WEILER. Es ist geschafft. Wie bereits im vergangenen Jahr hat der VfL Pfullingen den finalen Showdown am letzten Spieltag für sich entschieden und spielt damit auch in der kommenden Saison in der Fußball-Verbandsliga. Die Freude im Lager der Echazstädter, die beim 4:2-Auswärtserfolg gegen das Tabellenschlusslicht Weiler von rund 120 mitgereisten Anhängern lautstark unterstützt wurden, war nicht nur deshalb so riesig, weil der VfL nun schon zum sechsten Mal in Folge im württembergischen Oberhaus auf Punktejagd gehen wird. Sondern vielmehr, weil gleichzeitig feststeht, dass es in der kommenden Runde zum großen Lokalderby gegen die Young Boys Reutlingen und möglicherweise auch dem SSV Reutlingen kommt. Attraktiver geht es kaum.
»Es ist einfach brutal. Das ist eine sehr, sehr emotionale Geschichte. Ich kann es immer noch nicht richtig realisieren, dass das alles so geklappt hat. Das war der geilste Tag, seitdem ich beim VfL bin«, sagte Pfullingens Sportvorstand Paul Stingel nach einer langen und intensiven Partynacht am Sonntagmittag. Die Mannschaft von Interimstrainer Jörg Kluge hatte ihre Hausaufgaben im Allgäu mit Bravour erledigt. Das war auch dringend nötig, schließlich setzte sich der Hauptkonkurrent TV Echterdingen vor heimischer Kulisse mit 4:1 gegen die TSG Tübingen durch. Bei einer Niederlage oder einem Remis hätte der VfL also nachsitzen und den Gang in die Abstiegsrelegation antreten müssen. Doch es kam anders. Zudem half den Pfullingern, dass der Oberligist FSV 08 Bietigheim-Bissingen seine Partie in Ravensburg mit 4:2 gewann und somit den Klassenerhalt perfekt machte. Stattdessen steigt der FC Denzlingen in die Verbandsliga Südbaden ab.
»Die Saison war eine wilde Achterbahnfahrt, vor allem auch wegen des Trainerwechsels«
Dass die Echazstädter ihr großes Ziel doch noch erreichen, war vor wenigen Wochen nicht unbedingt abzusehen gewesen. Bis zum erlösenden 4:1-Erfolg gegen den GSV Maichingen am vergangenen Wochenende waren die Pfullinger ganze elf Spiele in Folge ohne Dreier geblieben. Es schien, als hätte die Stunde des erstmaligen Verbandsliga-Abstiegs seit 2018 geschlagen. Doch weil die Konkurrenz immer wieder mitspielte und der VfL in den direkten Duellen gegen die Teams aus dem unteren Tabellendrittel punktete, steht am Ende ein elfter Platz zu Buche, der für den Klassenerhalt ausreicht.
»Die Saison war eine wilde Achterbahnfahrt, vor allem auch wegen des Trainerwechsels. Am Anfang war alles brutal gut, dann gab es Ende der Hinrunde eine 180-Grad-Drehung in die komplett andere Richtung«, lässt Stingel die Spielzeit in Kurzform Revue passieren. Entschlossen ergänzt der 27-Jährige, dass er trotz der zwischenzeitlich großen sportlichen Misere immer an den Ligaverbleib geglaubt habe. »Das sage ich nicht nur, weil man es sagen muss. Ich hatte es wirklich im Gefühl, dass Jörg (Kluge, Anm. d. Red.) die Jungs so anpackt, dass wir den Turnaround noch schaffen können. Die Zusammenarbeit in den letzten Wochen war so intensiv, eng und vertraulich. Das hat uns allen immer sehr viel Mut gegeben.«
Statistiken dieser Saison
Es ist an der Zeit, einen Blick auf die Statistiken des VfL Pfullingen zu werfen. Mit neun Treffern gewinnt Christian Locher, der im Sommer aus der Bezirksliga von der SG Reutlingen gekommen war, die interne Torjägerkanone. Dahinter folgen Aris Dragulin mit acht und Lukas Klemenz sowie Matthias Dünkel mit sieben Toren. Der Kapitän krönt seine bärenstarke Runde mit 21 (!) Vorlagen (Quelle: Verein). Bei den Gelben Karten trohnt Innenverteidiger Marco Digel mit elf Verwarnungen an der Spitze. Insgesamt kassierte der VfL drei Rote Karten. Kurios: Die einzige Gelb-Rote-Karte in dieser Saison sah der am Ellbogen verletzte Verteidiger Sven Packert am Samstag als Zuschauer auf der Bank. Argjend Zeneli wurde am häufigsten ein- (zwölf Mal), Angreifer Locher am meisten ausgewechselt (21). Keeper Martin Welsch stand mit 2.514 Minuten am längsten auf dem Platz. Bei den Feldspielern führt Dünkel diese Liste an (2.500 Minuten). (ott)
Für Kluge, der laut Stingel »eine extreme Coolness an den Tag legte und sich von nichts abbringen lassen hat«, geht es jetzt wieder in die Rolle des Zuschauers. Rückkehrer Yasin Yilmaz übernimmt zur neuen Saison als Trainer an der Seitenlinie. Doch jetzt geht es erst einmal darum, weiter fleißig am Kader zu basteln. Schließlich muss vor allem Kreativgeist Kevin Haußmann, der zu den Young Boys Reutlingen wechselt, ersetzt werden. Doch die Pfullinger Verantwortlichen haben in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass sie trotz namhafter Abgänge immer wieder kreative Lösungen finden. Man darf also gespannt sein. (GEA)