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Von Zwergsteigern und Gipfelstürmern: So gelingt Wandern mit Kindern

Wanderungen mit Kindern enden oft als Desaster: Die Kinder motzen, die Eltern sind genervt. Eine Expertin vom Deutschen Alpenverein (DAV) gibt wertvolle Tipps, damit alle Freude an der Exkursion haben.

Wenn Wandern zum Abenteuer wird, bei dem man auch mal schmutzig werden darf, macht es auch dem Nachwuchs Spaß.
Wenn Wandern zum Abenteuer wird, bei dem man auch mal schmutzig werden darf, macht es auch dem Nachwuchs Spaß. Foto: Privat
Wenn Wandern zum Abenteuer wird, bei dem man auch mal schmutzig werden darf, macht es auch dem Nachwuchs Spaß.
Foto: Privat

REUTLINGEN/REGION. »Ich kann nicht mehr! Meine Füße tun weh! Wann sind wir endliche dahaaaaa????«: Wer schon mal Kindern einen Sonntagsspaziergang oder eine kleine Wanderung unternommen hat, kennt solche Äußerungen mit Sicherheit.

»Jetzt komm doch endlich, trödel doch nicht so rum. So kommen wir nie ans Ziel«: Wer schon mal mit seinen Eltern einen Spaziergang oder eine Wandertour unternommen hat, kennt solche Äußerungen mit Sicherheit.

Ja, und beide Seiten kennen auch das Fazit eines solchen Ausflugs: Frust und Enttäuschung bei Erwachsenen und Minderjährigen. Dabei muss das nicht sein. Es gibt durchaus Wege, die solche Exkursionen zu einem Erfolg werden lassen - und zwar für alle Beteiligten.

Zwergsteiger gehen einmal monatlich auf Tour

Anja Bachmeir hat im Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Reutlingen vor drei Jahren die »Zwergsteiger« gegründet: Eltern mit Kindern bis zu vier Jahren gehen seitdem einmal im Monat auf Tour. »In der Gruppe ist es viel einfacher«, lautet denn auch ihr erster Tipp. Dadurch wird es spannender und abwechslungsreicher, man kann sich nebenbei unterhalten, singen oder Quatsch machen. Ein kleiner Sprint zwischendurch oder das Laufen im Slalom sorgen für Abwechslung - und wenn die ganze Gruppe mitmacht, verfliegt die Zeit wie im Fluge.

Kinder entdecken viel Spannendes am Wegesrand: Eltern sollten ihnen Zeit dafür geben.
Kinder entdecken viel Spannendes am Wegesrand: Eltern sollten ihnen Zeit dafür geben. Foto: Privaz/DAV
Kinder entdecken viel Spannendes am Wegesrand: Eltern sollten ihnen Zeit dafür geben.
Foto: Privaz/DAV

Außerdem hat die Tourenführerin immer Zubehör im Gepäck, das zum Einsatz kommt, wenn ein Kind aufgeben will. »Wir haben zum Beispiel schon mal eine Seilschaft gebildet«, erzählt sie. Eine lustige Vorstellung, wie die kleinen Wanderer in Windeln sich gegenseitig mit einem Seil die Schwäbische Alb hochziehen. Sehr beliebt auch Ella: Das ist eine Stoffkuh, die die »Zwergsteiger« bei jedem Ausflug begleitet und die lustige Geschichten erzählt. Wenn einer schwächelt, darf er Ella eine Weile zu sich nehmen. Erlaubt sei alles, was die Kinder motiviert.

Auch andere Fortbewegungsmittel können manchmal dienlich sein: Weiß man beim Planen der Tour bereits im voraus, dass es längere ebene, eintönige Wegabschnitte gibt, kann man ruhig Laufräder mitnehmen, damit die Kleinen schneller vorankommen. Kinderwagen hingegen sind nur in Ausnahmefällen ratsam: »Da kann es sein, dass die Kinder nicht mehr laufen wollen, obwohl sie es noch könnten«, weiß Bachmeir aus Erfahrung.

Genügend Zeit einplanen

Wie weit können kleine Kinder denn zu Fuß gehen? »Kinder zwischen zwei und vier Jahren schaffen zwischen zwei und drei Kilometern«, sagt Anja Bachmeir, für die Kleineren sollten die Eltern eine Kraxe mitnehmen. Kinder im Grundschulalter können bis zu fünf Kilometer zurücklegen. Wichtig ist dabei: »Man sollte immer das Doppelte an Zeit einrechnen von dem, was in den Tourenbeschreibungen angegeben ist.« Zum einen, weil Kinder natürlich kleinere Schritte machen als Erwachsene, zum anderen, weil sie ihre Umgebung viel aufmerksamer beobachten. Ein Ameisenhügel am Wegesrand, bunte Kieselsteine, ein Brunnen oder Walderdbeeren: Kinder entdecken oft Dinge, an denen ihre Eltern achtlos vorbei laufen würden. Und diese Entdeckungen wollen freilich gut untersucht sein.

Von klein auf mit dabei - auf Papas Rücken in der Kraxe.
Von klein auf mit dabei - auf Papas Rücken in der Kraxe. Foto: Privat/DAV
Von klein auf mit dabei - auf Papas Rücken in der Kraxe.
Foto: Privat/DAV

Ein weiterer wichtiger Punkt, ohne den es nicht geht, ist die richtige Ausrüstung: Passendes Schuhwerk für alle, Essen und Trinken, denn Wandern strengt an und frische Luft macht hungrig, sowie Ersatzklamotten. Denn gerade, wenn die Streckenführung spannend ist, wird man leicht mal schmutzig oder nass. Bachläufe, kleine Höhlen oder Wasserfälle sind fast schon eine Garantie für einen gelungenen Ausflug - noch besser ist es, wenn man neue Kleidung für später dabei hat.

Lieber spannend als kinderwagentauglich

Thema Streckenführung: Ab dem Moment, in dem die Wanderzwerge selbst zu Fuß unterwegs sind, sollte man keine Strecke mehr aussuchen, die »kinderwagengeeignet« ist: Denn die verlaufen meist auf geteerten Wegen, die wenig Abwechslung zu bieten haben. Besser ist da eine Runde durch den Wald oder mit leichtem Klettern an einem Hang. »Die Schwäbische Alb und unsere Region sind ideal für solche Wanderungen mit kleinen Kindern«, schwärmt Anja Bachmeir. Bei der Vorbereitung sollte man darauf achten, dass Abkürzungen möglich sind, falls mal doch nichts mehr geht, und ideal ist es, wenn auf der Runde eine Grillstelle und Spielmöglichkeiten vorhanden sind. »Dann haben auch die Erwachsenen mal die Möglichkeit, sich in aller Ruhe zu unterhalten und eine Wurst zu essen.«

Erfolgsgarant Wasser: Wechselkleidung nicht vergessen.
Erfolgsgarant Wasser: Wechselkleidung nicht vergessen. Foto: Privat/DAV
Erfolgsgarant Wasser: Wechselkleidung nicht vergessen.
Foto: Privat/DAV

Pro Ausflug nehmen fünf bis acht Familien teil, berichtete Bachmeir, insgesamt sind es rund 20 Familien, die dieses Angebot des DAV immer mal wieder wahrnehmen. Anja Bachmeir und ihr Mann haben es initiiert, als sie vor drei Jahren von München hergezogen sind. »Wir sind gerne aktiv und in der Natur draußen«, sagt Bachmeier, dieses Erlebnis wollten sie mit anderen teilen. Im DAV war man sofort angetan von ihrem Angebot, eine Gruppe zu gründen, »es läuft auch richtig gut«, sagt Bachmeir. Zwischenzeitlich gehen sie einmal im Jahr sogar gemeinsam zu einem Hüttenwochenende. Die Kinder erfahren die Natur aus nächster Nähe, lernen so Respekt vor ihr und haben dabei noch eine Menge Spaß. Außerdem kommen sie in Bewegung, sie laufen und toben, klettern und springen.

Für die größeren Kinder bietet der DAV Reutlingen die Gruppe »Gipfelstürmer« an - »eine Familiengruppe für bewegungsfreudige Kinder zwischen fünf und acht Jahren, deren Geschwister und Eltern. Gemeinsame Erlebnisse sollen die Freude an der Natur fördern.« Allerdings sei der DAV auch immer offen, wenn es Initiativen gibt, die weitere Gruppen - etwa für andere Altersgruppen - gründen wollen.

www.dav-reutlingen.de/fachbereiche/familien