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Aktuell Deutschland – China 24:9

Erst nach der Pause Gas gegeben

Anfangs einschläfernd, später standesgemäß. Biegler-Team übernimmt Tabellenführung

Hand drauf: Deutschlands Torfrau Clara Woltering (links) und die Metzingerin Julia Behnke feiern den Kantersieg gegen China. FOT
Hand drauf: Deutschlands Torfrau Clara Woltering (links) und die Metzingerin Julia Behnke feiern den Kantersieg gegen China. FOTO: DPA
Hand drauf: Deutschlands Torfrau Clara Woltering (links) und die Metzingerin Julia Behnke feiern den Kantersieg gegen China. FOTO: DPA

LEIPZIG. Es war die Gelegenheit für Spielerinnen, die bisher wenig Einsatzzeit hatten, sich zu zeigen. Auch stellenweise mit der »zweiten Garde« brachten die deutschen Handballerinnen bei der Heim-WM in Leipzig den Pflichtsieg gegen das überforderte China unter Dach und Fach. Durch das 24:9 (10:3) übernahm das Team vor dem Vorrunden-Top-Spiel gegen die Niederlande die Tabellenführung. Der Gruppensieg ist zum Greifen nah. Als Erster würde man im Achtelfinale den Top-Favoriten aus dem Wege gehen.

»Ich bleibe weiterhin entspannt«, sagte Bundestrainer Michael Biegler. Und Kapitän Anna Loerper (2/1 Tore) verkündete mit Blick auf das Duell gegen Vize-Weltmeister Holland am morgigen Freitag: »Das ist eine Mannschaft, auf die wir uns freuen.« Die Partie gegen China war da schon abgehakt.

»Holland ist eine Mannschaft, auf die wir uns freuen«

Erstmals stand Xenia Smits, die in Frankreich bei Metz HB spielt, in der Startformation. Früh erhielt Isabell Klein (Nantes Loire Atlantique), die zweite Frankreich-Legionärin des Biegler-Teams, ihre Chance. Die 33-Jährige markierte vor lediglich 3 165 Zuschauern mit dem 7:1 ihr Jubiläums-Tor in der Nationalmannschaft. Im 90. Länderspiel traf die Linkshänderin zum insgesamt 100. Mal. »Wirklich? Das habe ich gar nicht gewusst. Aber es ist mir egal, wer die Tore wirft«, meinte die Linkshänderin. In der zweiten Halbzeit legte sie noch zwei Mal nach.

Auch für Torhüterin Clara Woltering gab es einen besonderen Moment. Im 218. Auswahl-Spiel erzielte die Dortmunderin ihr erstes Tor, als sie in der 26. Minute unter dem Jubel der Zuschauer ins leere Gehäuse der Chinesinnen traf (9:1). Kurz zuvor hatte ihr erster Versuch noch das Ziel verfehlt. Die Bietigheimerin Antje Lauenroth, die am Kreis bisher im Schatten von Jenny Karolius (3 Tore) und Julia Behnke (1) stand, kam auf zwei Treffer, Youngster Emily Bölk im Rückraum auf vier und war damit erfolgreichste Schützin des Gewinners.

»Im Angriff haben wir viele Fehler gemacht«, stellte die Buxtehuderin fest. Wie wahr. In der ersten Halbzeit war es ein einschläferndes Spiel. China bemühte sich, spielte sehr lange Angriffe, kam aber gegen die erneut sehr gut stehende deutsche Abwehr nur selten zum Zug. Und was an Würfen durchkam, war meist unplatziert, sodass Woltering keine Mühe hatte, mit einigen Paraden aufzuwarten. Das Problem war die Offensivleistung. Zehn Tore in Halbzeit eins gegen das derzeit schwächste Team der Gruppe, das war dürftig. Der Biss fehlte, die letzte Konsequenz im Angriff ebenfalls. Vor allem in der Anfangsphase. Nach zwölf Minuten hatten die Gastgeberinnen erst zwei Treffer erzielt. »Das war anfangs ziemlich träge. Nachher wurde es besser«, sagte Behnke.

Die Schützlinge von Biegler gaben in Halbzeit zwei Gas (»Da haben wir mehr Zug draufbekommen«) und bauten die Führung Tor um Tor aus. Über 15:3 (37.) und 19:6 (50.) brachte das Team den Pflichtsieg unter Dach und Fach. »Wir haben heute viel gut gemacht«, befand Woltering. Nun kommt es am Freitag (18 Uhr) zum Knüller gegen Vize-Weltmeister Niederlande. Die Mannschaft des Nachbarlandes ist nach der Auftakt-Niederlage gegen Südkorea immer noch nicht ins Rollen gekommen. Gegen Serbien rettete sich das Team nach einem Drei-Tore-Rückstand durch einen Schluss-Spurt ins Remis (27:27). »Leider läuft’s noch nicht. Vielleicht kommt ja jetzt gegen Deutschland eine Knaller-Leistung. Wir gehen rein, um zu gewinnen«, sagte Torhüterin Jasmina Jankovic.

Die Ausgangslage ist klar: Falls Bieglers Mannschaft gewinnt, ist der Gruppensieg perfekt. Bei einem Unentschieden gegen die Niederlande müssen Loerper & Co. hoffen, dass Südkorea Serbien bezwingt. Dann wäre das deutsche Team mit Südkorea punktgleich und aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs gegen die Asiaten (23:18) ebenfalls Gruppenerster. Sollten die Deutschen das letzte Gruppenspiel verlieren sowie Südkorea und Serbien sich remis trennen, hätten alle vier Teams 7:3 Punkte. Dann käme die Tordifferenz in den direkten Duellen zum Tragen. (GEA)