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Aktuell Versorgung

Wirrwarr um zweitägige Vodafone-Störung in Altenburg und Sickenhausen

Mehr als zwei Tage lang waren 460 Haushalte in Altenburg und Sickenhausen von Internet, Telefon und TV abgeschnitten. An einer Baustelle war ein Glasfaserkabel beschädigt worden. Kunden und die Ortsvorsteher der beiden Reutlinger Teilorte ärgern sich über die spärlichen Infos von Vodafone, die die Gerüchteküche angeheizt haben.

Einen Bagger an dieser Baustelle in Altenburg verdächtigten viele Vodafone-Kunden, die Störung verursacht zu haben. Das Bauunternehmen dementiert das. Foto: Steffen Schanz
Einen Bagger an dieser Baustelle in Altenburg verdächtigten viele Vodafone-Kunden, die Störung verursacht zu haben. Das Bauunternehmen dementiert das.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Kein Internet, kein Telefon, kein Fernsehen. Nichts ging über mehr als zwei Tage bei Kabel-Kunden von Vodafone in Altenburg und Sickenhausen. 460 Haushalte waren laut dem Telekommunikations-Dienstleister von der Störung betroffen. Von Montag um etwa 13 Uhr bis Mittwochnachmittag waren dessen Kabel-Dienste lahmgelegt. In der Zwischenzeit erhielten die Betroffenen aber offenbar keine Auskunft über Ursache und voraussichtliche Dauer der Störung: »Unsere Techniker arbeiten daran, die Störung zu beheben«, hieß es nur von Mitarbeitern der Service-Hotline, wie Betroffene dem GEA berichteten.

Neben der Redaktion waren auch die beiden Bezirksbürgermeister der Reutlinger Teilgemeinden Anlaufstelle für Beschwerden verärgerter Bürger, die bei Vodafone nicht weiterkamen. Darunter Chefs von Betrieben, die ohne Telefon- und Internetzugang lahmgelegt waren. Beschäftigte im Homeoffice, die nicht mehr arbeiten konnten. Eltern von Schülern, die ihre digital übermittelten Hausaufgaben nicht erledigen konnten. »Es war ein Riesenproblem«, sagt Sickenhausens Ortsvorsteher Frank Zeeb, der selbst von der Störung betroffen war.

Die Gerüchteküche brodelt

Er ging bei Vodafone auf Ursachenforschung – ebenso erfolglos, wie Altenburgs Ortsvorsteher Frank Hofacker. »Es war dubios. Um die Störung zu melden, musste ich mich mit Kundennummer identifizieren als wöllte ich einen Vertrag abschließen.« Aber auch er wurde im Ungewissen gelassen. »Ich habe alles versucht, bin aber zu keinem Ansprechpartner durchgekommen. Man hängt in der Luft, das ist sehr unbefriedigend.«

Derweil brodelte schon die Gerüchteküche in den Ortschaften. Einige hatten schnell zwei Baustellen in Altenburg im Verdacht. Am Umspannwerk in Oferdingen und in der Moselstraße finden seit Kurzem Bauarbeiten statt, um eine Hochspannungsleitung ins Kirchentellinsfurter Industriegebiet Mahden zu legen. Diese benötigt das derzeit entstehende Batteriewerk des Unternehmens Cellforce, das 2024 in Betrieb gehen soll. Möglicherweise habe ein Bagger ein Kabel angerissen, so der Verdacht einiger Bürger.

»Diese Baustellen waren das naheliegendste als Ursache«, sagt auch Hofacker. Doch das zuständige Bauunternehmen List beteuert sowohl ihm gegenüber als auch dem GEA: »Wir waren das nicht.«

Über einen Pressesprecher von Vodafone erfuhr der GEA im Laufe des Mittwochs etwas mehr als die Ortsvorsteher und Kunden. »Die Glasfaser-Zufuhrstrecke zu dem örtlichen Verteilerpunkt, der die 460 Kunden normalerweise versorgt, ist beschädigt worden.« Die Ursache: nicht näher definierte »Bauarbeiten«. An welcher Baustelle das Malheur passiert ist, wurde jedoch nicht verraten. »Mit der Nennung der genauen Schadstelle haben wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht«, sagt der Vodafone-Pressesprecher. Oft habe man eine Art »Tourismus« erlebt, bei dem Leute an den entsprechenden Ort gefahren seien und Mitarbeiter beleidigt hätten.

Eine weitere Baustelle in Altenburg, an der ein Kabel hätte beschädigt werden können, fällt Bezirksbürgermeister Hofacker nicht ein. Ähnlich geht es seinem Kollegen Zeeb. Die einzige ihm bekannte Baustelle am Pferdehof an der Sickenhäuser Straße schließt er aus. »Da wird an einer Hochspannungsleitung nur eine Muffe ausgetauscht.«

Vodafone bittet um Entschuldigung

Endgültig lösen lässt sich das Wirrwarr um die Vodafone-Störung wohl nicht mehr. Am Mittwochnachmittag durften dann aber wenigstens alle Kabel-Kunden aufatmen. Telefon, Internet und Fernsehen funktionierten nach und nach wieder. Warum es dazu mehr als zwei Tage brauchte? »Die Reparaturarbeiten sind in der Planung und Ausführung leider sehr aufwendig«, sagt der Pressesprecher. Der örtliche Dienstleister sei direkt nach Bekanntwerden der Störung aktiv geworden. Er habe eine umfassende Situationsanalyse vorgenommen, die Schadstelle durch Messungen vor Ort ermittelt und ein Reparaturkonzept erstellt. Am Mittwochmorgen sei der Kabelschaden bei den finalen Tiefbau- und Reparaturarbeiten behoben und die gesamte Zufuhrstrecke neu eingerichtet worden. In mehreren Phasen wurden dann die einzelnen Dienste wieder freigeschaltet. »Wir bitten die betroffenen Kunden um Entschuldigung für die vorübergehenden Unannehmlichkeiten.« (GEA)