REUTLINGEN. New Work, Future Skills, Transformation, Digitalisierung und Fachkräftemangel – der Arbeitsmarkt steht vor vielen Herausforderungen. Thema war all dies in der Reutlinger Volkshochschule, wo das angegliederte »Netzwerk Fortbildung Neckar-Alb« mit einer Veranstaltung sich selbst und die 71 Bildungsanbieter feierte, die sich unter dem Dach des Netzwerks zusammengefunden haben.
Die Broschüre »Fit durch Fortbildung« ist laut Petra Kriegeskorte, Leiterin des Regionalbüros für berufliche Fortbildung Neckar-Alb, »ein Erfolgsprodukt ist, das mit Qualität und Regionalität punktet«. Die berufliche Weiterbildung sei mächtiger denn je. Voll- und Teilzeitbeschäftigte würden sehr stark auf Fortbildung setzen, sagte »Keynote-Speaker« Professor Matthias Alke, der an der Universität Tübingen eine Professur mit dem Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung innehat. Bei An- und Ungelernten sei die Weiterbildungsquote hingen gering.
Im gesamten Bundesgebiet bilden sich laut Alke 58 Prozent der Beschäftigten zwischen 18 und 69 Jahren weiter. Die Zeit, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Fortbildung investieren, sei jedoch leicht zurückgegangen. Dennoch konnten in der Region Neckar-Alb alle Kursangebote seit 2020 trotz Corona um 150 Prozent gesteigert werden. Im Jahr 2024 werden von den 71 Weiterbildungsanbietern 350 Kurse angeboten – 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
»Wir müssen jede und jeden abholen, denn wir werden alle brauchen«
Dabei stellt sich die Weiterbildung vielfältigen aktuellen Herausforderungen stellen: Krieg, Flucht, Klimawandel, Krise der Demokratie, Digitalisierung und andere mehr – alle haben Auswirkungen auf die künftige Weiterbildung, es braucht also neue Angebote. Und neue Lern- und Arbeitsformen für neue Arbeits- und Lebensrealitäten. Die Flexibilisierung der Angebote sei notwendig, neue digitale, analoge und hybride Lernformate müssen entwickelt werden.
Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sagte in ihrem Grußwort: »Berufliche Weiterbildung wird gerade in den jetzigen Zeiten immer wichtiger.« Gleiches gelte für »flexiblere Arbeitszeitgestaltung, denn wir müssen jede und jeden abholen, denn wir werden alle brauchen«. Gebraucht werde »ein Maximum an Flexibilität und Offenheit für neue Strukturen«.
»Nur zufriedene Menschen lernen gerne«
Die Herausforderungen seien gerade jetzt besonders groß, betonte auch Niels Stock während einer Podiumsdiskussion. Stock ist Geschäftsführer von Vivat Lingua, einer Tübinger Sprachschule, die besonders innovativ arbeite. Um künftige Angebote in der Weiterbildung zu schaffen, brauche es weiter entwickelte hybride und digitale, aber auch analoge Angebote. »Es kann viele unterschiedliche Formen geben«, so Stock. Grundsätzlich müsse es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer passen, denn: »Nur zufriedene Menschen lernen gerne.«
Unter Future Skills verstehen man laut Matthias Alke digitale Fertigkeiten, die helfen, mit Technologien künftige Probleme zu lösen und mit den multiplen Krisen, Widersprüchen und Unsicherheiten umzugehen. Fachkompetenzen seien weiter notwendig, sie müssten aber mit den Future Skills verbunden werden.
»Der technologische Fortschritt passiert mit oder ohne uns«
»Der technologische Fortschritt passiert mit oder ohne uns«, schlussfolgerte Hoffmeister-Kraut. Die Digitalisierung berge enormes Potenzial, um etwa die Bürokratie abzubauen. Alles könne die Digitalisierung aber nicht leisten, sagte Niels Stock. Ausländischen Beschäftigten bleibt zum Beispiel nichts anderes übrig, als die Sprache hier zu lernen. Die Alternative wäre »abstumpfen und der KI alles zu überlassen«. Keine gute Idee, so Stock. »Deshalb mein Tipp: Lernen Sie mal wieder eine Sprache.« (GEA)