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Die Gründe für die Erfolgsstory des Reutlinger B-Ligisten FC Mittelstadt

Der FC Mittelstadt ist drauf und dran in die Reutlinger A-Liga zurückzukehren. Warum die Erfolgsstory aus viel mehr besteht, als jedes Wochenende erfolgreich Fußball zu spielen.

Erik Müller (rechts) vom FC Mittelstadt setzt sich im Topspiel der Reutlinger B4-Liga gegen Sören Rau vom TSV Riederich durch.
Erik Müller (rechts) vom FC Mittelstadt setzt sich im Topspiel der Reutlinger B4-Liga gegen Sören Rau vom TSV Riederich durch. Foto: JoBaur
Erik Müller (rechts) vom FC Mittelstadt setzt sich im Topspiel der Reutlinger B4-Liga gegen Sören Rau vom TSV Riederich durch.
Foto: JoBaur

MITTELSTADT. Es bewegt sich was beim FC Mittelstadt. Nicht nur ein Blick auf die Resultate in den vergangenen Spielzeiten führt zu dieser Erkenntnis. Platz zwei, vier, eins und zwei: Der Reutlinger B-Ligist stand immer wieder kurz davor, den Aufstieg perfekt zu machen.

Doch entweder machte die Corona-Pandemie oder wie im Juni die Relegation einen Strich durch die Rechnung, als man gegen Anadolu Reutlingen II in der Verlängerung mit 2:4 das Nachsehen hatte. Nur fünf Monate später führt der FCM die B4-Staffel mit zehn Siegen aus zehn Spielen souverän an und liegt bereits elf Punkte vor dem TSV Riederich, der allerdings zwei Partien weniger absolviert hat.

Die Rückkehr in die Kreisliga A nach sieben Jahren im kommenden Sommer ist in Sichtweite. Im Gespräch mit den Verantwortlichen wird klar, dass die Gründe für die Erfolgsstory tiefer liegen, als dass ausschließlich Wochenende für Wochenende erfolgreich Fußball gespielt wird.

Viele Jahrzehnte am Stück in der Kreisliga A

Es ist gar nicht allzu lange her, da war der FC Mittelstadt noch ein etablierter A-Ligist. Zwischen 1983 und 2017 spielte der FCM – mit einem Jahr Unterbrechung (Saison 2009/10) – in Reutlingens höchster Kreisliga. Doch der Verein wollte zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts mehr. Mit aller Macht wollte man den Sprung in die Bezirksliga schaffen. Das Problem: Der sportliche Erfolg blieb aus, die Identifikation vieler damaliger Spieler mit dem FCM ließ zu wünschen übrig und Eigengewächse gab es nicht wirklich.

Ein Punkt, mit dem sich Joachim Schaich, inzwischen als Abteilungsleiter tätig, direkt zu Beginn seiner Tätigkeit als Jugendleiter konfrontiert sah. 2007 war das. »Wir hatten in der Jugend damals nur Mannschaften von den Bambini bis zur D-Jugend«, berichtet er. Viele Jahre kam dementsprechend oben nichts an. »Wir wollten den Jugendbereich Schritt für Schritt aufbauen, sodass wir jede Altersklasse besetzt und damit einen Unterbau für unsere aktiven Mannschaften haben.«

Junges Trainerduo mit Stallgeruch

Es war ein langfristig angelegter Plan, den die Verantwortlichen um Jugendleiter Schaich verfolgten. »Jetzt trägt das alles Früchte«, meint Pascal Almeida, der seit Sommer 2022 das Mittelstädter Trainergespann zusammen mit Paul Fischer bildet. Beide kommen aus dem Verein, stehen als Spieler immer noch selbst auf dem Feld und kennen den Club aus dem Effeff. Was der 31-Jährige, für den es ebenso wie Fischer die erste Trainerstation ist, mit seiner Aussage meint? Zahlreiche Jungs sind inzwischen aus der Jugend aufgerückt. Mit einem Altersschnitt von 23,5 Jahren schickt der FCM eine sehr junge Mannschaft ins Punkterennen.

Schaich, der zu seiner Anfangszeit auch als Jugendtrainer tätig war, erzählt: »Mehr als die Hälfte der Jungs aus der ersten Mannschaft habe ich damals bereits trainiert. Fast alle sind dabei geblieben.« Das schweißt zusammen und sorgt für einen großen Zusammenhalt. Ebenso der Fakt, dass beinahe alle Spieler Mittelstädter sind. Ein Konzept, das so gewollt sei, wie der Abteilungsleiter betont: »Wenn ein Spieler von auswärts zu uns kommen will, dann muss er menschlich zu uns passen. Das ist das Wichtigste.«

Überragende und einzigartige Stimmung

Er selbst zeigt sich überrascht davon, wie schnell sich doch alles erfolgreich zusammengefügt hat. »Das haben wir so nicht erwartet. Doch seit drei, vier Jahren sind wir auf dem aufsteigenden Ast.« Wo FC Mittelstadt draufsteht ist auch Mittelstadt drin. Das macht die lokale Fußball-Erfolgsstory noch sympathischer. »Wir haben einen Zusammenhalt, da muss man weit fahren, dass man so etwas findet«, betont der Abteilungsleiter. Trainer Almeida, der mit Fischer in seiner nun 18-monatigen Amtszeit bislang nur drei Spiele verloren hat, wird sogar noch deutlicher: »Ich bin seit 26 Jahren im Fußball dabei. Doch so eine gute Stimmung habe ich in dieser Form noch nie erlebt.«

Wo diese Stimmung den FCM hinführt? Läuft alles normal, dann zurück in die A-Liga. »Doch es wird kein Druck gemacht. Aber man sieht wirklich von Woche zu Woche, wie sich die Jungs weiterentwickeln«, sagt Almeida abschließend. (GEA)