REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Auf seiner Tour durch Deutschland hat der SingBus der Deutschen Chorjugend auch am Lokschuppen in Gönningen gemacht. Der Bus, der eigentlich ein ausgebauter Lastwagen ist, ist mit einer mobilen, ausklappbaren Bühne und vier interaktiven Ausstellungsstücken zum Thema Rhythmus, Singen und Stimme ausgestattet. Das Programm durften die Kinder der örtlichen Roßbergschule testen.
"Singen im Chor kann Kinder auf
unterschiedlichste Art stärken"
Klaus Rother, Leiter des Gönninger Gospelchors, hatte den SingBus ins Tulpendorf geholt, um mehr Kinder fürs Singen zu begeistern. Er ist von klein auf mit dem Thema vertraut und hatte im vergangenen Jahr einen Chor für Kinder (ab acht Jahren) und Jugendliche ins Leben gerufen. Die SingBus-Initiative verfolgt er seit langem mit Freude: »Singen im Chor kann Kinder auf unterschiedlichste Art stärken – sei es im Umgang miteinander, im spielerischen gemeinsamen Klangerlebnis oder auch einfach im Spaß am jeweiligen Moment.«
Mit an Bord war Musikpädagogin und Chorleiterin Leonie Neumaier. »Singen ist essentiell wichtig, es bringt Kinder mit sich und ihrer Stimme in Kontakt. Sie erfahren selbstwirksam, dass sie eine schöne Stimme haben und man damit echt coole Sachen machen kann«, erklärt sie. »Vor allem bringt es Gemeinschaft.« Vor dem gemeinsamen oder in Gruppen abwechselnden Singen gab es ein paar Übungen, um den Körper zu lockern und die Stimme warm zu machen. Ein Luftstrom bringt die Stimmbänder überhaupt erst in Schwingung. Zum Singen benötigt es schnellere und bewegtere Luft, weswegen es wichtig sei, viel mit der Atmung zu arbeiten. Doch noch eines ist laut Neumaier wichtig: »Viele Kinder singen zu tief. Das liegt daran, dass Eltern oder Erzieher meistens tief singen. Für die Kinderstimme ist das aber nicht gesund, weil die Stimmbänder sehr kurz sind.« Die Chorleiterin baut daher bei ihren Atemübungen gerne mal ein schauriges Gespenster-Huhuhu ein oder lässt die Kinder stimmlich Achterbahn fahren, um unbemerkt Übergänge zum Singen zu schaffen.
»Singen ist essentiell wichtig, es bringt Kinder mit sich und ihrer Stimme in Kontakt«
Rother, der Neumaier am Klavier begleitet hatte, fand das Programm »richtig klasse«: Die Kinder hätten das Angebot in allen Altersstufen begeistert angenommen. »Ich war überrascht, dass auch Kinder, die erst sehr unruhig waren, schnell und konzentriert bei der Sache waren.« Bei der Bodypercussion ging es um Abfolgen von Text, Rhythmus und Körpersprache, was Konzentration und Koordination fördert.
Parallel betreute Tourmanagerin Neele Hoyer mit der Musik- und Chorleiterin der Roßbergschule, Susanne Großmann, die andere Hälfte der Schüler an den vier Stationen der Sing- und Klingausstellung. Gemäß dem Motto: »Raus aus der Dusche, rein in den Chor« durften die Kinder in der Sing-Dusche aus verschiedenen Tönen und Kinderchorliedern einen eigenen Remix erstellen und zu diesem singen. Das Stimm-Modell veranschaulichte anhand eines durch Luftdruck vibrierenden Gummibandes, wie Stimmbänder funktionieren.
Besonders beliebt war das Rhythmus-Roulette, wo sich eine Schallplatte mit verschiedenen Tonspuren im Kreis drehte. Die Kinder konnten Chips auflegen, die über einen Sensor am Tonarm abgespielt wurden und den Abständen entsprechend Töne wiedergaben. »Die äußere Rille war nur für die Stimme, nicht für den Beat«, erklärt Großmann. Über ein Mikrofon konnten die Kinder einzelne Chips individuell sprachlich vertonen. »Das hat den Kindern besonders Spaß gemacht, ihre eigene Musik zu kreieren mit einem Spruch oder einer zuvor gelernten Liedpassage. Theorie und Praxis ging total gut ineinander über.«
"Ein Mädchen war so begeistert, dass sie gefragt hat, ob sie zur nächsten Probe kommen kann""
Das Busprojekt der Deutschen Chorjugend wird durch Fördergelder vom Bundesmusikverband Chor & Orchester generiert. Das Ziel dahinter ist es, Kinderchorarbeit im ländlichen Raum zu unterstützen und ehrenamtliches Engagement in der Chorarbeit zu würdigen. Am Nachmittag stand das Angebot auch den übrigen Kindern und Interessierten aus Gönningen und Umgebung zur Verfügung. Zusätzlich gab der Gönninger Kinder- und Jugendchor ein paar einstudierte Lieder zum Besten. »Ein Mädchen war so begeistert, dass sie gefragt hat, ob sie zur nächsten Probe kommen kann«, freut sich Chorleiter Klaus Rother. Momentan singen zehn Kinder im Chor. Probe ist montags von 17 bis 18 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus. Gesungen wird eine bunte Mischung, welche die ganze musikalische Bandbreite abdecken und vor allem auch den jungen Sängerinnen und Sängern die Möglichkeit bieten soll, eigene Wünsche und Songvorschläge einzubringen. (GEA)