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Reutlinger Kevin Founes auf dem Weg in die Bundesliga?

Der SC Freiburg ließ bei Kevin Founes einfach nicht locker. Mit dem GEA spricht der 20-jährige Fußballer über seine ersten Wochen im Breisgau, was ihn überrascht hat und wie er die sportliche Lage bei seinen ehemaligen Teamkollegen sieht.

Beim SSV Reutlingen wird Top-Talent Kevin Founes (am Ball) schmerzlich vermisst.
Beim SSV Reutlingen wird Top-Talent Kevin Founes (am Ball) schmerzlich vermisst. Foto: Jo Baur
Beim SSV Reutlingen wird Top-Talent Kevin Founes (am Ball) schmerzlich vermisst.
Foto: Jo Baur

FREIBURG. Beim SSV Reutlingen wird Top-Talent Kevin Founes schmerzlich vermisst, beim SC Freiburg freut man sich über den 20-Jährigen, der fast alles mitbringt, um eine erfolgreiche Fußball-Laufbahn zu bestreiten. Der Schritt, sich dem Regionalliga-Team der Breisgauer anzuschließen und seinen Herzensverein zu verlassen, kam nicht nur für die Verantwortlichen des Kreuzeiche-Clubs kurz vor dem Start der diesjährigen Oberliga-Saison überraschend. Auch Founes war vom Angebot überrumpelt.

»Es ging alles ganz schnell«, erinnert er sich über die erste Kontaktaufnahme der Freiburger Verantwortlichen Ende Juli. Eine Woche, bevor der Wechsel tatsächlich in trockenen Tüchern war, kam es zum ersten Kontakt. Der zentrale Mittelfeldspieler, den sein Reutlinger Coach Philipp Reitter bereits als »wichtigen Führungsspieler« eingeplant hatte, bekam das Angebot, eine Woche zum Probetraining zum SC zu gehen. Das war Founes aber zunächst gar nicht recht. Schließlich hatte der starke Zweikämpfer, der nahezu überall auf dem Feld zu finden ist, die Vorbereitung mit dem Oberligisten absolviert und war rundum zufrieden beim SSV. »Ich habe mich sehr wohlgefühlt und keine Wechselwünsche geäußert.« Die Probewoche sagte er deshalb kurzentschlossen ab.

»Sie wollten mich gerne verpflichten, weil sie viel Potenzial sehen«

Die Qualität des ausdauerstarken Mittelfeldmotors, der im Sommer 2022 zur ersten Mannschaft des SSV Reutlingen stieß, nachdem er seit der D-Jugend dort kickte, überzeugte aber auch die Freiburger, die nicht locker ließen. »Sie wollten mich gerne verpflichten, weil sie viel Potenzial sehen«, sagt das Top-Talent. Also schickten sie einen Scout zum Testspiel - und auch dort gefiel Founes. Mit seiner Familie wurde er erneut eingeladen, erst einmal alles zu besichtigen. Das ließ sich der Reutlinger dann doch nicht nehmen. »Ich wollte einfach mal sehen, wie das alles bei einem großen Verein so ist.« Und es gefiel. Die Sportanlagen, die Gespräche, die Stadt.

Und so begab sich der 20-Jährige, der für sein Alter schon extrem reif und reflektiert wirkt, auf die Spuren des Bundesliga-Angreifers Marvin Pieringer. Der Metzinger schlug einst den gleichen Weg vom SSV zur zweiten Mannschaft in Freiburg ein und landete über weitere Stationen beim Überraschungsteam in Heidenheim, für das er in dieser Saison bereits ein Tor und zwei Vorlagen beisteuerte. »Ich bin top reingekommen«, freut sich auch Founes, der bereits nach zwei Trainingseinheiten als Joker in der Regionalliga ran durfte. »Direkt in der Woche, in der ich gekommen bin, meine Einsatzzeit zu bekommen, ist ein super Gefühl«, meint der Zugang, der auch im weiteren Saisonverlauf Spielzeit bekam und einmal über 90 Minuten auf dem Feld stand.

»Mir wurde gesagt, wenn ich mich gut entwickle, stehen mir alle Türen offen«

Allerdings bekam er auch vor Augen geführt, woran er noch arbeiten muss, damit der Weg in den Profi-Fußball klappt. »Der Athletiktrainer hat mir gesagt, dass ich auf den ersten Metern zu langsam bin.« Auch körperlich müsse er noch ein wenig zulegen. Was Founes am meisten überraschte? Das Tempo. »Es ist alles schneller. Ich habe zwei bis drei Wochen gebraucht, um reinzukommen«, sagt der ehemalige SSVler. Neu sind auch die Trainingszeiten. Um neun Uhr morgens geht es schon los. Auf bis zu sieben Einheiten pro Woche kommen er und seine Teamkollegen. Auf dem Platz stehen dort anders als in Reutlingen gleich sechs Coaches. Zusätzlich gibt es extra Athletikschichten und eine sehr individuelle Betreuung.

Founes wollte ursprünglich vom Profi-Fußball nichts wissen. Konzentrierte sich stattdessen in Reutlingen neben dem Platz auf sein Lehramtsstudium. Dieses trieb der Kicker genauso zielstrebig voran, wie seine Entwicklung beim SSV Reutlingen, sodass er im Fach Sport bereits kurz vor dem Bachelor steht. Auch in Freiburg will er studieren, »damit ich in der trainingsfreien Zeit eine sinnvolle Beschäftigung habe und nicht nur vor dem Handy hänge«. Mittlerweile ist er dem Vorhaben Profifußballer zu werden aber nicht mehr abgeneigt, macht sein Glück jedoch nicht davon abhängig. »Ich sage: Was kommt, das kommt.« Er wolle nicht auf Teufel komm raus bei jedem Club anheuern, nur um professionell zu spielen. Bei Freiburg aber, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieb, könnte er sich den nächsten Schritt vorstellen. »Das wäre mein Wunsch.« Ihm gefallen die Werte, die dort zählen. »Es ist ein Verein, der Wert auf Charakter und Menschlichkeit legt. Mir wurde gesagt, wenn ich mich gut entwickle, stehen mir alle Türen offen.«

»Ich bin eh ein Typ, der schnell in neue Sachen reinkommt«

Auch beim SSV fühlte sich Founes pudelwohl, hat auch heute noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern, die schnell zu Freunden des kommunikativen Typs wurden. "Ich schaue immer auf die Ergebnisse", versichert er. Und die sehen zuletzt eher durchschnittlich aus. "Es sind schon einige wichtige Spieler weggebrochen", die für das Spielsystem wichtig sind", meint der ehemalige Nullfünfer, der aber versichert: "Es ist eine super Truppe. Auch menschlich."

Anschluss hat das Talent in seiner neuen Heimat längst gefunden, lebt dort mit zwei Teamkollegen in einer Wohngemeinschaft. »Es gibt nichts Negatives zu erzählen, es macht alles richtig Spaß. Ich bin eh ein Typ, der schnell in neue Sachen reinkommt.« Und wer Founes kennt, weiß auch, dass dieser Junge fleißig an sich arbeiten wird, um irgendwann in der Bundesliga aufzulaufen. Genau wie Marvin Pieringer. (GEA)