REUTLINGEN. Für noch mehr leuchtende Kinderaugen und strahlende Erwachsene freut sich das Umweltbildungszentrum Listhof heute schon auf sein »Haus der Insekten«. Hier können in Zukunft allerlei faszinierende Geschöpfe in Semi-narräumen genauer untersucht oder erklärt werden. Dazu wird ein altes Wohnhaus umgebaut. Voller Freude haben Oberbürgermeister Thomas Keck und Helmut Treutlein als Vorsitzender des Trägervereins des Listhofes jetzt verkündet, dass die dazu nötigen Fördergelder gesammelt sind.
Auf drei Stockwerken sollen Labor- und Arbeitsräume für Bildung und Forschung zur Insektenvielfalt entstehen. »Mit dem Haus der Insekten bauen wir eine Gemeinschaft der Insektenfreunde auf«, freut sich Helmut Treutlein nach jahrelangen Vorarbeiten. Bereits 2019 ist mit Unterstützung durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb eine Machbarkeitsstudie mit dem Reutlinger Architekten Helmut Goldbach entstanden. Seitdem ist der Vorsitzende des Trägervereins fleißig wie eine Biene auf der Suche nach Geld.
Viel Geld gesammelt
»Ich habe an der Finanzierung mehrere Jahre Tag und Nacht geschafft«, sagt Treutlein, bevor er mit Stolz die Liste der Förderzusagen verliest: 420.000 Euro spendiert die Stiftung Volksbildung Reutlingen, 330.000 Euro kommen von der Stiftung Naturschutzfonds und 600.000 Euro beträgt eine Bundesförderung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags für Kulturinvest. Die durch das Gebäudemanagement der Stadt Reutlingen kalkulierten Kosten für das Projekt betragen 1.516.100 Euro. »Das fehlende Geld können wir aus den Rücklagen des Listhofes nehmen«, rechnet Treutlein vor. Somit ist die Sache finanziell geritzt, wird aber wohl noch eine Weile dauern.
Der Listhof
Wer das Reutlinger Umweltbildungszentrum Listhof noch nicht besuchen konnte, hat etwas verpasst. Denn hier wird Natur lebendig und hautnah erlebbar.
Gefördert werden das Naturerleben, Artenkenntnisse und aktiver Naturschutz. Egal ob Jung oder Alt, ob als Einzelperson oder als Gruppe – am Listhof gibt es für jeden Neues und Spannendes zu entdecken und erleben.
Der Listhof liegt an der L 383 Richtung Gönningen. Der Wegweisung vom Zentrum in Richtung Gönningen folgen. Einen Kilometer nach dem Ortsende Reutlingen rechts ab in Richtung Listhof. Der Weg ist dann ausgeschildert, das vielfältige Programm gibt’s im Internet. (pr)
Denn dieses als zukünftiges »Haus der Insekten« vorgesehene Gebäude ist alt und ziemlich baufällig. 1909 wurde es als Wohnhaus für eine Gärtnerei errichtet. Für seine neue Verwendung muss es komplett renoviert werden. Unter anderem soll ein neues Außentreppenhaus entstehen. Innen sieht Architekt Helmut Goldbach auf drei Etagen viele Räume für Seminare und Forschung sowie Netzwerkarbeit vor. Treutlein schätzt, dass es wohl bis Ende 2027 dauern wird, bevor alles fertig ist. Noch seien zahlreiche Dinge zu klären. Passend bei dem Vorhaben ist das nahe Krabbeltierhaus des Listhofes.
Hier erleben Kinder und Erwachsene heute schon allerlei dicke Brummer, dünne Mücken, fette Raupen wie diejenigen des kleinen Nachtpfauenauges oder zarte Schmetterlinge – teils lebendig, teils als liebevoll konserviertes Anschauungsstück. Die Mikroskope, die heute noch im Krabbeltierhaus stehen, werden in Zukunft das »Haus der Insekten« bereichern. Die Kursteilnehmer der Zukunft können ihr Anschauungsmaterial praktisch ganz schnell holen, und sich dann davon faszinieren lassen. Denn wer hat schon mal die Schuppen eines Schmetterlings ganz groß gesehen? Ebenso spannend dürfte es für Besucher sein, sich das Kinsecta-Forschungsprojekt anzuschauen. Dabei handelt es sich um ein mit künstlicher Intelligenz arbeitendes Insektenmonitoring-System in Kooperation mit der Berliner Hochschule für Technik.
Solche Zukunftsaussichten erfreuen auch OB Thomas Keck: »Reutlingen ist stolz auf den Listhof.« Deswegen sei er der Stadt auch jedes Jahr einen Zuschuss von 220.000 Euro wert. Beachtliche 18.000 Besucher zähle das Umweltbildungszentrum jährlich, verrät der Oberbürgermeister. Mit dem »Haus der Insekten« werde die mit dem Krabbeltierhaus begonnene Arbeit fortgeführt. (GEA)