SCHWÄBISCH HALL. War das schon der Trainereffekt? »Nein«, sagte Jörg Kluge, der in dieser Woche nach dem Rücktritt von Trainer Michael Konietzny beim kriselnden Fußball-Verbandsligisten VfL Pfullingen übernommen hatte. »Innerhalb von zwei Tagen kann kein Trainer dieser Welt etwas umstellen«, fügte der 53-Jährige nach dem 2:2-Unentschieden der Echazstädter bei den favorisierten Sportfreunden aus Schwäbisch Hall hinzu. Er sei mega stolz auf seine Mannschaft. »Glückwunsch an die Jungs«, betonte Kluge nach dem Punktgewinn abschließend.
Erstaunlich, dass der Interimscoach des VfL die Fassung wahrte. Denn nur wenige Minuten zuvor hatte ein Pfiff von Schiedsrichter Jan Jakob Keim, den Pfullingens Kapitän Matthias Dünkel als »die größte Fehlentscheidung, die ich in den letzten Jahren erlebt habe« beschrieb, dafür gesorgt, dass die Hausherren in der Nachspielzeit (91. Minute) vom Elfmeterpunkt durch Daniel Schmelzle vor 250 Zuschauern doch noch das 2:2 erzielten. Beim VfL, der nach den Treffern von Armin Humic und Aris-Cosmin Dragulin mit einer 2:0-Pausenführung in die Kabine ging, herrschte die pure Fassungslosigkeit über die Entscheidung des Unparteiischen.
»Wir reißen uns 90 Minuten den Arsch auf und eine Person auf dem Sportplatz macht alles kaputt«
Was war passiert? Dünkel beschrieb die spielentscheidende Szene wie folgt: »Der Ball ist aufgesprungen und unser Verteidiger Marco Digel hat ihn dann mit dem Vollspann bis zum gegnerischen Torwart geschlagen. Ein Spieler von Hall hat dann den Fuß drüber gehalten, aber Marco hat ihn nichtmal getroffen. Und der Schiedsrichter pfeift Elfmeter.« Digel selbst betonte: »Ich spiel klar den Ball, schlage diesen aus dem Strafraum raus. Der Haller hält den Fuß rein und fällt.«
Ja, Wahrnehmungen sind häufig subjektiv. Doch selbst im Live-Ticker des Gastgebers auf der Plattform fussball.de hieß es bezüglich des Strafstoßes: »Darf man nicht geben.« Laut Dünkel hätten sich selbst die gegnerischen Akteure auf dem Spielfeld »kaputtgelacht« und gesagt, dass man diesen Elfmeter niemals hätte geben dürfen. Und dennoch betonte der Routinier: »Wenn wir aus dem Spiel das 2:2 kassieren, dann geht das völlig in Ordnung. Aber so haben wir es echt nicht verdient. Wir reißen uns 90 Minuten den Arsch auf und eine Person auf dem Sportplatz macht alles kaputt.«
»Jeder hat für den anderen gekämpft und geackert«
So bitter das Spiel auch zu Ende gegangen ist: Unter dem Strich ist es für die Pfullinger ein gewonnener Punkt im Kampf um den Klassenerhalt. Das Wichtigste: Die Reaktion der Mannschaft nach dem blutleeren Auftritt am vergangenen Wochenende bei der 1:4-Niederlage gegen den TV Echterdingen stimmte. »Jeder hat für den anderen gekämpft und geackert«, lobte der VfL-Kapitän.
Zwar beträgt der Vorsprung auf den Aufsteiger GSV Maichingen, der den drittletzten Platz belegt und mit einem 1:1 gegen Tabellenführer SV Fellbach überraschte, nur vier Punkte. Doch der VfL hat nach wie vor alles in der eigenen Hand und trifft in den verbleibenden sechs Partien auf gleich drei direkte Konkurrenten (Oberensingen, Maichingen und Weiler). Mit einer Leistung wie am Samstagmittag in Schwäbisch Hall dürften die Chancen gut stehen, dass die Echazstädter in der kommenden Saison zum achten Mal in Folge im württembergischen Oberhaus auf Punktejagd gehen werden. Aber auch nur dann. (GEA)