Wer auf der Straße lebt, kann keine Tür hinter sich zumachen. Der muss sich anstarren, muss sich anmachen lassen. Notunterkünfte und Gaststättenzimmer - auch das sind keine Orte der Geborgenheit. Die finden Wohnungslose schon eher im neuen Tagestreff der Arbeiterwohlfahrt. Mehr noch: Er ist Café, Waschsalon, Rückzugsraum. Hier können sie duschen, mit anderen reden, sich kompetenten Rat holen. Oder ganz einfach schweigen
REUTLINGEN. Sonnenblumengelber Linoleumboden, moderne Kiefernholzmöbel. Tulpen auf den Tischen, Aquarellbilder an den Wänden. Die Kaffeemaschine blubbert, auf einer Kommode steht Hefezopf. Einige der Leute an den Tischen unterhalten sich, rauchen. Ein Mann macht ein Kreuzworträtsel. Ein anderer sitzt allein über einer Zeitung, still und mit gesenktem Kopf. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt. Genau das suchen die Menschen, die hierher in den Tagestreff der Arbeiterwohlfahrt (AWO) kommen - vorwiegend Obdachlose, aber auch Leute, die in Gaststättenzimmern oder Einfachstwohnungen Unterschlupf gefunden haben. Sie wollen bloß ihre Ruhe haben, wollen nicht angestarrt werden. Wer sein Leben auf der Straße fristet, sitzt auf dem Präsentierteller. Der muss ertragen, dass alle Welt auf ihn runterguckt. Im Tagestreff ist keiner Außenseiter: Hier sind sie unter sich, fühlen sich verstanden. Und finden ein Stück Normalität, von der sich etliche zwangsweise längst verabschieden mussten.
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