REUTLINGEN. Farbige Fontänen rauschen, sprudeln und schießen 15 Meter in die Höhe, dazwischen Artisten mit atemberaubender Körperbeherrschung. Ein völlig neuartiges Zirkuserlebnis für alle bietet seit Donnerstag der Zirkus Charles Knie auf dem Festplatz Bösmannsäcker. In Deutschlands zweitgrößtem Tourneezirkus sind 40 internationale Top-Artisten, Comedians und Show-Tänzerinnen im Einsatz. »Wir tragen Verantwortung für ein wichtiges Kulturgut«, betont Inhaber und Geschäftsführer Sascha Melnjak. Das begeisterte Publikum spendete am Premierentag nach jeder Nummer großen Beifall und am Ende stehende Ovationen. Bis zum 16. Oktober gastiert der Zirkus in Reutlingen.
Neue Maßstäbe setzen und den Zirkus neu zu denken, ist das erklärte Ziel von Melnjak. Das ist gelungen. Poetische Bilder entstehen, untermalt auch von (Live)-Musik mit Gesang und Violinenspiel. 100.000 Liter Wasser werden mit 300 Pumpen auf drei hydraulischen Ebenen bewegt und bilden in Fontänen ihre eigene Choreografie. Im Zentrum der Vorstellung stehen grandiose Leistungen der Artisten, der Clowns und Tiertrainer. Sie sind Teil einer imaginären Kreuzfahrt, zu der das Publikum eingeladen wird.
Bewundernswert: die Konzentration bei der Jonglage mit Bällen, Ringen und Keulen und die Körperbeherrschung am Seil. Oder beim Handstand: Quincy Azzario wurde für ihre Akrobatik auf kleinster Fläche in diesem Jahr beim Internationalen Circusfestival von Monte-Carlo ausgezeichnet.
Oleksii Malyi und seine Partnerin Nataliia Ruzhylo zeigen beim Flug unter der Zeltkuppel gleichzeitig unfassbare Kraft und Grazie, die »Skating Ernestos«, was auf Rollschuhen möglich, aber bestimmt nicht zum Nachmachen empfohlen ist.
Versuchen könnte man hingegen, sich wie Kontorsionist Lorenzo Bernardi in eine kleine Box zu zwängen, sich auf einem Podest zu verbiegen und dabei sogar einen Pfeil auf einen Ballon abzuschießen. Zwischendurch gibt es immer wieder lustige Entspannung durch Clown César Dias, der in der Badewanne mit einem Hai kämpft oder dem als König der rote Teppich zu kurz ist. Gleich danach schien das Zelt wieder regelrecht zu explodieren. Das Duo Lugo liefert zu rasanter Musik eine heiße Laser-Show und ließ Figurantinnen in LED-beleuchteten Kostümen und zwischen emporschießenden Flammen auftreten. Unfassbar sind auch die Tricks von Jidinis & Company mit verschwindenden, wieder auftauchenden Tänzerinnen.
Heiße Laser-Show
Nicht nur die Kinder waren begeistert von den Tierdressuren. Hunde sprangen Seilchen oder formierten sich zur Polonäse, Papageien nahmen in Liegestühlen Platz. Auch zwei Kinder aus dem Publikum durften mitwirken, allerdings nur bei Tricks mit den kleineren Nymphensittichen. Ein besonderes Erlebnis war der Freiflug der großen Aras unter der Zirkuskuppel.
Weltrekord
Für einen besonderen Nervenkitzel sorgt die Truppe Robles. In zehn Metern Höhe balancieren die sieben Artisten über ein dünnes Drahtseil, nutzen es für eine Fahrradtour und präsentieren dem Publikum sogar einen Weltrekord mit ihrer Pyramide. Frenetischer Beifall belohnte am Donnerstag die große Leistung.