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Aktuell Handball-EM

Der stille Neue

Janke überrascht im DHB-Team

Maximilian Janke.  FOT: EIBNER
Maximilian Janke. FOT: EIBNER Foto: Langer/Eibner-Pressefoto
Maximilian Janke. FOT: EIBNER
Foto: Langer/Eibner-Pressefoto

ZAGREB. Zeit, sich auf das Rampenlicht vorzubereiten, hatte Maximilian Janke nicht. Manchmal macht das Leben eben seltsame Sprünge. An Neujahr erhielt er von Handball-Bundestrainer Christian Prokop den Anruf, ins EM-Vorbereitungscamp der Nationalmannschaft nach Stuttgart zu kommen. Wegen des Verletzungspechs seines Leipziger Clubkameraden Niclas Pieczkowski rückte der 24-Jährige kurzfristig in den 20er-Kader auf. Vier Tage später stand das erste Länderspiel gegen Island an. Wiederum nur 48 Stunden danach folgte die Nominierung in das 16-köpfige EM-Aufgebot. Dass der linke Rückraumspieler am Samstag im ersten Gruppenspiel gegen Montenegro (32:19) auch noch in der Startformation auftauchte, krönte eine verrückte Zeit, die nicht einmal zwei Wochen umfasste.

Und so wird er plötzlich von Journalisten umringt. Geduldig beantwortet er Fragen über sich und sein Leben. Trotzdem: Ihm behagt das nicht. Noch nie gab es ein solches Interesse an seiner Person. Ohnehin ist er eher der Mann für die leisen Töne, der aber gerne Taten auf dem Spielfeld folgen lässt.

Von einer »schön aggressiven Abwehrarbeit« spricht Prokop, wenn er nach Janke und dessen Vorzügen befragt wird. Der Bundestrainer schätzt an seinem ehemaligen Schützling aus zwei gemeinsamen Leipziger Jahren dessen Sicherheit im Angriff, seine Fähigkeit, den Ball schnell zu transportieren, aber eben trotz allem auch abschlussstark zu sein. Prokop hält ihn in der Bundesliga »für einen der meist unterschätzten Spieler«. Janke lächelt bei solchen Aussagen und ist nach wie vor erstaunt über seine rasante Entwicklung. Der selbst ernannte Überraschungskandidat im deutschen Kader fühlt sich mitten in einem tollen Traum. Als Prokop ihn am Samstag in die Startformation beorderte, war er »überrascht und dankbar für das Vertrauen«.

Mitten in einem Traum

Nach dem Abpfiff mischte sich Unzufriedenheit in die aufgewühlte Gefühlswelt des Rechtshänders. »Ich hätte gerne im Angriff mehr Aktionen gehabt«, ärgert sich Janke. Dass er seine Aufgabe in der Deckung zufriedenstellend löste, tröstet ihn. Dass er sein EM-Debüt aber kurz vor Schluss mit der Disqualifikation beendet musste, nervt ihn. Vor allem, weil er sich bei der zweiten Zeitstrafe in Minute elf ungerecht behandelt fühlte. Janke schüttelte auf dem Feld kurz heftig mit dem Kopf und winkte ab. Für seine Verhältnisse waren das extreme Gefühlregungen. Denn der Halblinke zeigt seine Emotionen nur selten – weder nach gelungenen noch nach misslungenen Aktionen. Kein Jubel, keine Siegerfaust, kein Lamentieren, keine Spielchen mit dem Publikum. So ist nun mal sein Naturell, zu dem genauso gehört, nie aufzustecken. (GEA)