REUTLINGEN. Wer in der Reutlinger Innenstadt ein plötzliches, aber äußerst dringendes Bedürfnis verspürt, hat gute Chancen, schnell ein stilles Örtchen zu finden, um sich zu erleichtern. Man muss nur wissen, wo. Das weiß auch Peter Epp, den der GEA direkt auf dem Marktplatz fragt: »Als Reutlinger weiß ich, wo die nächste öffentliche Toilette ist«, behauptet er stolz. Er zählt auf: »Hier, direkt am Marktplatz, dort, in der Krämerstraße, im Rathaus und im Untergeschoss der Müllergalerie.« Damit liegt er schonmal richtig, aber vollständig ist seine Aufzählung nicht.
Tatsächlich gibt’s sieben öffentliche Toiletten in der Reutlinger Innenstadt und zehn Gastronomiebetriebe, die bei der Initiative »Nette Toilette« mitmachen. Ab März kommt noch eine »Nette Toilette« im Hola Oli am Tübinger Tor hinzu. Das heißt, überall dort kann jeder mal schnell hin, selbst wenn er oder sie kein Gast in der Lokalität ist. »Holla, nicht schlecht, dafür müsste man ja eigentlich Werbung machen«, entfährt es Peter Epp mit einem Lachen.
Ähnlich wie er äußert sich Ingrid Zötsch: »Ich bin aus Dettingen wegen eines Arzttermins nach Reutlingen gekommen und weiß schon ungefähr, wo ich schnell mal hin könnte.« Für Menschen, die sich nicht in Reutlingen auskennen würden, sei das aber schon schwerer.

Andreas Pinna vom Vorstand der Reutlinger Gastro Initiative findet jedenfalls, dass die Reutlinger Innenstadt gut abgedeckt ist mit öffentlichen Toiletten und gut erreichbaren WCs. Er könne zwar nicht für alle seine Gastro-Kollegen sprechen, aber in der Regel würden auch solche Lokale, die nicht bei der »Netten Toilette« mitmachen, niemanden mit einem ganz dringenden Bedürfnis wieder wegschicken.
Aber wie sieht es beispielsweise in den Bäckereien aus? Nicht so schlecht: »Wir haben Gästetoiletten in erster Linie für unsere Café-Gäste«, erklärt Marianna Pauljevic in der Bäckerei-Konditorei Padeffke und fügt auf Nachfrage hinzu: »Wenn’s ganz dringend ist, können andere auf Nachfrage auch auf unsere Gästetoilette. Es kostet nichts extra.«

Bei der Bäckerei Berger, dem Bäckerhaus Veit an der Marienkirche und dem Café Sommer ist die Toiletten-Situation klar: Hier können Gäste und auch solche, die mal dringend »müssen«, aber keine Kunden sind, kostenlos die Sanitäranlagen nutzen. Anders beim Eiscafé da Claudio in der Wilhelmstraße: Die Bedienung Anna Souza verweist mit einem charmanten Lächeln auf die Toilettenanlage im Untergeschoss der Müllergalerie: »Wir haben leider keine Gästetoilette«, sagt sie.
»Nur in absoluten Notfällen, können wir Kunden auf unsere Mitarbeiter-Toilette lassen. Oder wenn’s bei Kindern oder älterer Kundschaft pressiert«, erklärt Gabriele Beck, Chefin des gleichnamigen Schuhgeschäftes. Das Stammhaus ist direkt gegenüber, eine Filiale mit Sonderverkauf direkt am Eingang der Müller-Galerie. Damit ist klar, wohin Kunden mit dringenden Bedürfnissen geschickt werden. Mitarbeiter der Buchhandlung Osiander verweisen auf die WC-Anlagen in der Nähe. Da wären beispielsweise die Modehäuser Breuninger und Zinser. Hier gibt es Kundentoiletten, und die Mitarbeiter weisen auf Anfrage den Weg dorthin.
»Aus hygienischen Gründen ist bei uns die Toilettennutzung nicht möglich«, hieß es bei der Metzgerei Zeeb am Albtorplatz. Hier liegt die nächste öffentliche Toilette aber keine 20 Meter entfernt.
Pech haben Kunden der bekannten großen Ketten H & M und dem dm-Drogeriemarkt: »Tut uns leid, keine Kundentoilette«, hieß es übereinstimmend. Auch hier wird auf umliegende Anlagen in der Nähe verwiesen.

Fazit: Die Toilettendichte und die Service-Bereitschaft in Gastronomie und Einzelhandel sind größer als man zunächst meinen könnte. Selbst wenn’s ganz dringend sein sollte, in der Reutlinger Innenstadt ist eine freie Toilette nicht weit entfernt. (GEA)