REUTLINGEN. »Die Young Boys Reutlingen freuen sich riesig, mit sofortiger Wirkung, Wilfried (auch bekannt als Willi) Gröbner als Scout begrüßen zu dürfen.« Mit dieser Nachricht auf seiner Facebook-Seite sorgte der Fußball-Landesligist am Donnerstagmittag für eine faustdicke Überraschung. »Willi ist nicht nur ein extremer Fußball-Fachmann, sondern auch ein hervorragender Menschenkenner«, schreiben die Young Boys über ihren neuesten Personal-Coup. »Diese Eigenschaften werden den Young Boys eine riesige Hilfestellung bieten, um auch in Zukunft potenzielle Neuzugänge für den Verein zu finden und zu gewinnen.«
Der in Trochtelfingen-Mägerkingen wohnende Gröbner ist 72 Jahre alt und hat schon eine erfolgreiche Karriere als Spieler hinter sich. Größter Erfolg für den DDR-Nationalspieler war der Olympiasieg 1976 in Montreal. In der erstklassigen DDR-Oberliga war der gebürtige Eilenburger jahrelang für den 1.FC Lokomotive Leipzig aktiv. 1973/74 erreichte er mit seinem Team das Halbfinale des UEFA-Pokales.
Ab 1990: Wilfried Gröbner ist das Gesicht des SSV Reutlingen
Nach seiner aktiven Laufbahn wurde Gröbner Trainer. Von 1982 bis 1988 arbeitete der Diplom-Sportlehrer für den Fußball-Verband der DDR. Nach einem Engagement beim FC Rot-Weiß Erfurt in der Saison 1988/89 war Gröbner von Juli 1990 bis November 2005 das Gesicht des SSV Reutlingen. Zunächst coachte er drei Jahre das Oberliga-Team. Mit viel Erfolg. 1991 gab es den Erfolg im Verbandspokal und anschließend einen Triumphzug im DFB-Pokal bis ins Achtelfinale. In der Spielzeit 1999/2000 gelang der Aufstieg in die 2. Liga, in der die Reutlinger drei Jahre munter mitmischten, ehe der jähe Absturz folgte.
Wegen eines Sechs-Punkte-Abzugs (Grund waren Lizenz-Verstöße) musste der SSV 2003 in den sauren Abstiegsapfel beißen und musste in der Oberliga einen Neuanfang starten. Im November 2005 zog Gröbner einen Schlussstrich unter seine SSV-Zeit und wurde Scout beim VfL Wolfsburg, allerdings nur wenige Monate. Danach ging er einer Tätigkeit als Vermögensberater nach, arbeitete zudem als Scout für den 1. FC Nürnberg und später noch einmal kurzzeitig für den VfL Wolfsburg. Und nun also wird der 72-Jährige noch einmal in der Landesliga als Scout für die Young Boys Reutlingen tätig. Auf Facebook schreibt der Club: »Willi Gröbner hat noch lange nicht genug vom Fußball.« (GEA)