REUTLINGEN.Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat die SGM Reutlinger Juniors zum Integrationsprojekt des Monats November auserkoren. Der FC Reutlingen und die drei Migrantensportvereine Anadolu, SV Croatia und Sveti Sava Reutlingen hatten sich im April 2014 im Bereich des Jugendfußballs zu einer mulitikulturellen Spielgemeinschaft (SGM) zusammen. Dabei machen die kleinen Kicker den Großen vor, wie die Einwanderungsgesellschaft gelebt wird.
Bei den Reutlinger Juniors scheint das sehr gut zu funktionieren. Inzwischen spielen auf dem Sportgelände am Dietweg etwa 100 Kinder in vier Altersgruppen. Das Projekt wurde vom FC-Vorsitzenden Theo Faßnacht ins Leben gerufen und wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert sowie vom Deutschen Olympischen Sportbund koordiniert. Weitere finanzielle und organisatorische Unterstützung verspricht Julia Sandmann, Koordinatorin des Programms »Integration durch Sport« beim Landessportverband Baden-Württemberg, bis sich die SGM alleine trägt. Damit das passiert, wünscht sich die Vorstandschaft mehr Mitarbeit von Seiten der Eltern.
Die SGM war ursprünglich gar nicht als Integrationsprojekt gedacht. Die vier Vereine schlossen sich als gleichwertige Mitglieder zusammen, um ihr gemeinsames Projekt, die Jugendarbeit, zu realisieren. Josip Micic, Vorsitzender vom SV Croatia und auch im Vorsitz der Reutlinger Juniors, erklärt: »Das besondere war, dass sich ein Verein mit deutschen Wurzeln bereit erklärt hat, mit Vereinen mit Migrationshintergrund zusammenzuarbeiten. Hier hat Theo Faßnacht Großes geleistet.«
»Für die Kinder ist es keine Frage, miteinander zu spielen, ganz gleich, welcher Nationalität ihre Eltern angehören«, erklärt Bozana Cetojevic, Vorsitzende bei Sveti Sava und ebenfalls in der Vorstandschaft der Spielgemeinschaft. »Wir sind alle ein Team. Gemeinsam sind wir stark« – diese Werte sollen den Reutlinger Juniors beigebracht werden. »Wobei man gar nicht viel tun muss, weil die Kinder es schon können«, berichtet Cetojevic.
Das hat auch eine Untersuchung der Universität Tübingen belegt, die die SGM als Integrationsprojekt wissenschaftlich unter die Lupe nahm. Laut dieser Untersuchung definieren sich die Vereinsmitglieder nicht über ihre nationale Identitäten, sondern über gemeinsame Werte und Tugenden. Durch den Sport begegnen sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund auf Augenhöhe. Das baut Vorurteile ab und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die SGM Reutlinger Juniors stehen exemplarisch dafür. (wil)
