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Aktuell Reutlingen

Von Umarmungen wird abgeraten

VON HANS JÖRG CONZELMANN

REUTLINGEN. Sechs Wochen haben sich die Klassenkameraden nicht gesehen, die Freude wird groß sein am ersten Schultag. Nicht wenige werden sich in den Armen liegen - ganz entgegen den Empfehlungen des Kultusministeriums. Sogar vom schlichten Handschlag raten die Stuttgarter Bildungspolitiker neuerdings ab. Der Grund: die Schweine-Grippe. Einer »Handlungsanweisung« zufolge, deren Inhalt die Lehrer am Montag verkünden sollen, sind »Begrüßungsrituale« vorläufig tabu - wegen der Tröpfcheninfektion.

Grippe-Tipps vom Lehrer

»Unaufgeregt« will Hans Selinka, geschäftsführender Rektor der Reutlinger Gymnasien, mit dem Schreiben aus der Landeshauptstadt umgehen, und auch die Geschäftsführende Schulleiterin für Grund-, Haupt-, Real-, Sonder- und Förderschulen, Carola Rieger, achtet auf »Augenmaß«, um Panik zu vermeiden. Lehrer und Elternbeiräte freilich sind informiert und haben die Stuttgarter Depeche erhalten, den Schülern soll der neue Verhaltenskodex am Montag nähergebracht werden. »Die Lehrer werden’s ansprechen«, verspricht Rektor Selinka. »Wir können uns dem nicht entziehen«, meint auch Carola Rieger.

Tatsächlich hat das Kultusministerium pünktlich zum Schulbeginn umfangreiches Informationsmaterial zur »Neuen Grippe« verschickt, wie die Schweine-Grippe von den Landespolitikern neuerdings genannt wird. In den Papieren stehen Hinweise zur Vorbeugung und Verhaltensempfehlungen bei Verdachtsfällen. Diese Tipps wurden mit dem Ministerium für Arbeit und Soziales und dem Landesgesundheitsamt abgestimmt, die Trägerverbände von Kindertageseinrichtungen sind ebenfalls informiert.

In dem Schreiben geht es vorwiegend um die allseits bekannten Krankheitssymptome, um Vorbeugemaßnahmen und darum, wie die Rektoren mit erkrankten Lehrkräften und Schülern umzugehen haben. Merkblätter mit Hygienemaßnahmen des Robert-Koch-Instituts liegen in den Schulen bereit und sollen verteilt werden. Dort stehen Ratschläge wie das »regelmäßige Händewaschen mit Wasser und Seife«, ferner das Husten »in ein Einmal-Taschentuch oder in den Ärmel und nicht in die Hand«. Die Fachwelt rät außerdem, »Papiertaschentücher direkt« zu entsorgen und Räume regelmäßig zu lüften. Mit diesen Verhaltensmaßnahmen könne das persönliche Erkrankungsrisiko »deutlich reduziert« werden. Sollte einer der Schüler trotzdem die Symptome der Schweine-Grippe aufweisen, müsse er »sofort zu Hause bleiben« und dürfe frühestens einen Tag nach Abklingen des Fiebers in die Schule zurückkehren.

Symptome ähnlich

Sollten mehrere Fälle von Grippeerkrankungen in einer Klasse oder an der Schule auftreten, müssen sich die Schulleiter mit dem Reutlinger Gesundheitsamt verständigen. Eine Freistellung von Klassen muss mit dem staatlichen Schulamt abgesprochen werden.

Die Krankheitsanzeichen der Schweine-Grippe sind ähnlich wie bei einer »saisonalen Grippe«: Fieber von mindestens 38 Grad (bei Kindern 38,5) und Husten sowie ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Hals-, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und/oder Erbrechen. (GEA)