TÜBINGEN. Tübingen droht für die Young Boys Reutlingen erneut zum Stolperstein im Aufstiegsrennen der Fußball-Landesliga zu werden. In der vergangenen Saison verspielten die Reutlinger, damals gegen den SSC, der im Abstiegskampf mit dem Rücken zu Wand stand, wenige Spieltage vor Saisonschluss durch eine Niederlage die Tabellenführung der Landesliga. Dieses Mal kam die Mannschaft von Trainer Yasin Yilmaz beim abstiegsbedrohten Stadtrivalen SV 03 nicht über ein 1:1 (1:1)-Unentschieden hinaus. Dadurch geben die Young Boys fünf Spieltage vor Rundenende den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Aufstiegs-Relegation berechtigt, an den TSV Ehningen ab.
»Das war zu wenig heute. Die Tübinger haben sich das Ergebnis durch ihre Leidenschaft erkämpft«, resümierte Yilmaz. Sein Gegenüber, Nulldrei-Trainer Jürgen »Junior« Mössmer, war dagegen zufrieden mit dem Resultat: »Ich glaube, wir können mit dem Punkt besser leben.«
Chancen auf beiden Seiten
Die 100 Zuschauer im Stadion an der Europastraße sahen in der ersten Viertelstunde ein rassiges Derby mit Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Savas Ioannidis (5. Minute) verbuchte die erste Reutlinger Torchance – er prüfte Schlussmann Max Steinhilber mit einem Distanzschuss. Vier Minuten später hatte Felix Müller die Tübinger Führung auf dem Fuß, doch zog er das Leder aus acht Metern Torentfernung freistehend über das Gehäuse. Besser machte es Mario Kuhn (11.), der einen schönen Angriff mit einem satten Schuss ins rechte untere Toreck veredelte – 1:0. Die Young Boys erholten sich schnell von der kalten Dusche und Tim Jaeth verpasste mit einem Freistoß aus 17 Metern den Ausgleich, wieder rettete der überragende Steinhilber für den SV 03. Nach einer halben Stunde knackten die Yilmaz-Elf dann die kompakte Tübinger Defensive. Mit etwas Glück kam der Ball nach einer Ecke zu Kapitän Hakan Aktepe, der ihn mit der Hacke ins Tor spitzelte – 1:1.
Wer darauf hoffte, dass sich der offene Schlagabtausch im zweiten Durchgang fortsetzen würde, wurde enttäuscht. Während die Gastgeber es dabei beließen, das 1:1 zu verwalten, mühten sich die Young Boys offensiv ab, ohne große Torgefahr zu entwickeln. »Durch das intensive Verteidigen haben wir mit der Zeit die Kraft verloren«, erklärte Mössmer die Passivität seiner Mannschaft in Hälfte zwei. Yilmaz dagegen ärgerte sich darüber, dass seine Mannschaft zu wenig Durchschlagskraft entwickelte: »Wir hatten viel Ballbesitz und einige Durckphasen, aber einfach zu wenige Torchancen.«
Kein Elfmeterpfiff
Der Aufreger der Partie dann in der Nachspielzeit. Der Reutlinger Goalgetter Pana Nakos kam im Zweikampf mit einem Tübinger Verteidiger im Strafraum zu Fall, ein Pfiff von Schiedsrichterin Hannelore Pink blieb aus. »Ich habe den Schlag gehört, den Elfmeter musst du pfeifen«, schilderte Yilmaz seine Sicht. Als Grund für die verlorenen zwei Punkte ließ er die Situation aber nicht gelten: »Natürlich können wir das jetzt als Ausrede nehmen, aber wir suchen die Schuld nicht bei der Unparteiischen.« Auch Mössmer, der die Aktion auf dem Feld selbst aus kürzester Distanz beobachtete, sah die Szene ähnlich: »Das kann ein Elfmeter sein.« (GEA)