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Aktuell Ortsentwicklungskonzept

Zweite Mitte im Ort?

REUTLINGEN-ROMMELSBACH. Wie könnte Rommelsbach im Jahr 2030 aussehen? Dies war die grundlegende Frage, der sich Sigrid Voss und Michel Breuninger vom Städteplaner-Büro Agos seit 2015 gegenübergestellt sahen. Am Dienstagabend präsentierten sie in der Rommelsbacher Bücherei Antworten. Die Geschichte dieses »Ortsentwicklungskonzepts« (OEK) hatte allerdings schon im November 2013 begonnen. Damals wurde eine »Potenzialanalyse« für den Ort vorgestellt, quasi als Vorstufe zu dem nun präsentierten OEK.

Rege Diskussionen in Rommelsbach. An den Pinnwänden wurden die Themen weiter vertieft. Foto: Leister
Rege Diskussionen in Rommelsbach. An den Pinnwänden wurden die Themen weiter vertieft. Foto: Leister
Rege Diskussionen in Rommelsbach. An den Pinnwänden wurden die Themen weiter vertieft. Foto: Leister
Warum aber hat sich seither nichts getan? Zumindest nicht öffentlich? Hans-Jürgen Failenschmid, stellvertretender Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Vermessung, versuchte eine Erklärung: Maßgebliche Personen hätten die Stelle gewechselt, dann kam die dringende Flüchtlingsunterbringung, das OEK-Planungsbüro wurde gewechselt und vom eigentlichen Pflegeheimträger habe man sich obendrein getrennt. Mit der RAH fand sich aber nun ein neuer, zudem städtischer, der sich den Standort »Alte Schule« wie auch den Umbau zu einem Pflegeheim dort sehr gut vorstellen könne. 48 Plätze soll das Heim haben. Das Interesse an der Entwicklung wie auch am Architektenmodell, das OEK-Projektleiter Sebastian Schwarzenauer mitgebracht hatte, war am Dienstagabend immens.

Eines von vielen Themen

Allerdings war und ist die avisierte Unterkunft für alte Menschen in der Ortsmitte nur eines von vielen Themen, die bei diesem Ortsentwicklungskonzept eine Rolle spielen. Der Verkehr, die Beruhigung desselbigen, Fuß- und Radwege, neue Wohngebiete und die Attraktivitätssteigerung des Zentrums waren Anliegen der Rommelsbacher. Gewünscht werden auch Gastronomie und Café.

Für Gastronomie seien aber weder Stadt noch Städteplaner zuständig. Man könne ja schlecht ein Restaurant oder ein Café verordnen, sagte Breuninger. Aber für die Attraktivität der Ortsmitte könne dennoch einiges getan werden – auch wenn die bisherige mit dem neuen Platz hinter der Bücherei nicht so angenommen wird, wie das einst gewünscht wurde. Die Idee von Agos: Eine zweite Ortsmitte gegenüber auf der anderen Seite der Württemberger Straße einrichten, dort wo Kindergarten, Festhalle oder Alte Schule sind. Der Kindergarten könnte verlagert werden. »Am besten ins Gebiet Wittum, wenn dort ein Neubaugebiet entsteht«, waren sich gleich mehrere Bürger einig. Breuningers weiterer Vorschlag: Das gesamte Gelände zwischen Scheidweg und Tannheimer Straße könnte angehoben werden, eine Tiefgarage an der Stelle des Kindergartens entstehen und der Platz zwischen Württemberger Straße, Festhalle und Alter Schule dann mit hohem Aufenthaltscharakter gestaltet werden. Nach den Vorstellungen des Städteplaners könnte damit nicht unbedingt eine zweite Ortsmitte entstehen, sondern quasi eine Ergänzung zur schon bestehenden. Die Idee kam bei vielen der mehr als 100 Anwesenden gut an. Aber es gab auch Kritik: Lieber sollte der Platz hinter der Bücherei aufgewertet werden anstatt eine neue, vielleicht genauso unbeliebte Mitte zu schaffen.

Ein weiterer Agos-Vorschlag: die innerörtlichen historischen Plätze zwischen Kirche und Alter Schule durch Fußwege verbinden. Kritik an den möglichen Baugebieten im Norden (Wittum II, Beim Zollstock, Gassenäcker) gab es keine. Diese Bereiche könnten laut Sigrid Voss bis 2030 maßvoll entwickelt werden. Im Süden von Rommelsbach gebe es nichts mehr zu entwickeln, einzig in der Mitte, unterhalb des »idyllischen Heergässles«, könnten laut Breuninger einige eingeschossige Wohnhäuser »verdichtet« gebaut werden. Und das, ohne dass sie die Aussicht verschandeln würden. Innerorts gebe es zudem noch einige Baulücken, die geschlossen werden könnten.

Jede Menge Ideen

Der ÖPNV könnte und sollte weiter verbessert werden, forderten die Rommelsbacher. Verkehrsberuhigung sei ein anderes Thema, vor allem auch, wenn der Scheibengipfeltunnel geöffnet wird. Natürlich kam die Dietwegtrasse zur Sprache. Es gab pro und kontra für eine Anbindung an den Tunnel. »Wir können bei alledem allerdings keine Obergrenze für Fahrzeuge durch Rommelsbach verhängen«, sagte Schwarzenauer. »Wir brauchen bessere und besser ausgeschilderte Radwege«, lautete eine andere, vielfach zu hörende Forderung.

Kritisch wurde bei der Auswertung der Vorschläge an den fünf Pinnwänden die Frage der Finanzierung vor allem der notwendigen Maßnahmen westlich der Württemberger Straße erörtert. »Wer soll das bezahlen«, lautete eine mehrfach gestellte Frage. Für gute Projekte werde sich immer ein Investor finden, entgegnete Breuninger. Auf jeden Fall haben die Rommelsbacher, ihr Ortschaftsrat und auch der Reutlinger Gemeinderat in den kommenden Monaten und Jahren einiges zu überlegen und schlussendlich auch zu entscheiden. Schließlich gehe es um die Zukunft von Rommelsbach, wie Bezirksbürgermeister Siegfried Thumm sagte. »Es müsste mehr für Familien getan werden«, lautete eine weitere Forderung. Und das betreffe nicht nur Wohnflächen, sondern auch Spielplätze und mehr. »Bei all den Ideen der Bürger ist ganz viel Substanz dahinter. Wir werden das einarbeiten«, resümierte Breuninger. (GEA)