REUTLINGEN. Spaziergänger mussten schmunzeln – und manch einer war beim Vorbeigehen vielleicht verwundert, was die Symbolik bedeuten soll: Zwei »Achtung-Biber«-Schilder an den Seen im Reutlinger Markwasen warnten vor Überschwemmungen auf den Wanderwegen und einer rutschigen Holzbrücke. Alles wegen mindestens zweier Biber, die im Reutlinger Naherholungsgebiet seit geraumer Zeit ein Zuhause gefunden haben. »Warum fehlen die Schilder plötzlich?«, fragte sich eine aufmerksame GEA-Leserin und wendete sich an ihre Zeitung.
Immer wieder kommt es auf den Wanderwegen im Markwasen zu kleineren Überschwemmungen, weil die fleißigen Baumeister ihre Dämme errichten. Damit Spaziergängern und Joggern nasse Füße erspart bleiben, stellte die Stadt Reutlingen zwei Biber-Warnschilder auf. Die Schilder sind vor nicht einmal zwei Jahren im Markwasen entlang der Wanderwege montiert worden. Seit geraumer Zeit klaffte dort, wo einst das Profil eines Bibers unter dem offiziellen Warnsymbol für Hochwasser hing, eine Lücke. Wo die Hinweise abgeblieben sind? Darüber möchte bei der Stadt Reutlingen indes niemand mutmaßen. Von offizieller Seite abmontiert wurden sie jedenfalls nicht, so Barbara Fischer vom Reutlinger Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt. Jemand muss an beiden Biber-Schildern die Schrauben gelöst haben, und sie unbemerkt entfernt haben.
Bisher konnten größere Überschwemmungen vermieden werden
Fakt ist: »Zwei neue Biber-Warnschilder wurden bestellt und sind bereits anmontiert«, versichert Fischer. Übernommen wurde diese Aufgabe von den Technischen Betriebsdiensten Reutlingen (TBR), sodass inzwischen neue Schilder an den Seen im Markwasen hängen.
Dr. Albrecht Gorthner, offizieller Biber-Beauftragter der Stadt Reutlingen, bedauert das Verschwinden der Schilder. Trotzdem sieht er die Lage positiv: »Der Biber erregt ordentlich Aufmerksamkeit in Reutlingen, so viel ist sicher.«
»Zum Glück haben wir es in der Vergangenheit aber geschafft, mit der richtigen Entwässerung größere Überschwemmungen zu vermeiden«, sagt Gorthner. Zwar dürfte der Damm eines Bibers auf gar keinen Fall zerstört werden. Dem Forscher gelang es jedoch, mit Drainage-Rohren das Wasser im Markwasen abfließen zu lassen.
Dass einer der beiden Biber – Mark, wie ihn Gorthner nennt – mehr öffentliche Aufmerksamkeit als seine Artgenossen bekommt, sei etwas Besonderes. Andere Biber seien beispielsweise aufgrund von Überschwemmungen bei Weitem nicht so oft in den Medien gewesen wie der Biber aus dem Markwasen. »Ich habe zehn Biber zu betreuen, die im Gegensatz zu Mark aber alle unauffällig sind.« (GEA)