REUTLINGEN. »Komm schnell nach Hause.« Eine Nachbarin hatte Gabriela Thoma angerufen. Das Haus habe »Einschläge wie im Krieg«, Fenster seien kaputt: Sobald der Hagelsturm nachlässt, macht sich die frühere GEA-Sportredakteurin von der Redaktion am Burgplatz auf in ihre Wohnung in der Reutlinger Oststadt. Dort bewohnt sie die beiden obersten Etagen eines wunderschönen Jugendstilhauses. Teile der Oststadt gehören zu den besonders betroffenen Unwettergebieten in der Kernstadt. Schon vor der Tür sieht Gabriela Thoma die Wucht des Wetterereignisses: Ein Wirbelsturm hat vorm Haus einen Baum entwurzelt, in die Höhe gehoben und wieder zurück auf die Kaiserstraße fallen gelassen. Die Sandsteinfassade des Hauses hat schwer gelitten, Blechornamente sind zerdellt und durchschlagen.
»Als ich meine Wohnungstüre aufgemacht habe, kam mir Wasser entgegen.« Die schweren Hagelkörner haben zwei Dachfenster und zwei Dachgauben zersplittert. Regen und Hagel sind eingedrungen. Eiskörner, Kieselsteine, Kastanienblätter überall. Das Obergeschoss ist binnen weniger Minuten zum Sanierungsfall geworden. Tapeten und Holzboden sind mit Wasser vollgesogen. Von zerschnittenen Polstermöbeln bis hin zur durchgeweichten Brecht-Gesamtausgabe in den Regalen: Alles nass, zerdeppert. Perdu.
Auf Hilfe von offiziellen Rettungskräften ist angesichts der Vielzahl der Einsatzorte an diesem Abend nicht zu setzen, das wird schnell klar. Zwei Nachbarn helfen, mit Planen und Spanplatten aus einem Kasperletheater die kaputten Fenster abzudecken. Sonst wäre der unablässlich niederströmende Regen die ganze Nacht weiter in die Wohnung geflossen.
Eine Fensterscherbe hat Gabriela Thoma aufgehoben – und ein Fotoalbum mit den bösen Erinnerungen. »Ich war total geschockt.«
Dass die Versicherung zumindest die materiellen Schäden leidlich abdecken wird, daran dachte sie im ersten Moment nicht. Da war nur das Gefühl, eine »zerstörte Privatsphäre« vor sich zu haben. »Das werde ich nie vergessen.« (GEA)