In seiner Zeit beim VfB Stuttgart war Gomez ein Lieblingsspieler von Trainer Armin Veh. Mit Veh wurde der VfB 2007 Meister, der Torjäger war einer der Wegbereiter dieses großen Erfolges, an den man sich beim Zweitligisten heute wehmütig erinnert. Er war genau der Angreifer, den sich Veh immer vorstellte. Und nach dem Erfolg mit Stuttgart startete Gomez mit dem Geldverdienen. Es ging zum FC Bayern München für 30 Millionen Euro, was damals eine Rekordsumme war. Dem VfB ging die Tormaschine verloren. Von diesem Schlag hat sich der Club damals nur schwer erholt. Jupp Heynckes, sein Trainer beim FC Bayern München, sagt: »Mario hat hart an sich gearbeitet, das schätze ich sehr. Und Mario ist einer, der Spiele entscheiden kann.« Das zeigte Gomez gegen Nordirland in der 30. Minute, als er alles entscheidend zum 1:0-Sieg traf.
Es war das erste Tor des Vollblut-Stürmers mit spanischen Wurzeln für die Nationalmannschaft seit mehr als vier Jahren. Letztmals hatte er beim 2:1 gegen die Niederlande während der EM 2012 in einem Pflichtspiel getroffen. Nun darf er hoffen, für den restlichen Turnierverlauf einen Stammplatz zu haben. Es hätten bei drei weiteren Chancen noch mehr Tore für ihn werden können. »Das war nicht einfach da vorne. Da standen zwei Ochsen«, beschrieb Gomez den Kampf mit den Innenverteidigern der Nordiren und ergänzte: »Alles in allem können wir zufrieden sein. Wir sind Gruppenerster, das ist, was zählt bei einer EM. Jetzt hoffen wir, dass wir auch noch die Tore schießen.« Mit Gomez erhielt das deutsche Angriffsspiel deutlich mehr Torgefahr, verdienter Lohn war sein Treffer. »Knapp ist es, wenn die anderen richtig viele Chancen gehabt hätten. Es war ein sehr souveräner Sieg.«
Die Karriere von Gomez ist wirklich alles andere als ein Märchen. Sie wurde zwischenzeitlich zu einer ziemlichen Odyssee. Die von Verletzungen begleitet war. Und Gomez zwischenzeitig selbst an sich und dem Fortgang seiner Karriere zweifeln ließen. Der Tiefpunkt war die Bekanntgabe des Aufgebotes für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Damals war für Mario Gomez eine Welt zusammengebrochen. »Natürlich ist er sehr enttäuscht«, sagte Joachim Löw damals in Frankfurt, als er mit seiner Entscheidung dem ehemaligen Stuttgarter Meisterspieler fast körperliche Schmerzen bereitete. Unvergessen.
Ätzende Kritik von Scholl
Es war ja nicht nur das. Die ätzende bis beleidigende Kritik von Mehmet Scholl im Fernsehen sowie seine vergebenen Torchancen selbst aus kürzester Entfernung ließen Gomez in der öffentlichen Meinung auf Minimalnorm sinken. Es sollte schon vorbei sein, sagten diejenigen, die meinen, es beurteilen zu können. Aber dieser Gomez ist keiner, der aufgibt. Niemals.Gomez war vor der Weltmeisterschaft 2014 fast sieben Monate lang verletzt. Löw glaubte damals nicht, dass Gomez das Turnier in Brasilien durchstehen kann. Schicksal. Schicksal auch, dass er nun gegen Nordirland in die Startformation rückte. Paris könnte ein nochmaliger Wendepunkt in der Karriere von Gomez sein. Löw machte immer deutlich, dass er weiter an Gomez glaubt. Der Bundestrainer hatte nie Zweifel.
Aber er ließ vor dem Turnier in Frankreich offen, wann die Stunde für Gomez schlagen würde. »Ich bin von seinen Qualitäten überzeugt«, sagt Löw, »sonst hätte ich ihn ja nicht mitgenommen nach Frankreich. Er hat in der Türkei gezeigt, zu was er fähig ist. Er ist ein Stürmer, der nicht aufzuhalten ist.« Im Idealfall. Joachim Löw brachte ihn gegen Nordirland im Pariser Prinzenpark für Julian Draxler. Glaube versetzt im Fußball Berge. Alles richtig gemacht. (GEA)