REUTLINGEN. Die CDU lügt, sie ist inkompetent und sie beteiligt sich an Kriegsverbrechen. So sieht das der deutsche Youtuber Rezo. In seinem 50 Minuten langen Video »Die Zerstörung der CDU«, das mittlerweile mehr als fünf Millionen Mal geklickt wurde, stellt er dar, warum die Partei aus seiner Sicht das Leben und die Zukunft der Menschen kaputt macht. In den sozialen Netzwerken erntet Rezo viel Lob und knapp 600.000 Likes. Nach ersten abweisenden Reaktionen hat die CDU den Youtuber zum Meinungsaustausch eingeladen und Teile seiner Kritik als berechtigt bezeichnet. Auch CDU-Politiker aus der Region haben sich zu dem Video geäußert.
Felix Mayer, Kreisvorsitzender der Jungen Union Reutlingen und Mitglied des Pfullinger Gemeinderats ist bei Facebook auf das Video gestoßen. Er hat zwar noch nicht alle Quellen überprüft, gibt Rezo aber in einigen Punkten recht. So zum Beispiel beim Klimaschutz. Da unternehme die CDU seiner Meinung nach zu wenig. Auch beim Thema Uploadfilter, die Urheberrechtsverletzungen im Netz erkennen und Inhalte löschen können, habe seine Partei einiges falsch gemacht, so der 23-Jährige. Kritisch sieht er dagegen, dass der Filmemacher vieles verkürzt darstelle: »Eine Stunde über die Politik der vergangenen 40 Jahre herziehen ist schon heftig«, sagt Mayer.
Katharina Böbel stört, dass die Christdemokraten für das vermeintliche Versagen der Politik im Video nahezu alleine verantwortlich gemacht werden. »Er zerlegt die CDU, aber die hat in der Vergangenheit immer mit SPD oder FDP gemeinsam regiert«, sagt die 18-Jährige, die auf Platz elf der CDU-Liste für den Reutlinger Gemeinderat kandidiert. Außerdem hält sie den Ton der Kritik für überzogen: »Wenn das der neue Stil meiner Generation sein soll, dann gute Nacht.«
Ähnlich sieht das auch Gabriele Gaiser, die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion in Reutlingen. Wörter, wie »fucking Bundesregierung« gehören für sie nicht zu einer sachgerechten Auseinandersetzung, obwohl sie weiß, dass im Netz ein rauer Umgangston herrscht. Sie fragt sich, ob Rezo seine Kritik so extrem geäußert hat, um Klicks zu sammeln, oder weil er wirklich ins Gespräch kommen will. Inhaltlich könne man über alles sprechen, so Gaiser, einfach pauschal zu sagen, dass nichts unternommen wird, wie Rezo der CDU in Sachen Klimapolitik vorwirft, sei dagegen zu wenig. (GEA)