das Finale, bei dem Jäger in 4:28,38 Minuten auf Platz zehn landete, war ein sportlicher Erfolg. »Es hätte nicht besser laufen können«, sagte ihr Trainer Thomas Jeggle. Seine auf Rang 28 gemeldete Athletin hatte im Vorlauf ihre alte persönliche Bestzeit auf 4:24,81 um vier Sekunden unterboten.
Erfreulich lief es für den Tübinger Lorenz Baum im Finale über 5.000 Meter. Mit neuer Saisonbestleistung von 14:20,46 Minuten lief er auf Platz zehn. Auf der letzten Runde konnte er noch mal beschleunigen und einige Läufer überholen. »Mehr ging nicht«, sagte Baum.
Über 1.500 Meter hat Jan Philipp Kisker bei seiner ersten deutschen Meisterschaft am Samstagmittag um den Einzug ins Finale gekämpft. Leider kam er nicht an seine Bestzeit von 3:48,76 Minuten heran. Mit 3:51,89 Minuten lief er auf Platz 23.
LAV-Starterin Laura Wilhelm, die in diesem Sommer mit 2:04,02 bereits eine Bestzeit aufgestellt hat, ging über 800 Meter an den Start. Mit 2:11,60 Minuten konnte sie jedoch nicht um das Finale mitlaufen und belegte Platz 18. »Es waren jetzt im Nachhinein zu viele Rennen, in denen ich zu viel gewollt habe«, sagte sie.
Abkühlung im Wassergraben
Wenigstens etwas Abkühlung brachte der Wassergraben für Silvan Rauscher über 3.000 Meter Hindernis. Der LAV-Starter wollte vor allem seine persönliche Bestleistung angreifen, die bei 8:57,36 Minuten liegt. Mit 9:01,36 Minuten kam er in Kassel nicht ganz an die Zeit heran, wurde aber starker Zehnter.
Tim Holzapfel, der in Pliezhausen unter Thomas Jeggle trainiert, erreichte das Finale über 800 Meter, konnte seinen DM-Titel aus dem Vorjahr aber nicht verteidigen und wurde in 1:55,27 Minuten Achter. Im Vorfeld hatte Holzapfel von der Unterländer LG mit Rückenproblemen zu kämpfen und fiel drei Wochen aus. Dann zeigte die Formkurve aber wieder nach oben. Für das schwache Abschneiden hatte Jeggle nach dem Wettkampf keine Erklärung: »Es war einfach ein Tag zum Vergessen. Tim hatte heute keine Energie. Wir können uns nicht richtig erklären, woran es lag.« (GEA)