REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Der Tagesordnungspunkt Mitteilungen ist in Ortschaftsrats-Sitzungen normalerweise eine schnell abgehakte Formalie. Nicht in Ohmenhausen. Stefan Dvorak, Chef des Stadtplanungsamtes, kam persönlich in die alte Dorfschule, um dem Gremium die frohe Botschaft zu überbringen: Die Linie 22 kommt mit dem Fahrplanwechsel als Ringverkehr und im 20-Minuten-Takt zurück. »Es wird«, strahlte Dvorak, »ab 10. Dezember wieder deutlich busser.« Und das nicht nur in Ohmenhausen, sondern in ganz Reutlingen, denn das »Stadtbusnetz 2.0« bedeute eine Optimierung des RSV-Fahrbetriebs ganz ohne Mehrkosten.
Genau genommen geht’s mit dem »Stadtbusnetz 2.0«, das mit dem Fahrplanwechsel in Kraft tritt, rückwärts: in die Zeit vor der Pandemie, als mit dem neuen RSV-Konzept im September 2019 »alles busser«, so der Werbeslogan, wurde. »Ohmenhausen war besser ans Stadtnetz angebunden als je zuvor«, erinnerte Stefan Dvorak. Im 20-Minuten-Takt konnten die ÖPNV-Nutzer die Innenstadt erreichen, das Wohngebiet Hasenberg blieb nicht länger außen vor und die Linien 22 und 2 fuhren bis in die späten Abendstunden.
Die Freude währte nur kurz, die RSV musste wegen der pandemiebedingten Fahrgastrückgänge und aus anderen Gründen den Rotstift ansetzen. Den Kürzungen im Juli 2021 fiel auch die Linie 22 zum Opfer. Was, wie Dvorak richtig erkannte, »für erhebliche Aufregung« sorgte. Und geballten Protest, mit dem die Ohmenhäuser immerhin eine Teil-Reaktivierung erreichten. »Das war aber nur eine halbe Lösung«, so der Stadtplaner selbstkritisch. Doch es habe immer die Zusage gegeben, das Stadtbusnetz wie vor der Pandemie wieder herzustellen. »Und die Linie 22 stand dabei ganz oben.«
Doch es ging nicht einfach alles auf Anfang, sondern das Busnetz wurde ab Herbst 2022 konzeptionell weiterentwickelt und verbessert. Das Ergebnis: Fahrplantechnische Defizite wie Schleifenfahrten wird es ab Dezember nicht mehr geben, was laut Dvorak unnötige Kilometer und damit enorme Kosten spart. Mit realen Fahrzeitmessungen wurden »robuste Fahrpläne« erstellt, um ärgerliche Verspätungen zu vermeiden. Nebenfahrzeiten fallen weg, bis zum Abend gibt es also wieder einen durchgängigen 20-Minuten-Takt, was auch für die Ferienpläne gilt.
Die Nachtbusse fahren schon wieder, ab 10. Dezember dann auch die Linie 22 im Ringverkehr mit der Linie 2 wie vor der Kappung. Allerdings nicht ganz, denn vom Lindachknoten biegt sie nicht nach links in den Ledergraben ab, sondern fährt via Burgplatz durch die Gartenstraße und dann weiter. »Das Plus ist: Mit beiden Linien sind alle großen Haltestellen und die ganze Innenstadt erreichbar«, sagte Dvorak. Und man habe alle zehn Minuten die Möglichkeit, mit dem 2er oder 22er nach Ohmenhausen zu fahren – entweder übers Ringelbachgebiet oder Betzingen. Anders als bisher auch wieder am Wochenende, dann im 30-Minuten-Takt. »Im Vergleich zu anderen Städten ist das eine Besonderheit.«
Die vergangenen drei Jahre mit dem Verzicht auf den Ringverkehr seien hart für Ohmenhausen gewesen, meinte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Werner Koch. »Aber die Zeit wurde genutzt, um Schwächen zu erkennen und das Netz zu optimieren.« Die Freude in Ohmenhausen über die Rückkehr der Linie 22 sei groß. Statt zu protestieren, wolle man deshalb feiern: Am 10. Dezember soll es um 11 Uhr ein »Feschtle« an der Haltestelle Bodäcker geben. Ein Gast steht schon fest: Stefan Dvorak sagte spontan sein Kommen zu. (GEA)